The Jesus And Mary Chain - Sunset 666 (Live at Hollywood Palladium)

Fuzz Club / Indigo
VÖ: 04.08.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Alive and kicking

Wer hätte gedacht, dass zwei streitfreudige Brüder aus East Kilbride, ein Stück südöstlich von Glasgow gelegen, ein ganzes Genre mitbegründen würden? Die Rede ist natürlich von Jim und William Reid und von Shoegaze. Noise Pop darf auch noch dazugerechnet werden. The Jesus And Mary Chain haben mit ihrem Debüt "Psychocandy" aus dem Jahr 1985 sicher weit mehr Bands beeinflusst, als sie sich damals hätten träumen lassen. In einer Zeit, in der die drogen- und alkoholbefeuerten Gigs nicht selten in der Zerstörung von Bühne und Equipment sowie Schlägereien vor und auf der Bühne endeten.

Mehrere Alben folgten bis 1998, jedes auf seine Weise hörenswert, von "Darklands", das dem wilden Debüt etwas mehr Geradlinigkeit hinzufügte, über das damals stark unterschätzte "Automatic" und die wilden Frühneunziger-Werke bis hin zum Schwanengesang "Munki". Das war’s, dachten alle, die Reids würden sicher nie wieder miteinander reden, der Rest der Band bestand sowieso nur aus wechselndem Personal und gelegentlichen Gästen. Aber man blieb im Gedächtnis und reformierte sich tatsächlich ab 2007 immer mal wieder, hier für ein Konzert, da für ein paar Aufnahmen, dort fürs 30-Jährige von "Psychocandy", was schließlich auch auf einem Livealbum konserviert wurde.

Im Jahr 2017 erschien doch noch ein Album, und siehe da, "Damage and joy" war viel besser als befürchtet. Tja, und jetzt kommt 2023 erst einmal noch eine Liveplatte, bevor es demnächst auch neues Material geben soll. Eine ursprünglich überhaupt nicht Geplante, wie es heißt. Und das kam so: 1990 eröffneten die damals ihre ersten Karriereschritte einschlagenden Nine Inch Nails für ein paar Gigs von The Jesus And Mary Chain in den USA. 2018 bot Trent Reznor als großer Fan der Reids und ihrer Band jenen an, nunmehr in den USA den Support Act für ihn zu geben. Die Essenz zweier der sechs Konzerte, die im Dezember jenes Jahres im Hollywood Palladium stattfanden, liegt nun – damals eher zufällig vom Soundingenieur mitgeschnitten – konserviert vor.

Und ja, es lohnt sich. Die ersten zwölf Songs geben exakt die Setlist der finalen Show wieder, der Rest stammt von einem anderen Abend. Überschneidungen mit dem letzten Livealbum sind gering, denn vom Debüt wurden neben dem eröffnenden Geniestreich "Just like honey" nur zwei weitere Songs aufgeführt. Der Rest verteilt sich fast über die ganze Diskografie und bietet einen schönen Ritt durch das Bandschaffen. Das damals zunächst nur als EP erschienene "Some candy talking" darf endlich mal wieder glänzen, das 2008 erstmals für die Serie "Heroes" aufgenommene und später auf das 2017er-Album gepackte "All things pass" erklingt in seiner ganzen Indierock-Schönheit, "Reverence" lärmt sich über neun Minuten als Konzertabschluss aus. Als Bonbon betritt die wunderbare Isobel Campbell für zwei Songs, darunter das Highlight "Sometimes always", die Bühne. Die Band ist nüchtern, konzentriert und die Spielfreude ist spürbar – im Gegensatz zum Publikum, was aber nichts macht, dafür hört man die Band klar wie nie. So würde man sie gerne auch hierzulande nochmal live erleben.

(Thomas Bästlein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Just like honey
  • Sometimes always
  • All things pass
  • Some candy talking

Tracklist

  1. Just like honey
  2. Sometimes always (feat. Isobel Campbell)
  3. Black and blues (feat. Isobel Campbell)
  4. Amputation
  5. All things pass
  6. Some candy talking
  7. Head on
  8. The living end
  9. Cracking up
  10. Teenage lust
  11. I hate Rock'n'Roll
  12. Reverence
  13. Blues from a gun
  14. Far gone and out
  15. Between planets
  16. Half way to crazy
  17. In a hole
Gesamtspielzeit: 68:22 min

Im Forum kommentieren

kingsuede

2023-08-17 17:21:14

Und der Eintrag bei den Highlights ist dann mit "All things must pass" wohl falsch.

oldschool

2023-08-17 08:43:56

Album geht okay, aber klingt wirklich etwas wie zufällig mitgeschnitten. Es mag an der Aufnahme liegen. Mir fehlt da etwas die Energie, es wirkt zuweilen etwas zahm und routiniert. Hatte die Band im letzten Jahr in Wiesbaden live gesehen und fand das (zumindest vor Ort) deutlich druckvoller und energischer.

Armin

2023-08-16 21:01:27- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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