DVNE - Voidkind

Metal Blade / Sony
VÖ: 19.04.2024
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Schottenrock mit Tiefgang

Ein mächtiger Brocken war das, was die schottische Band DVNE im Jahr 2021 auf ihre alten und neuen Fans losließ. "Etemen Ænka" erwies sich als wahrhaft vielschichtiges Werk, das man sich in seiner kreativen Komplexität nach und nach erarbeiten musste. Herrlich verrätselte Texte, kernige Riffs und verschachtelte Songstrukturen ergaben ein tiefgründiges Gesamtbild ohne Aussetzer. Je tiefer man dabei vordrang, desto mehr an glänzenden Ideen und Kniffen kam zum Vorschein. Das fortwährend Faszinierende dabei: Selbst drei Jahre später geht die aufregende Entdeckungsreise bei jedem Durchlauf weiter. Der Nachfolger muss sich logischerweise an dem vorangegangenen Meisterwerk messen lassen. Und auch wenn für "Voidkind" hinsichtlich der gebotenen schrittweisen Entschlüsselung das gleiche gilt wie für den Vorgänger, lässt sich schon jetzt zweifelsfrei festhalten: Die fast einstündige Reise durch eine Welt aus Post-Metal, Prog und einigem mehr hält dem Vergleich mit "Etemen Ænka" mühelos stand.

Im Grunde hat sich an der Herangehensweise des Quintetts nichts Elementares geändert. Warum auch? DVNE türmen erneut packende musikalische Schichten übereinander, setzen auf den überaus stimmigen Wechsel zwischen feinem Klargesang und furiosen Growls und nehmen sich Zeit, um ihre Songideen auf teilweise bis zu fast zehn Minuten Spielzeit ausgiebig, aber nie langatmig auszudehnen. Die 2013 in Edinburgh gegründete Band hält sich zum Auftakt nicht mit etwaiger Theatralik auf, sondern kommt in "Summa blasphemia" unmittelbar auf den Punkt. Der Song packt zu, reißt mit, schüttelt durch. Die darübergelegten Texte erschlißen sich wie gewohnt weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick nebenher. "Laid in Acropolis / Amongst salted dirt / Amongst salted bodies / Desacralised souls / Desacralised vessels / Lessons of loss learned", heißt es im ersten Stück. Rückgriffe auf die Geschichte, religiöse Andeutungen: All das ist immer wieder zu finden in den Zeilen auf diesem Album. DVNE, die neuerdings auch auf Keyboarder Maxime Keller setzen, widmen sich nach eigener Aussage einer Geschichte über die Verfolgung einer Religionsgemeinschaft.

Inspirationsquellen für die Band um den gebürtigen Franzosen Victor Vicart sind dabei vor allem die "Hyperion"-Romane des US-amerikanischen Schriftstellers Dan Simmons, das Videospiel "Dark souls" oder japanische "Berserk"-Mangas. Das erklärt auch, warum man als weniger oder gar nicht Eingeweihter nicht auf Anhieb entschlüsselt, was einem textlich hier entgegenkommt. Das ist allerdings auch kein Problem, denn den zwingenden musikalischen Vortrag schmälert dieser Umstand nicht. Es gibt, wie schon auf dem Vorgänger, sogar einzelne Titel, die in ihrer Qualität sogar noch ein kleines Stück aus dem Ganzen herausragen. "Reliquary" mit seinen vorzüglichen Wendungen ist hier zu nennen oder auch das abschließende, mehr als neunminütige Glanzstück "Cobalt sun necropolis", in dem DVNE ihre ganze Kunst noch einmal nach und nach abrufen. Die Schotten fordern, aber überfordern nicht. Sie breiten einen dichten Klangteppich über der Zuhörerschaft aus, ohne die notwendige Luft zum Atmen zu rauben. Und sie schreiben eine große Erzählung fort, die hoffentlich noch lange nicht an ihrem Ende angekommen ist.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Eleonora
  • Reliquary
  • Cobalt sun necropolis

Tracklist

  1. Summa blasphemia
  2. Eleonora
  3. Reaching for telos
  4. Reliquary
  5. Path of dust
  6. Sarmatæ
  7. Path of ether
  8. Abode of the perfect soul
  9. Plērōma
  10. Cobalt sun necropolis
Gesamtspielzeit: 58:20 min

Im Forum kommentieren

regger

2024-11-14 13:33:11

Platte wächst mit jedem Hören, zuerst war sie mir auch zu "Rumpelig roh", aber schön langsam fügt sich das zusammen.

Hat jemand Empfehlungen was in eine ähnliche Richtung geht? Also Progressiv mit einer gewisse Härte ohne zuviel Schnickschnack...

kiste

2024-04-24 09:42:31

„Rumpelihg-roh“ trifft es auch für mich sehr gut. Weniger Leerlauf als noch beim Vorgänger, bzw. fühlen sich die ruhigeren Momente für mich organischer in die Songs integriert an. Tolle Entwicklung der Band, macht Spaß.

The MACHINA of God

2024-04-22 17:10:53

Kann es sein, dass sie irgendwie rumpelig-roher im Sound geworden sind, weniger gebügelter (nicht negativ gemeint) Metal-Sound? Macht aber sehr Laune.

Die Platte legt bei rym ziemlich gut los. 3.84 nach 211 Votes.

kiste

2024-04-19 08:29:33

Supi, hatte ich nicht auf dem Schirm. Wird gleich mal angeworfen!

Armin

2024-04-17 20:07:01- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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