Superchunk - Misfits & mistakes: Singles, B-sides & strays 2007-2023

Merge / Cargo
VÖ: 27.10.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

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Diese Platte hat ihre Band für immer gebrochen. Als sich Superchunks Mastermind Mac McCaughan ins Song-Archiv begab, um eine vierte Superchunk-Compilation zusammenzustellen, da wusste er noch nicht, was das von ihm und seinen Bandkollegen abverlangen würde. Als die Band sich gründete, hieß Twix schließlich noch Raider – und Soundtrack-Beiträge, B-Seiten und Kuriositäten hatte sie bislang ebenfalls so zahlreich versammelt, dass man ihr Archiv noch aus dem Weltall funkeln sehen soll. Also machten Superchunk den Cut. Relativ, natürlich. Und zurrten dafür auch ein Zeitfenster fest: Nur Songs aus der zweiten Band-Halbzeit sollten auf "Misfits & mistakes: Singles, B-sides & strays 2007-2023" landen. Genauer gesagt: gute Musik ab 2007. Dem Jahr, als sich die Band nach ein paar Semestern Firmen-, Familien- und Selfcare-Auszeit wieder zusammenfand, um weiter gute Musik zu machen. Klingt kinderleicht, denkt Ihr vielleicht. Fühlt sich aber auf Vinyl kein bisschen so an, sagen wir Euch.

"Misfits & mistakes", wie wir es ab hier abgekürzt nennen, in Rohdaten: 150 Minuten, 50 Songs, vier schwere Vinylscheiben, etliche Liner-Notes und sogar ein Hauch vom Schinkengott Glenn Danzig höchstselbst, kein Scheiß. Die erste Redaktions-Empfehlung deshalb gleich vor allen Anspieltipps: Lauchs, die nach zwei Liegestützen nach ihrer Mutti schreien, lassen sich "Misfits & mistakes" bitte via Post oder Stream liefern. Oder gönnen sich dieses Komplettpaket wahlweise auf fliegengewichtiger Doppel-CD. Ansonsten gibt sich "Misfits & mistakes" pflegeleicht, ohne ein öder Staubfänger zu sein. Denn diese Compilation ist sowohl ein prima Quereinstieg in den Kosmos Superchunks als auch eine Fundgrube für Kenner. Warum das so ist? Die verwegene Mischung macht's, die mit "Misfits, greatest hits & mistakes" besser betitelt wäre. Und nicht zuletzt: die Band selbst.

"I hate music" hatten Superchunk damals ihre zehnte Platte selbstironisch genannt. Was für ein herrlicher Unfug das noch immer ist, beweist hier einmal mehr die Indierock gewordene Grinsekatze "Me & you & Jackie Mittoo" von ursprünglich jenem zehnten Album. Als würden Superchunks Gitarren selbst noch nicht die eingängigsten Chord-Progressionen der Welt beherrschen, wummert auch noch Laura Ballances' Tanzbärchi-Bass darunter. Und der ist immer noch Ehre. Auch die Hitauskopplungen "Crossed wires" oder "Void" zeigen Superchunk von ihrer Gute-Laune-Seite: eigentlich zu verdammt eingängig, um Indie zu sein. Aber trotzdem zu laut, um als Musikpause zwischen der Werbung im Dudelfunkradio zu enden. Eine Stufe fortgeschrittener wird "Misfits & mistakes" spätestens mit B-Seiten, Raritäten, Gastauftritten und Coversongs, welche die Song-Auslese für dieses Album überlebt haben. Und dem Namen der Platte gerecht werden. .

Beispiele gefällig? Wir müssen jetzt wählerisch werden. Aber das Misfits-Cover "Where eagles dare" soll Glenn Danzig persönlich täglich jeden Morgen unter der Dusche mitsingen. Mit "Political song for Michael Jackson to sing" (The Minutemen) können Superchunk Punk genauso wie sie in John Cales "Child's Christmas in Wales" zu Tränen rühren. Dazwischen spielen sie gemeinsam mit Eleanor Friedberger von The Fiery Furnaces "Free money" live, machen Destiny's Childs "Say my name" fast hörbar, singen "Break the glass" von ihrer 2018er-Platte "What a time to be alive" unplugged. Und Bananaramas "Cruel summer" ist in der Indie-Version von Superchunk sowieso der hübscheste B-Seiten-Tanzflächenfeger, den Indie-DJs leider bis jetzt noch nicht für sich entdeckt haben. Hörer dieser gesammelten Rockmusikwerke könnte es zwar genauso schwerfallen, zu entscheiden, welche Nummer noch einmal in den Recall und in die Favoritenliste kommt. Und: Klar, ein paar Qualitätsgefälle sind bei viermal einem Dutzend geballter Ladung Musik immer mit dabei. Aber als gebrochene Menschen wird "Misfits & mistakes" niemanden zurücklassen. Bis auf Superchunk.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Learned to surf
  • Crossed wires
  • Sunny Brixton
  • Cruel summer
  • Me & you & Jackie Mittoo
  • Sunset arcade
  • There's a ghost

Tracklist

  • CD 1
    1. Learned to surf
    2. Mistfits & mistakes
    3. Screw it up
    4. Knock knock knock
    5. Learned to surf (Acoustic demo)
    6. In between days
    7. Crossed wires
    8. Blinders (Fast version)
    9. February punk
    10. Digging for something (Acoustic demo)
    11. Horror business
    12. Sunny Brixton
    13. Bad influence
    14. Where eagles dare
    15. This summer
    16. Cruel summer
    17. Void
    18. Faith
    19. I hate history
    20. Glue
    21. Me & you & Jackie Mittoo
    22. Sunset arcade
    23. White screen
    24. Breaking down (Acoustic)
    25. Children in heat
    26. Say my name
  • CD 2
    1. Good morning
    2. I don't feel young
    3. Free money (with Eleanor Friedberger)
    4. Oh oh I love her so (with Eleanor Friedberger)
    5. Up against the wall
    6. Break the glass
    7. Mad world
    8. Child's Christmas in Wales
    9. Break the glass (Acoustic)
    10. What a time to be alive (Acoustic)
    11. Erasure (Acoustic)
    12. Our work is done
    13. Total eclipse
    14. Burn my trip
    15. Can't stop the world
    16. Political song for Michael Jackson to sing
    17. There's a ghost
    18. Alice
    19. Endless summer
    20. When I laugh
    21. Everything hurts
    22. Making a break
    23. Group sex (with Jane Weidlin)
    24. Blinders (Slow version)
Gesamtspielzeit: 149:17 min

Im Forum kommentieren

fakeboy

2023-12-31 12:57:38

Meinungen siehe hier: https://www.plattentests.de/forum.php?topic=102608&seite=1

Armin

2023-12-21 20:06:36- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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