Princess Thailand - Golden frames

À Tant Rêver Du Roi / My Favourite Chords
VÖ: 12.04.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Post-Prunk

Vorgänge, die in Zeiten des Internets eigentlich als ausgestorben galten: unterschiedliche Release-Daten in verschiedenen Ländern. Früher oft praktiziert und mitunter entscheidend bei der Frage, ob ein Album noch in die Bestenliste der 1990er- oder 2000er-Jahre gehört, heute eine Seltenheit. "Golden frames", Longplayer Nummer drei der französischen Band Princess Thailand, erscheint im April 2024 in Deutschland, während andernorts Menschen bereits seit November 2023 in den Genuss der zehn neuen Songs kamen. Wobei für die volle Entfaltung wohl mehr als nur der kurze Konsum dieser 33 Minuten sorgt, denn das Quintett gilt als hervorragende, dynamische Liveband.

Schon auf dem selbstbetitelten Debüt und dem Nachfolger "And we shine" klangen die fünf weniger nach ihrer südfranzösischen Heimat, sondern nach dem, was sich schon vor 40 Jahren rund 1000 Kilometer weiter nördlich abgespielt hat. Princess Thailand stehen mit beiden Beinen im Dreieck des rauen No Wave, Post-Punk und Noise-Rock. Sie sind die noch kratzbürstigere Version von Siouxsie And The Banshees, türmen noch mächtigere Gitarrenwände auf, stürzen an unerwarteten Stellen komplett ins Chaos, von Sängerin Aniela Bastide durch Himmel und Hölle geführt. Diese spricht, flüstert, keift, dirigiert zu jeder Zeit den Lärm der vier um sie herum.

Auf "Hidden places", dem besten Song der Platte, gelingt dem Fünfer das alles in Perfektion. Ein unruhiges Intro, Bastides passiv-aggressiver Sprechgesang, die unumgängliche wilde Entladung zum Ende. Kurz, aber schmerzhaft schön - und auf "Golden frames" bereits zum dritten Mal in Folge in einem ähnlichen Stil. Macht aber gar nichts, denn Princess Thailand sind zu gut, um Übersättigung aufkommen zu lassen. Ihre große Kunst besteht darin, diesem ruppigen Sound trotzdem immer wieder feine Melodiebögen und Ohrwurmrefrains aus den Noten zu leiern.

"Basement" etwa ist brutal und mitreißend, "The night's magician" zeugt im Gegensatz durch den geflüsterten Text von einer gewissen Unheimlichkeit und "Endgame" ist das hörbarste Beispiel dafür, dass zum Equipment der Band auch ein Keyboard gehört. Editors lassen grüßen und laden zum gemeinsamen Tanz auf ihre ersten Alben ein. Nur kurz jedoch, denn das nachfolgende "Imperator" fegt noch einmal in bester Dissonanz alles weg. Und so beweisen Princess Thailand mit "Golden frames" erneut, dass der Post-Punk trotz seiner lange zurückliegenden Blütezeit und einigen Revivals immer noch nicht auserzählt ist.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hidden places
  • Basement
  • Imperator

Tracklist

  1. Blinded fool
  2. Ghost car
  3. Control
  4. Hidden places
  5. Machina
  6. The night's magician
  7. Basement
  8. The dispute
  9. Endgame
  10. Imperator
Gesamtspielzeit: 33:00 min

Im Forum kommentieren

Dulle

2024-04-26 12:08:26

Habe die Band jetzt erst durch die Rezi hier entdeckt - das Album gefällt mir sehr gut. Erstaunlich wie unbekannt die Band bei Spotify noch ist - aus 3 Alben nur 1 Song ("In This Room") mit mehr als 10.000 Streams. Der Song vom Vorgängeralbum ist allerdings auch grandios.

NeoMath

2024-04-26 12:02:50

Oh, feines Ding geworden. Geht mir aufs erste Ohr gut rein.

Wird nochmal intensiver gecheckckckckt!

Magoose

2024-04-21 19:45:14

Wie "Ghost Car" nicht bei den Highlights dabei sein kann, ist mir unklar.
Am Ende liegts noch an diesem Dingens...äh...unterschiedlichen Geschmack.

Telecaster

2024-04-21 17:23:47

Live waren die neulich ziemlich gut. Werd mir das Album mal reinziehen.

Dulle

2024-04-18 11:14:17

Steht doch da gleich am Anfang:
"Longplayer Nummer drei der französischen Band Princess Thailand, erscheint im April 2024 in Deutschland, während andernorts Menschen bereits seit November 2023 in den Genuss der zehn neuen Songs kamen."

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