Bring Me The Horizon - Post human: Nex gen

RCA / Sony
VÖ: 24.05.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nacht der lebenden Algorithmen

Schockiert es im Jahr 2024 wirklich noch irgendwen, wenn ein Autotune-Rapper und der 20 Jahre ältere Frontmann einer namhaften Postcore-Band auf einem Track zusammen als Features auftauchen? Die Überwindung des Genres hat schon lange die obersten Schichten des Mainstreams erreicht. Bring Me The Horizon, die sich von einer Metalcore-Kapelle aus Sheffield zur – der Social-Media-Resonanz nach zu urteilen – größten härteren Rockband der Welt entwickelten, haben auf "Post human: Nex gen" wieder einmal viel vor. Und doch gießen sie ein undurchsichtiges KI-Konzept, Krach-Geboller und Elektro-Akzente durchweg in konventionelle Pop-Rock-Formen – abgesehen von ein paar unnötigen Interludes, von denen der Jungle-Anfall "[Ost] P.u.s.s.-e" das einzig erwähnenswerte ist. Das ist keinesfalls schlimm: Das eingangs angerissene "Amen!", in dem Lil Uzi Vert und Glassjaw-Sänger Daryl Palumbo gemeinsame Sache machen, bereitet mit seiner chaotischen Mischung aus Ultra-Brutalität, Mega-Refrain und vernebeltem Trap-Absacker einen Heidenspaß. Am Ende der als zweiter Teil einer Tetralogie geplanten Platte lässt sich eine Diskrepanz zwischen Begleitrauschen und Substanz jedoch nicht abstreiten.

Dabei schöpfen Bring Me The Horizon gerade zu Beginn ein paar astreine Hits aus ihrer Formel. "Youtopia" transportiert ein paar Oldschool-Smashing-Pumpkins-Riffs per Stadion-Hooks in das Hier und Jetzt, an dem Billy Corgan sonst mit seinem eigenen "How do you do, fellow kids?"-Synthpop vorbeischießt. Mit Gekreische, Gekeife und einem Mini-Speed-Metal-Solo walzt "Kool-aid" seine Melodien noch ein gutes Stück heavier platt, ehe sich der Party-Punk von "Top 10 statues that cried blood" nach kurzer Math-Rock-Einlage in der zweiten Hälfte selbst zerlegt. "No one's gonna come and rescue me / I'm drowning in my sleep", singt Oli Sykes, wird später in "Darkside" noch verzweifelter: "Six feet in the dirt still breathing / Don't give a fuck if my heart stops beating." Klar, dass sich auch dieser Song keineswegs einbuddelt, sondern den Kopf über die höchsten Arena-Dächer hinaus reckt.

Sykes' Offenheit in Bezug auf seine Sucht und seine mentalen Gesundheitsprobleme ist bemerkenswert, auch wenn er es sich manchmal nicht verkneifen kann, die Meme-Gelüste seiner Fans zu bedienen: Der sowieso schon halbgare Akustik-Grunge von "N/a" verbaut Publikumschöre der vergangenen Tour, deren vollumfängliche Bedeutung man wohl nur mit Tiefenkenntnissen der Band-Lore versteht. Dass die Stärken von Bring Me The Horizon generell nicht gerade in den balladeskeren Momenten liegen, beweist kurz darauf auch der Midtempo-Power-Emo von "Strangers". Dann lieber in der mehr als gelungenen Deftones-Hommage "Limousine" zwischen den Schluchten von Sludge und Shoegaze-Metal cruisen, während Gast Aurora als Nordstern den Weg weist – oder sich gemeinsam mit den halblegendären Underoath durch "A bullet w/ my name on" metzeln, das beide Bestandteile des Worts "Glitchcore" gleichermaßen betont.

So schafft es "Post human: Nex gen", jeden uninteressanteren Moment mit zwei bis drei Aufweck-Backpfeifen zu kontern. Eine eher nichtssagende Laut-leise-Nummer wie "Die4u" verzeiht man schnell angesichts solcher Hyperpop-Punk-Banger wie "Lost" oder eines herrlich weirden "R.I.P. (Duskcore remix)", das Sykes' hochgepitchte Stimme unter digitalen Fluten aus Rave-Synths begräbt. Der siebenminütige Closer "Dig it" lässt seinen lichtundurchlässigen R'n'B in kathartischem Screamo explodieren, um nach Piano-Ausklang und Schweigeminute mit der Einführung einer multidimensionalen KI namens M8 zu irritieren, die nach wenigen Sekunden schon wieder abgehackt wird. "Life is a grave / And I dig it" – eine solch irgendwie plumpe, aber auch nicht unclevere Doppeldeutigkeit pointiert den Reiz hinter Bring Me The Horizon mehr, als es jeder alben- und medienübergreifende Mythos könnte.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Youtopia
  • Kool-aid
  • Limousine (feat. Aurora)
  • Amen! (feat. Lil Uzi Vert & Daryl Palumbo of Glassjaw)

