Post Malone - Austin
Mercury / Republic / UniversalVÖ: 28.07.2023
Zur Person
Keine Features und der Vorname als Albumtitel? Irgendwann hält nun mal jeder erfolgreiche Künstler die Zeit reif für das erste ganz persönliche Album. Post Malone nutzt diesen Anlass, noch weniger als ohnehin nach Rap zu klingen, denn seine fünfte Platte dominieren Gitarren, Harmoniegesang und allzu sehr massentauglicher Synth-Pop. Dabei gehen auf "Austin" einige Wagnisse als durchaus gelungene und nah am Zeitgeist liegende Radio-Musik für die Mittagspause durch, das schon mal vorweg. Ein sonderlich gewagter Stilbruch ist das aber freilich nicht, zumal man so etwas mehr oder weniger an jeder Ecke hört.
Oder um es drastischer auszudrücken: So ein erzwungen lässiges Liedchen wie "Too cool to die" hätte es auf dem Debüt "Stoney" 2016 nie gegeben. Manche sehen in "The world keeps gettin' hotter, baby" ernsthaft eine klimapolitische Line, aber dann wäre die einzige Botschaft des Songs, dass Malone selbst die Erderwärmung überleben würde. Posty, wie hoch ist eigentlich Deine CO2-Bilanz? Im Battle-Rap ist dieser Vergleich nicht einmal neu und hier versaut er einen musikalisch ganz netten Track. Auch die Lead-Single "Chemical" spart nicht an sanften Feelgood-Gitarrenmelodien, nun mit der unausweichlichen Trennungsgeschichte als Leitmotiv. Das Storytelling bleibt ähnlich facettenlos wie die Instrumentals, bis auf die Erwähnung einer Kneipenschlägerei Seite an Seite mit der Verflossenen, bei der im Hintergrund The White Stripes liefen.
Aber nicht alle bereits prominenten Tracks dieser Platte wirken einfallslos: So überzeugt "Overdrive" durch knappe, dafür sehr ehrliche Worte. Malone ist erstmals Vater geworden und kann immer noch ziemlich gut umgehen mit den langsamen, leicht melodramatischen Instrumentals von Andrew Watt und vor allem Louis Bell, bereits unter anderem am Klassiker "Rockstar" beteiligt. Und "Mourning" bietet endlich mal wieder so tiefe wie stumpfe Bässe, eine bemerkenswerte Verbesserung der Gesangsleistung und die vielleicht reflektierteste Auseinandersetzung Malones mit seinem Alkoholismus. Am besten kommt die neue Reife bei "Something real" zur Geltung: Selten wirkte Post Malone so vorwärtsgerichtet und seine Stimme so klar und unbearbeitet – von ein bisschen Reverb einmal abgesehen. Immerhin klingt das neben einem erlesenen Chor-Sample ziemlich prächtig.
Diese neugewonnene Hinwendung zur Vernunft fällt ebenso bei "Green thumb" auf, das keineswegs ein Kiffer-Song ist, wie der Titel suggeriert, sondern Rückfälle in die Alkoholsucht thematisiert. Anspielungen auf weißes Pulver oder andere Laster gibt es auf dieser Platte gar nicht – schade eigentlich, dass sie ansonsten arm an echten Höhepunkten bleibt, weil vieles einfach zu ähnlich klingt. Post Malone offenbart uns auf "Austin" viele Selbstzweifel, Angst vor Verantwortung und verarbeitet das mit entsprechend viel Emotionen, schafft es auf 17 Tracks aber leider nur phasenweise, diese in seiner neuen Musik vollends durchklingen zu lassen. Vielleicht hat er zu viel nachgedacht – oder dieses ganz persönliche Album kam einfach noch zu früh.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Something real
- Mourning
- Overdrive
Tracklist
- Don't understand
- Something real
- Chemical
- Novacandy
- Mourning
- Too cool to die
- Sign me up
- Socialite
- Overdrive
- Speedometer
- Hold my breath
- Enough is enough
- Texas tea
- Buyer beware
- Landmine
- Green thumb
- Laugh it off
Im Forum kommentieren
vinylium_senfterum
2023-08-10 13:10:12
Find das Ding sehr schwach um ehrlich zu sein. Sehr generisch und wenig abwechslungsreich, mit einigen sehr unangenehmen Lyrics. https://youtu.be/jN6k2MyrNvs
Francois
2023-08-07 15:22:47
Erster Eindruck ist eigentlich positiv... würde sogar mit ner 6/10 einverstanden sein.
Armin
2023-08-02 22:10:25- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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