
Taylor Swift - Speak now (Taylor's version)
Republic / UniversalVÖ: 07.07.2023
Kein Pferd auf dem Flur (Felix' version)
Das Klischee vom wegweisenden, weichenstellenden dritten Album hatten wir auch schon lange nicht mehr bei Plattentests.de. Es ist natürlich in der Gegenwart schwerer zu beurteilen, ob das vorliegende Werk nun dazu dient, alle Tore aufzureißen oder sie für immer zu verschließen. Wie praktisch, dass Taylor Swift durch die Neuaufnahmen ihrer ersten sechs Platten die Möglichkeit bietet, diese Urteile in der Retrospektive zu fällen. "Speak now" erschien ursprünglich 2010 und mit diesem langen, breitwändigen Werk wollte Swift nach ihrem selbstbetitelten Debüt und dem Zweitling "Fearless" beweisen, dass sie es auch ganz alleine kann. Die 14 Songs schrieb sie ohne fremde Unterstützung, meist nachts im Tourbus und mehr als je zuvor floss ihr Privatleben in die Texte. John Mayer oder Taylor Lautner sind nur zwei der Namen, die beim Hören ständig im Kopf rumspuken. Swift formte daraus ihr eigenes Drama und die Songs folgten dem Aufruf.
Stilistisch werden alle Register gezogen. Country kommt nur noch im quietschfidel(nd)en "Mean" wirklich durch, bleibt sonst eher Hintergrundcolorierung. "The story of us" und "Better than revenge" sind mit Powerchords nah bei dem, was P!nk so treibt – und von all den Richtungen, in die sich Swift auf diesem Album streckt, wohl die am schlechtesten gealterte. Den Kern von "Speak now" stellen jedoch die Balladen dar, denen keine Geste zu groß ist. Fast sieben Minuten nimmt "Dear John" ein, die Abrechnung mit jenem Herrn Mayer, und jede Sekunde davon ist berührend. Swift versteckt sich nicht in Metaphern: "And you'll add my name to your long list of traitors who don't understand / And I'll look back and regret how I ignored when they said: 'Run as fast as you can.'" Die Sehnsucht und der Hall nehmen zu, der Himmel bricht auf. Hollywood, your move.
Von der anderen Seite der Liebe grüßt das kaum weniger epische "Enchanted", das eine verpasste Romanze mit Adam Young (Owl City) verarbeitet. "Please don't be in love with someone else / Please don't have somebody waiting for you", fleht Swift, während sie im Liebestaumel versinkt. "Speak now" ist ein Album, das genau dieses Alter kurz nach dem Erwachsenwerden wieder vor das innere Auge holt. Sei es die filmreife Beschreibung einer neuen Beziehung in "Sparks fly" oder der Rückblick auf die gemeinsame Jugend im energischen "Long live" – Swift stolperte nicht, sondern setzte die Weichen für das, was danach kam. Was danach kam, verriet zuvor bereits "Red (Taylor's version)": mehr Pop, mehr Max Martin, mehr Erfolg. "Speak now (Taylor's version)" beleuchtet die Zwischenstufe nach den Hits von "Fearless (Taylor's version)".
Die 14 Songs und zwei der damaligen Bonustracks werden wie gewohnt originalgetreu dargeboten, bis auf das Detail, dass es in "Better than revenge" nicht mehr "She's better known for the things that she does on the mattress" heißt, sondern "He was a moth to the flame, she was holding the matches" heißt, weil Swift sich mit der Zeile nicht mehr wohlfühlte. Am Start sind außerdem sechs Songs "from the vault", die allerdings weniger spektakulär als bei "Red" ausfallen. Keeper sind vor allem das wundervoll melodische "When Emma falls in love" und "I can see you", das als rhythmischer Schleicher die endgültige Hinwendung zum Pop quasi im Nachhinein voraussagt. Nur Patrick Stump von Fall Out Boy kann in "Electric touch" leider wenig mit Swifts Stimmakrobatik mithalten, das macht Hayley Williams drei Tracks später besser. Aber warum hier fischen, wenn man vorher Goldies wie "Mine", das elegische "Back to December" oder den verschmitzten Titeltrack haben kann?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sparks fly (Taylor's version)
- Speak now (Taylor's version)
- Dear John (Taylor's version)
- Enchanted (Taylor's version)
- When Emma falls in love (Taylor's version) (From the vault)
- I can see you (Taylor's version) (From the vault)
Tracklist
- Mine (Taylor's version)
- Sparks fly (Taylor's version)
- Back to December (Taylor's version)
- Speak now (Taylor's version)
- Dear John (Taylor's version)
- Mean (Taylor's version)
- The story of us (Taylor's version)
- Never grow up (Taylor's version)
- Enchanted (Taylor's version)
- Better than revenge (Taylor's version)
- Innocent (Taylor's version)
- Haunted (Taylor's version)
- Last kiss (Taylor's version)
- Long live (Taylor's version)
- Ours (Taylor's version)
- Superman (Taylor's version)
- Electric touch (feat. Fall Out Boy) (Taylor's version) (From the vault)
- When Emma falls in love (Taylor's version) (From the vault)
- I can see you (Taylor's version) (From the vault)
- Castles crumbling (feat. Hayley Williams) (Taylor's version) (From the vault)
- Foolish one (Taylor's version) (From the vault)
- Timeless (Taylor's version) (From the vault)
Im Forum kommentieren
Z4
2023-07-25 11:16:45
7/10 nach den logischen Punkteregeln natürlich Quatsch, aber vermutlich ist 7.4/10 gemeint, was hinkommen könnte.
Francois
2023-07-25 10:38:02
Hach… Schönes Album und ich kann der Rezension nur recht geben!
Eye_Llama
2023-07-24 22:48:03
Na ja, wenn sie schon 7/10 Punkte hat, dann ist es auch nur konsequent, dass "Mr. Last Christmas" genau so viel bekommen hat.
Kojiro
2023-07-24 21:51:14
Gutes Review. Hätte aber definitiv eine 8/10 verdient. Mag das Album weitgehend recht gerne und die neue Version finde ich - wie bereits die von Red - durchaus gelungen. "I can see you" ist zudem eine wirklich großartige Nummer!
Armin
2023-07-24 20:20:55- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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