Tracklist

  1. [Ost] Dreamseeker
  2. Youtopia
  3. Kool-aid
  4. Top 10 statues that cried blood
  5. Limousine (feat. Aurora)
  6. Darkside
  7. A bullet w/ my name on (feat. Underoath)
  8. [Ost] (Spi)ritual
  9. N/a
  10. Lost
  11. Strangers
  12. R.I.P. (Duskcore remix)
  13. Amen! (feat. Lil Uzi Vert & Daryl Palumbo of Glassjaw)
  14. [Ost] P.u.s.s.-e
  15. Die4u
  16. Dig it
Gesamtspielzeit: 55:26 min

Im Forum kommentieren

Mawi09

2024-07-12 14:19:00

Ich bin ziemlich enttäuscht. Die meisten und besten Songs waren schon lange vorab bekannt. Nur Limousine gefällt mir noch, sonst sind fast alle anderen mir zuvor unbekannten Songs mittelmäßig. Ein paar Kracher sind auf dem Album drauf, Lost ist zwar die totale Linkin Park Kopie funktioniert aber super. Generell gefällt mir der Anfang des Albums am besten.
Doch viele Songs sind mir erst zu poppig und dann werden sie so unpassend zerrissen, das funktioniert für mich nicht.
Insgesamt hätte es dem Album besser getan, wenn es die Länge wie sein Vorgänger gehabt hätte, da war nur das Lied mit Amy Lee unerträglich. Den Job übernimmt hier Di4u.

Auch negativ aufgefallen sind mir die Texte. Der Typ ist zwei jahre älter als ich und es klingt häufig als hätte das ein 14jähriger produziert.

Bin eher bei 5-6/10.

Affengitarre

2024-06-19 15:33:23

Das macht schon gewaltig viel Spaß. Da werden alle ihre bisherigen Stile und Einflüsse in einen Topf geworfen und schöne, energetische Popsongs mit harten Gitarren daraus gezaubert. Alternative der 90er, die Coremusik der 00er und ein guter Schuss moderner Pop, das funktioniert echt erstaunlich gut zusammen.

Anfangs fand ich das Soundbild ein wenig überladen, aber das Überdrehte ist schon sehr unterhaltsam. Eine 7/10 ist das für mich schon, vielleicht wächst das sogar noch etwas.

Armin

2024-06-05 21:24:48- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2024-05-24 19:07:03- Newsbeitrag

Liebe Medienpartner:innen,

ich freue mich, dass das Warten auf ein neues Bring Me The Horizon Album nun ein Ende hat! Denn heute veröffentlicht die Band um Oli Sykes, dass Album „POST HUMAN: NeX GEn“!

In den letzten Jahren konnte sich die Band aus Sheffield zu einer der erfolgreichsten Alternative-Rock Bands der Welt hocharbeiten, haben Millionen von Alben verkauft, einen Brit-Award gewonnen, Songs mit Ed Sheeran und Lil Uzi Vert veröffentlicht und sind dieses Jahr Headliner bei Hurricane und Southside Festival und werden dort zusammen vor über 100.000 Menschen spielen.

Da die Veröffentlichung als Überraschung für die Fans angedacht war, verkündete die Band es erst gestern mit einem Trailer auf YouTube und ihren Socials, und wurde über 6 Millionen mal an einem halben Tag angesehen.

„POST HUMAN: NeX GEn“ ist der zweite Teil der POST HUMAN Reihe, welche 2020 mit „POST HUMAN: SURVIVAL HORROR“ gestartet wurde.

Über POST HUMAN: NeX Gen

Willkommen bei NeX GEn...das Warten hat endlich ein Ende. Heute veröffentlicht die angesagteste britische Rockband der Welt ihr mit Spannung erwartetes neues Album NeX GEn über Sony/RCA.

