Grandaddy - Blu wav

Dangerbird / Membran
VÖ: 16.02.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Etws fhlt

Vor über drei Jahrzehnten gründete Jason Lytle 1992 die Band Grandaddy. Rund acht Jahre nach der Geburtsstunde fanden sich die US-Amerikaner im Kanon des guten Musikgeschmacks wieder: "The sophtware slump" war damals und ist bis heute ein großer Wurf. Mit ihrem fein komponierten Indie-Rock legten sie den Grundstein für eine Phase, in der sich die Formation aus Modesto in Kalifornien einen exzellenten Ruf erwarb. 2006 war dann allerdings vorerst Schluss: Grandaddy lösten sich auf. Da das Gefühl, die Geschichte noch nicht auserzählt zu haben, offenkundig stärker war als etwaige Sturheit, fanden sich die Musiker erneut zusammen. "Last place" war 2017 und damit fünf Jahre nach der Reunion das nächste Lebenszeichen aus dem Studio. Als ordentlich durfte man das Ganze damals verbuchen, und im Kern lässt sich genau dieses Urteil auf den neuesten Streich übertragen, den Lytle praktisch als Ein-Mann-Show eingespielt hat. Das ist grundsätzlich nicht zu betrauern, gleichzeitig aber auch ein kleines Problem.

Mit "It's a new day" begrüßen uns Grandaddy im nur einminütigen Auftaktsong und Titelstück, das nach eigener Auskunft für die Vermischung von Bluegrass und New Wave stehen soll. Das Intro führt hinüber zu "Cabin in my mind", das in der Folge gleich mal den Ton setzt: In der Ruhe liegt hier und in allem Weiteren die künstlerische Kraft. Ist das noch Indie-Rock oder doch schon Country? Die Grenzen verschwimmen. "And I don't ever wanna leave / Because this life is not a dream / Beyond the curve where you once were / And built upon the precious earth", gibt sich Lytle nachdenklich. Vielleicht muss man, um diese zurückhaltende Herangehensweise besser verstehen zu können, noch einmal in der Historie der Band nachschlagen. 2017, kurz nach der Veröffentlichung des Vorgängers, starb Bassist Kevin Garcia an den Folgen eines Schlaganfalls. Mit diesem Wissen klingen Zeilen wie "I'm all alone now and no, I don't like it" nicht mehr zwingend nur nach Rückschau auf eine verflossene Liebe. Immer wieder finden sich in den Songs zudem Pedal-Steel-Passagen, die von Max Hart, der unter anderem schon mit The War On Drugs zusammengearbeitet hat, binnen eines Tages eingespielt wurden.

Das Problem an "Blu wav" ist: Im Grunde würde jeder Song für sich einem Grandaddy-Album der bewährten Machart gut zu Gesicht stehen. In dieser Aneinanderreihung von Ruhepolen indes fehlt das, was diese Musik eigentlich immer ausmachte: die Abwechslung. Das ist schade, denn wirklich schlecht ist hier tatsächlich nichts. Nur lenkt das Nachdenken über das Abwesende doch oft vom uneingeschränkten Genuss ab. Ein Album mit einer durchgängigen Atmosphäre habe er schaffen wollen, so Lytle. Und so ist "Blu wav" wohl auch davon abhängig, in welcher Stimmung man sich beim Hören selbst befindet. Es passt durchaus ordentlich zu nachdenklich-verträumten Tagen, allerdings auch nur zu solchen. Dass in Sachen Grandaddy die letzte Note offenbar noch nicht gespielt ist, machte Lytle vor dem Release immerhin deutlich. Das mag als Hoffnungsschimmer verstanden werden. Möglicherweise gesellen sich beim nächsten Mal ja auch wieder die Kollegen hinzu.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • You're going to be fine and I'm going to hell
  • Ducky, Boris and Dart

Tracklist

  1. Blu wav
  2. Cabin in my mind
  3. Long as I'm not the one
  4. You're going to be fine and I'm going to hell
  5. Watercooler
  6. Let's put this pinto on the moon
  7. On a train or bus
  8. Jukebox app
  9. Yeehaw ai in the year 2025
  10. Ducky, Boris and Dart
  11. East Yosemite
  12. Nothin‘ to lose
  13. Blu wav buh bye
Gesamtspielzeit: 43:58 min

Im Forum kommentieren

Immermusik

2024-09-04 17:48:58

Kommt hier zu schlecht weg. Es ist alles da was ein schönes Grandaddy Album ausmacht. Nx fhlt. 78er Score auf Metacritic.
Grandaddy - Schmandaddy :)

The MACHINA of God

2024-02-14 14:56:06

Das war mir tatsächlich neu. Danke. Dachte immer, das wäre schon ne richtige Band.

Mr Oh so

2024-02-09 20:30:28

Eben. Aber so genau bin ich da auch nicht im Thema. Lytle schreibt doch alles und recorded die Songs oft auch alleine, soweit ich weiß. Hier mal ein Zitat, das ich auf die Schnelle bei wikipedia gefunden habe:

"If anyone knows anything about Grandaddy, they realise that my [solo] music and Grandaddy's music is slightly interchangeable."

The MACHINA of God

2024-02-09 20:27:26

Echt? Seit wann? Ich dachte der Tod des Bassisten hätte die Band quasi zum zweiten Mal aufgelöst.

Mr Oh so

2024-02-09 20:25:21

Besteht Grandaddy nicht sowieso mehr oder weniger nur aus ihm?

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