Twenty One Pilots - Clancy
Fueled By Ramen / WarnerVÖ: 24.05.2024
Sequel done right
Reanimation, jetzt! Clancy, der Protagonist einer nunmehr drei Alben umspannenden Saga des Musiker-Duos Twenty One Pilots, ist wie Lazarus von den Toten auferstanden. Mit ihrem insgesamt siebten Output setzen Tyler Joseph und sein Drummer Josh Dun dem Herrn nun ein gleichnamiges Denkmal und bringen seinen Charakter-Arc zu einem gebührenden Abschluss. Wir erinnern uns: Clancy befindet sich auf einem dystopischen Planeten namens Dema und bekämpft dort blutrünstige Bischöfe. Klar, all das Geschwurbel ist eine riesige Metapher für Josephs dann doch relativ weltliche Befindlichkeiten, die Heldenfigur zumindest teilweise ein Alter Ego des tätowierten Frontmanns. Aber das aufgeblasene Konzept braucht sich gar nicht länger in den Vordergrund drängeln, wenn die Songs als eigenständige Werke überzeugen. Verglichen mit "Scaled and icy" hat die Band hier tatsächlich deutlich zugelegt.
Twenty One Pilots vermengen weiterhin Conscious Rap mit Dub- und Reggae-Kante, freundliche Synthies und guten alten Alternative Rock zu einer recht eigenständigen Mischung. 2024 fällt ihr Stil-Mix wieder düsterer und rockiger aus, "Overcompensate" legt hier mit seinem vertrackten Breakbeat ordentlich vor. Anschließend bringt die Band das Kunststück fertig, im Pop-Punker "Next semester" eins zu eins nach My Chemical Romance zu klingen – das mit den E-Gitarren funktioniert dort besser als im Laut-Leise-Crossover "At the risk of feeling dumb". Am stärksten sind Twenty One Pilots jedoch immer dann, wenn sie schnörkellosen Pop und souveränen Sprechgesang verbinden. Joseph schaukelt sich im HipHopper "Backslide" immer weiter in Rage, bevor er in der späteren Fortsetzung "Snap back" in ein melancholisches Loch fällt. "Got a bad feeling that I'm about to break / Been a good streak, but the pressure's overweight": Mood, Flow, Message – der Track sitzt.
Weniger gelungen, wenngleich nicht völlig übel kommen nett-unspektakuläre Songs wie "Midwest indigo" oder "Routines in the night" daher. Wenn Joseph die Kopfstimme auspackt, gelingen ihm die hypnotischsten Momente des Albums wie im psychedelisch durch den Block bouncenden "Lavish" oder dem Stop-and-go-Highlight "Vignette" mit seinen grellen Synth-Streichern. Im abgespeckten "The craving (Jenna's version)" stimmt der Sänger zu verträumten Ukulele-Klängen eine bittersüße Hymne an seine Ehefrau an. Ähnlich okay ist der vor allem mit Blick auf Duns Drumming an Bloc Party erinnernde Dance-Rock von "Navigating". Und wie sich ein relaxtes Intro in eine schwermütige, aber weltumarmende Hymne verwandeln lässt, zeigt die Band zum großen Finale "Paladin strait": "Expectations that I'm gonna make it" – die Hoffnung stirbt zuletzt, egal, wie finster die eigenen Gedanken zuvor gewesen sein mögen.
"Clancy" ist ein Gesamtkunstwerk voller selbstreferenzieller Easter Eggs und überzeugt nicht zuletzt auch als beinharter Fan-Service für die zahlreichen Anhänger*innen der Band, ebenfalls bekannt als die "Skeleton clique". Als Bonus für jene haben Joseph und Dun zu sämtlichen Songs ein Musikvideo gedreht, mal kryptischer und ausstattungsstark, mal preiswerter und komödiantischer, mal in der post-apokalyptischen Dema-, mal in der eigentlichen Welt. Was jetzt Konzept ist und was nicht, ist allerdings irgendwo hinfällig, denn als reine Songsammlung haben Twenty One Pilots mit ihrem neuesten Langspieler verlorenen Boden gutgemacht. Und, Hand aufs Herz: Wann war der dritte Teil eines Franchise schon jemals der beste?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Vignette
- Snap back
- Paladin strait
Tracklist
- Overcompensate
- Next semester
- Backslide
- Midwest indigo
- Routines in the night
- Vignette
- The craving (Jenna's version)
- Lavish
- Navigating
- Snap back
- Oldies station
- At the risk of feeling dumb
- Paladin strait
Im Forum kommentieren
Ralph mit F
2024-06-25 21:20:17
Neuer Clip zum schönsten Song der Platte:
https://www.youtube.com/watch?v=mix9YfaaNa0
Eiersalat
2024-06-11 15:59:59
Was muss man von denen kennen? Die Radiosongs sind nämlich allesamt kacke.
tjsifi
2024-06-11 15:11:55
Sehr gelungenes (Pop) Album! Nicht mehr und nicht weniger.
Armin
2024-06-05 21:26:18- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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