Smoke Blow - Demolition room II
RYL NKR / Rough TradeVÖ: 15.12.2023
Es qualmt im hohen Norden
Schwarze Rauchschwaden über der Kieler Förde verkünden die frohe Botschaft: Smoke Blow sind zurück. Obwohl: So richtig weg waren die norddeutschen Punk- und Hardcore-Rüpel ja nie. Ihr letztes reguläres Studioalbum "The record" stammt zwar bereits von 2010, für ihre treuen Fans spielen sie aber jedes Jahr zuverlässig einige Gigs. Meist hat man im letzten Quartal des Jahres Gelegenheit, die Band auf der Bühne zu erleben. In Hamburg und ihrer Heimatstadt Kiel sowieso, aber auch in Düsseldorf, Wiesbaden oder München lassen sich Smoke Blow gelegentlich blicken und verwandeln jede Venue in ein schweißtriefendes Tollhaus.
Die Wucht ihrer Konzerte bannten Smoke Blow 2018 auf einen Tonträger namens "Demolition room". Sie begaben sich dazu in das gleichnamige Kieler Aufnahmestudio, prügelten und brüllten 15 Songs ihrer sieben Studioalben live und ohne lärmendes Publikum ein. Die Auswahl hatte es in sich, beinhaltete mit "Alligator rodeo", "Dancing with the dead" oder auch "Nuclear war" die beliebtesten Gassenhauer der Truppe. Mit "Demolition room II" erscheint nun die Fortsetzung, die mit insgesamt zwölf Nummern etwas schmäler ausfällt. Da sich die größten Hits bereits auf dem Vorgänger befinden, mussten Smoke Blow kreativ werden und sich noch tiefer durch die eigene Diskografie wühlen. Dazu spendieren die Kieler ihrer Anhängerschaft zwei brandneue Songs. "Dopethrone" ist ein doomig wummernder Brocken, der daran erinnert, dass Frontmann Jack Letten 2005 für den Gesang auf dem großartigen Genepool-Album "Everything goes in circles" verantwortlich zeichnete. Der zweite neue Track "Waking the dead" ist dafür etwas zahm geraten.
Auf der Suche nach weiteren Highlights ihres Schaffens förderten Smoke Blow auch "Satans highway" zu Tage, eine Nummer vom 1999er-Debüt "Smoke's a-blowin' black as coal". Vom ein Jahr später erschienenen "777 bloodrock" befinden sich gleich drei Songs auf "Demolition room II", bei der ersten Ausgabe war hiervon nur der Titeltrack vertreten. Klassiker wie "Beelzebubba walk" und "West Virginia" klingen frisch wie am ersten Tag, so druckvoll und energiegeladen spielen Smoke Blow sie neu ein. Jack Letten, der mit bürgerlichem Namen Daniel Geiger heißt, teilt sich wie gewohnt das Mikrofon mit seinem Kompagnon MC Straßenköter. Die beiden keifen sich eindrucksvoll durch das kurzatmige "Summer of betrayal", das noch brachialer und roher klingt als auf "The record".
Letten beschreitet unter einem weiteren Pseudonym als Erik Cohen seit einigen Jahren erfolgreich Solopfade und sein Gesang profitiert davon. Bei "Diabolical" wirkt er heute stimmgewaltiger als auf der ursprünglichen Aufnahme für das 2005 erschienene Studioalbum "Dark angel". Vom selben Release stammt der Song "Iron in my soul", den der Frontmann einst im Interview mit dem OX Fanzine als "total platt und doof" verdammte. Trotzdem findet man auch diesen auf der Tracklist. Letten hat also entweder damit seinen Frieden gemacht oder beim Ü50-Jährigen ist eine gewisse Altersmilde eingetreten, und so gibt er dem Volk, was es verlangt. Dieses Volk wird mit streng limitierten 2000 Exemplaren bedacht, danach ist wie beim Vorgänger schon wieder Schluss. Und auch bei Tickets für die nächsten Konzerte muss man sich erfahrungsgemäß ranhalten. Der Termin für die nächste schweißtreibende Sause im November 2024 steht bereits.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hate kill destroy
- Summer of betrayal
- Beelzebubba walk
Tracklist
- Dopethrone
- Hate kill destroy
- Iron in my soul
- Diabolical
- Waking the dead
- Summer of betrayal
- Satans highway
- Final hands
- Beelzebubba walk
- Sweetwater
- Ugly germ trash
- West Virginia
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Armin
2023-12-21 20:06:16- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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