The Slow Show - Subtle love

PIAS / Rough Trade
VÖ: 22.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Gespür für Gefühl

Wenn Rob Goodwin loslegt, dann ist immer auch ganz viel Gefühl im Spiel. Der Sänger der britischen Band The Slow Show hat mit seiner unverkennbaren Stimme auf inzwischen vier Studioalben nachhaltigen Eindruck hinterlassen und löst bei vielen Menschen seiner stattlichen Fanschar zutiefst wohlige Momente aus. Intimität, Emotionalität, Nähe: All das kommt einem in den Sinn, wenn man auf den bisherigen Output blickt. Bei "Still life" allerdings, dem 2022 erschienenen Drittling, waren die Musiker in dieser Hinsicht böse ausgebremst, denn die Pandemie machte einen unpersönlichen und höchst ungewohnten Aufnahmeprozess notwendig. Bei "Subtle love", dem überraschend schnell hinterhergeschobenen neuen Album, lief alles wieder ganz anders. Nur wenige Tage verbrachte das Quintett gemeinsam im Studio in der Nähe von Belfast und spielte mit voller Konzentration das bislang kürzeste Werk ein. Höchst erfreulich: Dem Gesamteindruck schadet diese doppelte zeitliche Reduktion keinesfalls.

Vom ersten Ton an kriecht Goodwin unter die Haut seiner Zuhörer*innen, gräbt sich dort tief ein und hinterlässt seine Spuren. "Roulette" ruft als Opener all das ab, was The Slow Show zu etwas Besonderem macht. Die tiefe Stimme, die greifbare Zurückhaltung der instrumentalen Untermalung, der subtile Eindruck einer erst nach und nach aufzudeckenden zweiten oder dritten Schicht: Die Band aus Manchester hat wieder einmal viel zu bieten. Im Mittelpunkt von "Roulette" steht ein zweifelnder, zögernder Protagonist: "Are you scared to make a move / Are you scared of what you'll find / If you leave it all / If you leave it all behind / If you leave it all behind / Are you scared of what you'll find?" In der Folge brechen die Briten die Studiointimität für einen Moment entschlossen auf, wenn im starken "Learning to dance" ein vielstimmiger Hintergrundchor einsetzt, für den laut Goodwin mehr als 100 Fans zusammengetrommelt wurden. "I can see you getting better / I can feel it getting better / Can you see it getting better / Can you?", heißt es in fast schon beschwörender und fesselnd repetitiver Manier.

"Subtle love" geht den vom ersten Takt an eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Natürlich wird die 2010 gegründete Formation auch hier nicht zum unvermittelt ausbrechenden Rockbiest, und doch finden sich immer wieder kleine, feine Momente, die das Spektrum der Band klug erweitern. Inhaltlich geht es oft um die Liebe mit all ihren großen Momenten und unkontrollierbaren Unwägbarkeiten. "Subtle love is light you leave on", singt Goodwin im Titelstück – ein Licht, auf das in einer langjährigen Beziehung immer Verlass sein sollte. Nicht nur musikalisch ergreifend wird es später in "Builder boy", das in dunklen Zeiten Hoffnung spenden soll. Hoffnung für einen geliebten Menschen, der unter Depressionen leidet: "I'll help you if you want me to / I'll try to / See the best of you / I know what you're going through / I know that it's hurting you again." The Slow Show bleiben, trotz des Fokus auf die bewährten Stärken und trotz des Ausbleibens von einem oder zwei Über-Songs, spannend. Und vor allem: höchst gefühlvoll.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Roulette
  • Learning to dance
  • Subtle love
  • One shot

Tracklist

  1. Roulette
  2. Tides
  3. Learning to dance
  4. Subtle love
  5. Royal blue
  6. One shot
  7. Lament
  8. Builder boy
  9. Trainride
  10. Pale
Gesamtspielzeit: 34:24 min

Im Forum kommentieren

myx

2023-09-26 10:51:15

Der Closer ist auch sehr schön, stimmt, transportiert vor allem vom Gesang her nochmals eine ganz eigene, fast etwas überraschende Nuance, so mein Eindruck beim ersten Hören.

musie

2023-09-26 10:38:57

muss wirklich sagen, etwas eine Überraschung dieses kleine feine Album. die letzten zwei hatten mich nicht so erreicht, dieses hier jedoch ein Volltreffer und bei mir mit Sicherheit eins der top 3 Alben von The Slow Show. kein einziges schlechtes Lied auf dem Album, dafür zwei drei neue Hits. Die ersten drei Songs oder auch Lament und der letzte Song grossartig.

myx

2023-09-25 19:30:57

Wirklich ein wunderbares Album, wie mir der zweite Durchgang soeben vor Ohren geführt hat. Besonders aufgefallen bei diesem Umlauf sind mir die tollen Intros von "Lament" und "Trainride". Emotional am meisten berührt hat mich "Learning to dance". Und "Roulette" nach wie vor einer der besten Songs des Albums, wobei kein Track wirklich abfällt. Sehr gute 7/10 auf jeden Fall.

Gave Dahan

2023-09-23 15:38:11

Sehr schönes Album. Da freut man sich auf den Herbst. Hätte durchaus 8 Punkte verdient.

myx

2023-09-22 20:46:52

Also der Opener ist wirklich richtig, richtig stark, The Slow Show von ihrer besten Seite. Dies nur als kurzer Ersteindruck, Rest des Albums braucht nochmals eine Begutachtung.

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