Darkthrone - It beckons us all

Peaceville / Edel
VÖ: 26.04.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Na und?

Er ist der wohl bekannteste Postmitarbeiter seit Pitje Puck und Walter Spahrbier. Schallplatten-Nerd und ungewollter Chef-Kauz der Metal-Szene. Urgestein und Mitgründer einer ganzen Genre-Welle. Und natürlich, wie konnte es anders sein, hat sich der als Leif Nagell geborene Musiker schon längst seinen Künstler- zu seinem bürgerlichen Namen gemacht. Willkommen in der Welt von Gylve Fenris Nagell, den die Welt nur Fenriz nennt, willkommen in der Welt von Darkthrone. Und willkommen im größten Missverständnis, dem man bei dieser Band anheimfallen könnte. Denn was wäre Darkthrone ohne Fenriz' Bruder im Geiste Nocturno Culto, der in der realen Welt da draußen bekanntermaßen auf den Namen Ted Arvid Skjellum hört und hauptberuflich tatsächlich Lehrer ist? Eben. Und doch sah sich das Duo im Zuge der letzten Platte "Astral fortress" einem geradezu infamen Verdacht gegenüber, der auch hier nochmals ausgeräumt werden soll. Erstens: Der Schlittschuhläufer auf dem völlig durchgeknallten Cover ist mitnichten Fenriz. Zweitens: Das Motiv ist nicht auf dem Mist der beiden Protagonisten gewachsen, tatsächlich gab sich Fenriz in Interviews vielmehr stinksauer darüber.

Nun, Fenriz kann beruhigt sein: Das Artwork zum neuen Album "It beckons us all" stammt vom polnischen Künstler Zbigniew M. Bielak, und der gilt nun wahrlich als Koryphäe. Musikalisch bleibt glücklicherweise alles beim Alten – Darkthrone machen das, worauf sie gerade Bock haben, lassen den alten PR-Spruch "sie reißen stilistische Grenzen ein" einmal mehr wahr werden und liefern mit ihrem 21. Studioalbum erneut einen Metal-Cocktail ab, der mit "Blackened Doom Metal" zwar annähernd, aber dennoch unvollständig beschrieben ist. Werfen wir den ganzen Analyse-Zinnober also getrost wieder über Bord, denn die Wahrheit dürfte wie so oft in der Mitte zwischen Eklektizismus und Hedonismus liegen.

Einfach machen es einem die beiden allerdings nicht. Ein richtiger Flow will sich mit dem Opener "Howling primitive colonies" nicht einstellen, der vordergründig ein wenig zerhackt wirkt, dann aber mit sorgfältig versteckten Hooks begeistert. Viel offensichtlicher spielt da schon "Black dawn affiliation" mit seinen Reizen, reißt zunächst mit einem fiesen Headbanger-Riff alles in Stücke, bis Nocturno Cultos gewohnt kranke Vocals jede Menge Venom-Flair versprühen. Und wer immer noch meint, Darkthrone könnten nicht mehr überraschen, darf Fenriz gegen Ende mit Klargesang bewundern. Zumal dieses Album endlich einmal so etwas ähnliches wie eine Produktion genossen hat, wodurch die Synth-Flächen am Ende des Instrumentals "And in that moment I knew the answer" durchaus angemessen zur Geltung kommen.

Überhaupt haben die beiden Norweger offenbar ihre epische Seite entdeckt. "The bird people of Nordland" dreht insbesondere beim famosen Break im Mittelteil so richtig auf, und der Abschluss "The lone pines of the lost planet" ist mit fast genau zehn Minuten glatt einer der längsten Songs im Repertoire der Skandinavier – mitnichten künstlich aufgeblasen, sondern formvollendet eklektisch mit einer tiefen Verbeugung in Richtung der NWOBHM im Mittelteil. Hier bin ich Nerd, hier darf ich's sein, dachte sich Fenriz offenbar, und lässt seiner Liebe zu traditionellem Metal freien Lauf, zitiert sich wild durch die Historie und schafft es dennoch, den Song wie eine Einheit wirken zu lassen. Und genau das macht Darkthrone schon seit geraumer Zeit aus – hier leben zwei Freaks nicht nur ihren Musikgeschmack, sondern auch das Lebensgefühl Metal voll aus, sind bisweilen natürlich kauzig, pfeifen aber nach wie vor auf jegliche Konventionen. Das muss in dieser Konsequenz nicht jedem gefallen. Soll es aber auch nicht.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Black dawn affiliation
  • And in that moment I knew the answer
  • The lone pines of the lost planet

Tracklist

  1. Howling primitive colonies
  2. Eon 3
  3. Black dawn affiliation
  4. And in that moment I knew the answer
  5. The bird people of Nordland
  6. The heavy hand
  7. The lone pines of the lost planet
Gesamtspielzeit: 43:31 min

Im Forum kommentieren

ToRNOuTLaW

2024-05-14 11:37:04

Bin mit Darkthrone nicht so ganz warm geworden. Zur Rezi: Bin ja glücklich, dass der Bellmann hier zuverlässig Metal-Reviews beisteuert. Der erste Absatz ist aber schon ein bisschen sperrig und hinterlässt den Eindruck, hier brauchte es halt irgendeinen Einstieg in den Text.

Eiersalat

2024-05-13 20:16:43

Meddl

Armin

2024-05-13 20:12:54- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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