OutKast - Speakerboxxx / The love below

Arista / BMG
VÖ: 29.09.2003
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

2 fast 2 furious

So richtig passen sie ja wirklich nicht zusammen. Würde Big Boi, der großkotzende Baggy-Pants-Pimp, seinem Partner in Crime, dem ausgeflippt-farbenfrohen LSD-Styler Dré 3000 mal zufällig draußen im Ghetto über den Weg laufen, er würde wahrscheinlich "Was 'ne Schwuchtel" oder gar noch gemeineres denken. Dabei haben die beiden eine ganze Zeit lang ziemlich gut miteinander gekonnt, vier konkurrenzlose Rap-Platten gemacht und der schwarzen Musik das ein oder andere Mal den Weg gewiesen. Da mit der Zeit aber selbst das muntere Vorreiten langweilig werden kann, tat spätestens nach dem letzten Album "Stankonia" eine gründliche Neuorientierung Not. Und die brachte ans Tageslicht, daß man reichlich gegensätzliche Vorstellungen von einer gemeinsamen OutKast-Zukunft hatte.

Strenggenommen gibt es die beste HipHop-Band der späten Neunziger seitdem gar nicht mehr. Das Best-Of-Paket "Big Boi and Dré present... OutKast" zog einen Schlußstrich, und beide widmeten sich anschließend ihren eigenen Projekten. Daß man nun doch wieder zusammengefunden hat, und "Speakerboxxx / The love below" als Doppel-LP erscheint, obwohl es sich um zwei eigenständige Solo-Arbeiten handelt, hat einfache Gründe: Das Qualitätssiegel OutKast zieht, die Namen Big Boi und Dré ziehen nicht. So kommt es dann, daß aus zwei Platten, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, eine wird. Und immerhin der Name OutKast weiterleben darf.

Beginnen wir bei Big Boi. Der ist dem HipHop treu geblieben, weil er ihn wieder mal neu erfinden will. Deshalb schmeißt er auf "Speakerboxxx" mit angefeuerten Bläsern um sich, tischt mehrteilige, ungeheuer komplexe, aber doch reichlich funkende Tracks auf, und bittet von Killer Mike über Ludacris bis Jay-Z einen ganzen Haufen Celeb-Kumpels zu abgedrehten Kollaborationen ins Studio. Dré hingegen vergißt völlig, wo er herkommt, blättert stattdessen durchs große Buch der Black Music, und reißt scheinbar wahllos ein paar Seiten raus. 70s-Soul, Disco-Funk und jede Menge Pop werden in kunterbunte Karo-Hosen gesteckt, und mit "Hey ya!" springt sogar noch der Klassenbeste des Party-Track-Jahrgangs 2003 dabei heraus. Gemeinsam haben beide Platten eigentlich nur eins: Sie sind geil.

Wer dabei nun die Nase vorn hat? Der Hörer natürlich. Der hat schließlich seinen Spaß, wenn Boi den Rap gewordenen Wahnsinn von "Ghetto musick" losläßt und der wahrhaft eiskalte Dré mit dem sleazy Future-Funk von "Love hater" antwortet. Oder wenn Big Bois "The rooster" im Grenzgebiet zwischen HipHop und Soul wütet, während Dré einen "Happy Valentine's Day" wünscht und im Körper von Prince wiedergeboren wird. Das rundere, paßgerechtere Album ist dabei sicherlich "Speakerboxxx" geworden, "The love below" darf sich aber für ein paar Hits mehr auf die Schulter klopfen lassen. Kein Sieger also in diesem Duell, und doch gibt es auch einen Verlierer. Die Konkurrenz nämlich. Mal wieder. Muß sich schrecklich anfühlen, so dermaßen alt auszusehen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ghetto musick
  • The rooster
  • Love hater
  • Happy Valentine's Day
  • Hey ya!

Tracklist

  • CD 1
    1. Intro
    2. Ghetto musick
    3. Unhappy
    4. Bowtie
    5. The way you move
    6. The rooster
    7. Bust
    8. War
    9. Church
    10. Bamboo (Interlude)
    11. Tomb of the boom
    12. E-Mac (Interlude)
    13. Knowing
    14. Flip flop rock
    15. Interlude
    16. Reset
    17. D-Boi (Interlude)
    18. Last call
    19. Bowtie (Postlude)
  • CD 2
    1. The love below (Intro)
    2. Love hater
    3. God (Interlude)
    4. Happy Valentine's Day
    5. Spread
    6. Where are my panties? (Interlude)
    7. Prototype
    8. She lives in my lap
    9. Hey ya!
    10. Roses
    11. Good day, good sir (Interlude)
    12. Behold a lady
    13. Pink & blue
    14. Love in war
    15. She's alive
    16. Dracula's wedding
    17. My favorite things
    18. Take off your cool
    19. Vibrate
    20. A life in the day of Benjamin André (Incomplete)
Gesamtspielzeit: 135:06 min

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