Rancid - Tomorrow never comes

Epitaph / Indigo
VÖ: 02.06.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Spontanes Dampfbad

1991. Die Szene-Ikonen Operation Ivy sind gerade Geschichte, als die noch blutjungen Tim Armstrong und Matt Freeman ihre neue Band Rancid gründen. Ein vermeintliches Wagnis, das die beiden Punks in nicht einmal vier Jahren mit Leichtigkeit pulversisieren sollten. Wer Punk in den frühen Neunzigern begegnete, kam weder um das selbstbetitelte 1993er-Debüt und den räudigen Meilenstein "Let's go" (1994), und schon gar nicht um die Hitschleuder "...And out come the wolves" (1995) herum. Was, hätte die Band sich damals aufgelöst? Allein diese Alben hätten den Legendenstatus von Rancid für die Ewigkeit an sämtliche Wände der Welt gesprüht. Somit beschwert sich niemand, dass der Vierer nebst Schaffenspausen weiterhin da ist. Zumal ein Split den vielen Fans der Kalifornier das großartige "Indestructible" vorenthalten hätte. Trotz des ein oder anderen wenig nachhaltenden Releases: Schlecht oder gar enttäuschend können Rancid nicht. "Tomorrow never comes" macht da keine Ausnahme.

Bemerkenswert ist jedoch die Art und Weise: Während andere Punkrocker altersmilde werden oder sich im Experiment verzetteln, knallen Rancid einfach mal raus. "Tomorrow never comes" mag nicht unbedingt die markantesten Songs ihrer Karriere bieten, strotzt allerdings vor Tempo und Tatendrang. Vor jener Unbefangenheit, mit der die Truppe aus Berkley im Herbst ihrer Karriere unterwegs ist. Erwartungen? Scheiß drauf. "Don't make me do it?" Drohungen in 57 Sekunden nehmen wir gern an, genau wie den vertrauten Sound. Schon nach wenigen Sekunden des Titelstücks begrüßt uns Freemans wie immer herrlich daddelnder Bass, bis der knallige Opener sich freimacht. Durchaus eine Blaupause für das gesamte Werk, denn wie aus der Hüfte geschüttelt lassen Rancid 16 kleine Punkrocker los, die oftmals an der Zwei-Minuten-Marke scheitern. Doch natürlich haben "Magnificent rogue" und der Feger "Mud, blood & gold", die mehr oder minder den musikalischen Wurzeln im 80s-Hardcorepunk salutieren, ihren Reiz.

Zu kleinen Kompromisslosigkeiten wie "Hear us out" lässt man sich gerne ins Dampfbad schleifen, im Altpunker-Pit der anstehenden Tour dürfte das noch mehr Spaß machen. Bei aller Eingängigkeit: Ein bisschen Zeit sollte man der Platte trotzdem lassen. Wenn Bands ihr Handwerk so gekonnt aus der Straßenrinne kehren wie Rancid, dann lohnt das. Ein bisschen Abwechslung gibt's somit auch zu entdecken: Das sleazige "Hellbound rain" huldigt den alten Weggefährten Social Distortion, der Streetpunk von "Devil in disguise" schmückt sich mit irischer Folklore und jeder Menge Bier, während "Drop Dead Inn" sein Glück im Punkrock-Roadmovie sucht. Und die Hymnen? Sind natürlich da. "New America" und das melancholische "It's a road to rightousness" mit ihren coolen Gitarrenlines, oder das ohrwurmige "One way ticket". Wer lieber Rancids alte Meisterwerke hört, bestellt "Tomorrow never comes" nicht ein. Wer den spontanen Gast jedoch reinlässt, wird seinen Spaß haben.

(Eric Meyer)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tomorrow never comes
  • Mud, blood & gold
  • Devil in disguise
  • New American
  • It's a road to rightousness

Tracklist

  1. Tomorrow never comes
  2. Mud, blood & gold
  3. Devil in disguise
  4. New American
  5. Bloody & violent history
  6. Don't make me do it
  7. It's a road to rightousness
  8. Live forever
  9. Drop Dead Inn
  10. Prisoners Song
  11. Magnificent rouge
  12. One way ticket
  13. Hellbound train
  14. Eddie the butcher
  15. Hear us out
  16. When the smoke clears
Gesamtspielzeit: 29:55 min

Im Forum kommentieren

fuzzmyass

2023-06-13 00:54:17

Ja, war in Berlin... absolut klasse Abend... tolle Vorbands und bei Rancid überragende Stimmung

Euroboy

2023-06-12 17:40:31

Würde der Platte auch wie hier eine 7/10 geben. Es sind ein paar coole Songs drauf (Eddie the Butcher, New American, When the Smoke clears) leider auch ein paar so Standard Rancid Dinger.

Keine Ska Nummern dafür aber leider für Rancid Verhältnisse recht kurz. (28:53).

@fuzzymass: Biste in Berlin am Start. Rancid würde ich auch gerne mal live sehen, die machen sich aber sehr rar in Deutschland.

fuzzmyass

2023-06-12 17:04:48

Gleich geht es erstmal auf das Konzert.... Vorband The Bronx - das kann nur ein geiler Abend werden

soulseeker

2023-06-12 16:30:56

Nettes Album, aber rauscht irgendwie so durch ohne großen Eindruck zu hinterlassen. Vinyl ist hingegen cool, läuft auf 45 und klingt sehr gut für ne Punk Scheibe.

Euroboy

2023-06-01 16:45:44

Ich denke auch das es nach der Rezension hier eine schöne Sommerplatte wird. Ich mag eigentlich alle Rancid Platten, wobei die letzten zwei nicht mehr ganz so frisch klangen.

Interessanterweise hat ja Brett Gurewitz (Bad Religion, Epitaph Chef) alle Rancid Platten (bis auf die erste) produziert.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum