Motorpsycho - Yay!

Stickman / Soulfood
VÖ: 16.06.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Pause von der Schichtarbeit

Fleißig waren die Norweger von Motorpsycho ja schon immer. Sehr zur Freude ihrer treuen Fans legen sie verlässlich Album für Album vor und vergessen bei aller Quantität eben auch die Qualität nicht. Ab 2019 steigerte die Band die Produktivität sogar noch einmal, beginnend mit "The crucible" wurde ein stringenter Jahresrhythmus angestimmt. Das erfordert durchaus Disziplin bei der geneigten Hörerschaft, denn die vollumfängliche Verarbeitung ihrer Werke gelingt nicht nebenher. Nun also: "Yay!" als Nachfolger des feinen Vorgängers "Ancient astronauts", der zum ausufernden Format neigte. Nur vier Songs umfasste das Album, das es dennoch fast auf eine stattliche Dreiviertelstunde brachte. "Yay!" geht einen anderen Weg: Motorpsycho haben sich einmal ordentlich durchgeschüttelt und ganz viel abgeworfen. Was geblieben ist: ihre große Klasse.

"Cold & bored" und "Sentinels" zum Auftakt präsentieren die Band entschlossen im akustischen Gewand, was bei aller Reduktion derweil keine schlechte Nachricht darstellt. Natürlich leben Motorpsycho grundsätzlich von der Schichtarbeit, wenn sich die Songs immer mächtiger entfalten und zuweilen nahezu im Chaos landen, bevor doch alles wieder zusammengeführt wird. Aber auch diese zurückhaltende, ganz und gar einfache (und eben gerade nicht einfältige) Ausprägung ihres Schaffens hat ihren unbestrittenen Reiz. "Patterns" als erster großer Höhepunkt auf "Yay!" zeigt dann aber auch direkt, dass es Bent Sæther, der alle Songs schrieb, nicht übertreiben mag mit der Zurückhaltung.

Später wiederum wird es dann ganz intim, wenn Sæther in "Real again (Norway shrugs and stays at home)" auf Basis einer nur zaghaft eingesetzten Gitarre einen Blick auf die Corona-Zeit wirft: "Now we're hanging out in different rooms / All pretending to cherish meetings on Zoom / Supposed to strengthen all our ties / But your faces all seem demoralized / I can see the light growing dim in your eyes." Inhaltliche Schwere und musikalische Leichtigkeit werden hier formidabel in Einklang gebracht. Die Freude an der Abwechslung leben Sæther und seine Mitstreiter auch in der Folge weiter kreativ aus. "Hotel Daedalus" beispielsweise kommt im zweiten Teil des Albums dem urtypischen Motorpsycho-Sound ganz nahe und darf im Vergleich zum Rest des Werks nicht nur aufgrund seiner Länge von fast acht Minuten als nahezu ausufernd bezeichnet werden.

"Yay!" ist übrigens das erste Album, nachdem die Norweger den Ausstieg von Drummer Tomas Järmyr bekanntgegeben haben. Der allerdings mischt hier weiter munter mit, ebenso zwischendurch auch Reine Fiske und Lars Fredrik Swahn. Ganz am Ende, im finalen "The rapture", bringen Motorpsycho das Album auf den Punkt: "Days are getting longer, summer's almost here / I thank my guardian angels we survived another year / When summer rolls around again / I'm gonna lay my head back in the grass / And count my blessings one by one, and hope it won't be my last." Die Sommer kommen, die Sommer gehen – und Motorpsycho machen einfach immer weiter mit dem, was sie am besten können: verlässlich große Kunst.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Patterns
  • Hotel Daedalus
  • The rapture

Tracklist

  1. Cold & bored
  2. Sentinels
  3. Patterns
  4. Dank state
  5. W.C.A.
  6. Real again (Norway shrugs and stays at home)
  7. Loch meaninglessness & the mull of dull
  8. Hotel Daedalus
  9. Scaredcrow
  10. The rapture
Gesamtspielzeit: 42:08 min

Im Forum kommentieren

embele

2023-08-30 16:01:27

Album ist mMn das coolste, das sie in den letzten Jahren veröffentlicht haben. Nicht falsch verstehen, ich liebe die letzten Alben allesamt, aber dieses sticht absolut heraus.
Super, super, super !!!

VelvetCell

2023-08-22 15:08:27

Ich lege es immer wieder auf. Und jedes Mal wächst es immer noch ein kleines Stück. So schön!

The MACHINA of God

2023-08-22 11:54:53

Wieso? hier im Thread sind die Meinungen doch sehr positiv.

Chrisb

2023-08-22 11:37:34

Super Album.Nur habe ich das Gefühl,dass das niemand gross interessierr.Schade.

Marküs

2023-08-05 11:35:46

Kingdom of oblivion war etwas zu lang und hatte Passagen, bei denen ich wegpennte. Deswegen ließ ich den Nachfolger liegen. Jetzt fühle ich mich schlecht. Die neue ist Bombe. Liebste Scheibe bleibt das Unicorn gefolgt vom Tower. Die kurzen dazwischen waren auch sehr geil.

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