NeX GEn ist das neueste Kapitel in der Serie, das die Band sowohl musikalisch als auch konzeptionell weiterentwickelt. Das Album folgt auf POST HUMAN: Survival Horror aus dem Jahr 2020, das die Zusammenarbeit mit YUNGBLUD, Nova Twins, BABYMETAL und Evanescence's Amy Lee beinhaltete und die Hitsingles Teardrops und Obey enthielt. Klanglich ist das Album sehr stark, während der Gesang von Frontmann Oli sein bisher melodischstes ist.



Bring Me The Horizon starteten mit einem explosiven Start ins Jahr 2024: Sie spielten vor über 140.000 Fans in Großbritannien und Irland auf ihrer bisher größten Arena-Tournee, gewannen den BRIT Award für den besten Alternative/Rock-Act, kündigten ihre erste Stadion-Show in São Paulo, Brasilien, an und nun die überraschende Veröffentlichung ihres neuen Albums, das bereits einen weltweiten Hype ausgelöst hat, seit es gestern Abend online erschien.



Survival Horror", der erste Teil der POST-HUMAN-Serie, wurde während der ersten COVID-Lockdowns fast vollständig aus der Ferne aufgenommen und lehnt sich an die schwere Seite der Band an, um ihre Gefühle von Wut, Angst, Leere und Verzweiflung auszudrücken. Von NeX GEn sagt Sänger Oli Sykes, dass es auf der Suche nach etwas Hoffnungsvollerem ist, wenn auch nicht ganz positiv an sich. Passenderweise hat die Musik dieses Mal - die bereits in den großen Singles Kool Aid, DiE4u , AmEN! und DArkSide zu hören war - einen noch euphonischeren, Post-Hardcore-beeinflussten Anstrich, während sie immer noch vor der einzigartigen, zukunftsweisenden Kreativität der Band strotzt



Oli fügt hinzu, dass es "ewig gedauert hat, das Album zu schreiben". Das liegt zum Teil daran, dass die Band dachte, der Lockdown würde viel länger dauern, als er es tat. Als die Sperre aufgehoben wurde, war ihr Terminkalender schnell voll mit Welttourneen und Headlinern von Festivals wie Reading & Leeds (wo sie zusammen mit Ed Sheeran ihren gemeinsamen Hit Bad Habits zum Besten gaben), NEX FEST in Japan, Download Festival in Großbritannien, Good Things in Australien und When We Were Young und Sick New World in Las Vegas.

Das liegt aber auch daran, dass sich das Konzept schnell zu etwas Größerem entwickelt hat, als es sich seine Schöpfer ursprünglich vorgestellt hatten. POST-HUMAN: Survival Horror wurde zu einem weitaus größeren Ereignis, als es sich die Band bei der Veröffentlichung vorgestellt hatte, und die Entwicklung des Nachfolgers erforderte weitaus größere Überlegungen, als zunächst angenommen wurde.



Unter der Oberfläche des Albums gibt es für diejenigen, die es erkennen können, so viel zu entdecken. "Es ist ein echtes Konzeptalbum mit einer umfassenden Geschichte, die an das erste Album anknüpft, aber das Konzept ist versteckt und begraben", sagt er. "Manche Leute werden sich nicht dafür interessieren, aber für manche könnte es wie ein Selbsthilfebuch sein. Es gibt eine Menge Dinge darin, einiges davon ist ziemlich klar, aber vieles davon ist kryptisch und versteckt. Die Leute müssen es selbst herausfinden."

Nicht, dass Bring Me The Horizon rückwärtsgewandt wären. Wie immer ist NeX GEn das Werk einer Band, die sich nicht scheut, sowohl sich selbst als auch die musikalische Welt, in der sie führend geworden ist, herauszufordern.

Wieder einmal werden andere folgen. Bereitet euch auf die Evolution vor.





[ost] dreamseeker
YOUtopia
Kool Aid
Top 10 staTues tHat CriEd bloOd
liMOusIne ft AURORA
DArkSide
a bulleT w- my namE On ft Underoath
[ost] (spi)ritual
n/A
LosT
sTraNgeRs
Rip (duskCOre RemIx)
AmEN! (feat. Lil Uzi Vert & Daryl Palumbo of Glassjaw)
[ost] puss-e
DiE4u
DIg It

Dumbsick

2024-05-24 15:14:54

Ironischerweise klingen sie jetzt noch elektronischer, bzw. mit mehr Effekten beladen, als vorher.

Bisher finde ich die Vorgänger EP deutlich besser. Tingelt zwischen 6 und 7 bei mir

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