Kaiser Chiefs - Kaiser Chiefs' easy eighth album

V2 / Bertus
VÖ: 01.03.2024
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

So la la la la la

Die südafrikanischen Kaizer Chiefs wurden 2015 zuletzt nationaler Fußballmeister. Bei der, nach eben jenem Club benannten britischen Musikgruppe Kaiser Chiefs ist es noch etwas länger her, dass wirklich meisterliche Großtaten zu verzeichnen gewesen wären. Auch zuvor stand die Band immer eher für Single-Hits als für Qualität auf Albumlänge, doch seit der Drummer und kreative Kopf Nick Hodgson 2012 den Abgang machte, wurde der Output des Quintetts aus Leeds noch etwas flacher und die Höhepunkte seltener. "Stay together" wirkte wie eine Drohung und auch zuletzt "Duck" verleitete zu einem Gutteil zum Köpfchen in das Wasser, wenn es dafür nicht fast zu seicht gewesen wäre. Der augenzwinkernde, aktuelle Albumtitel versichert immerhin, dass es zumindest aus Künstlerperspektive keinerlei kreative Krisen gegeben zu haben scheint und die Band mit großer Leichtigkeit ins neue Projekt gestartet ist. Diese Leichtigkeit zeigt sich im entspannten Ausprobieren über Genregrenzen hinweg, führt jedoch auch zu einer Jukebox-haften Inkohärenz der Tonalität und letztlich auch der Qualität.

Beim Schunkel-Groove des Openers ""Feeling alright" mischte Disco-Legende Nile Rodgers von Chic mit, das Ergebnis mäandert aber recht ziellos und mit einigen Songtitel-Wiederholungen zu viel vor sich hin. Rodgers war es auch, der Mega-Pop-Produzent Amir Amor mit ins Boot holte. Dessen Soundkonzept ist offenbar glatter als Blitzeis und kann teilweise zu ähnlich schmerzenden Abstürzen führen: "How 2 dance" ist eine ungenießbare Kirmespop-Scheußlichkeit, die  oh my God, I can't believe it  auch bei Maroon 5 oder den Black Eyed Peas nicht weiter auffallen würde. Ähnlich uninteressant Formatradio-kompatibel plätschert "Jealousy" vor sich hin. "Burning in flames" hingegen ist an die Achtzigerjahre gemahnender Hochglanz-Pop, als ob Spandau Ballet feierlich "Human" von The Killers covern würden. Und das muss ja noch nicht einmal etwas Schlechtes sein.

Zurück in den Indie-Club der Nullerjahre führt das ebenso zackige wie niedliche Kleinod "Beautiful girl", das einen bisher wohl nur selten formulierten Nachteil einer Liebesbeziehung anführt: "Youve spoiled my chance for me to dance alone." Zwei bissige Tracks mit spannenden Arrangements zeigen, wie viel Potenzial die Band nach wie vor hätte, wenn sie sich nicht einfach mit einem achten Album hätte begnügen wollen. Im "Job center shuffle" über die Frustration der Arbeitslosigkeit hallt desillusioniert "I predict a riot" nach und die fiese Zeile "All you get for crying is a wet face" hat es zu Recht bereits auf die Fan-T-Shirts im offiziellen Shop geschafft. Thematisch ähnlich zynisch gelagert ist der Düster-Disco-Banger "Reasons to stay alive" mit seinen bratzigen Beats. Der süffige "Noel groove" mit Gastgesang von The Cribs hält, was sein Titel verspricht und könnte auch eine Gallagher-B-Seite sein. Zum Abschluss ist "The lads" noch eine sentimental hymnische Ode auf die Freundschaft, die durchaus Spaß macht, allerdings auch nicht viel komplexer daherkommt als etwa "You're my mate" von Right Said Fred. Ach ja. Fast möchte man frustriert sein ob der ungeheuren Unausgegorenheit dieser Platte. Doch was nützt es schon: "All you get for crying is a wet face."

(Michael Albl)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Beautiful girl
  • The job centre shuffle
  • Reasons to stay alive

Tracklist

  1. Feeling alright
  2. Beautiful girl
  3. How 2 dance
  4. The job centre shuffle
  5. Burning in flames
  6. Reasons to stay alive
  7. Sentimental love songs
  8. Jealousy
  9. Noel groove
  10. The lads
Gesamtspielzeit: 32:00 min

Im Forum kommentieren

Socko

2024-03-13 16:54:25

Doch, schmissige Nummern sind da schon ein paar dabei. Mehr als bei the last dinner party. Knappe 7/10

squand3r

2024-03-13 16:28:45

@Gordon: Beautiful Girl, (das in der Rezi verschmähte) How 2 Dance, Noel Groove - find ich mitsamt auf Anhieb lässige Songs, aber wie so alles im Leben: it‘s all opinion.

jo

2024-03-12 08:43:03

Musik für ungerechtfertigt zufriedene Erwachsene

Warum sind sie "ungerechtfertigt" zufrieden?

Gordon Fraser

2024-03-12 06:46:20

Was sind denn die "richtig schmissigen Nummern"? Sorry, höre ich da nirgendwo.

squand3r

2024-03-11 17:13:29

schon klar, dass die glorreichen 00er Indie-Jahre vorüber sind - aber Hand aufs Herz, da sind doch ein paar richtig schmissige Nummern drauf. Handwerklich auch sehr sauber, da sind andere Genrevertreter heute weit nachlässiger. Find ich gut :)

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