Pearl Jam - Lost dogs

Epic / Sony
VÖ: 10.11.2003
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bellende Hunde

Wenn Pearl Jam etwas machen, dann richtig. Egal ob auf der Bühne oder im Studio - jede verfügbare Emotion wird aufgefangen und in Musik umgesetzt. Wenn sie sich aus der Promotion-Tretmühle zurückziehen wollen, drehen sie eben weder Videos noch geben sie Interviews. Und statt eines stellvertretenden Livealbums bringen sie gleich mal die komplette Tour auf rappelvollen Tonträgern heraus. Kein Wunder, daß auch der Blick ins Archiv mit den vielen B-Seiten, Fanclub-Singles und all den anderen Aktivitäten unter dem Signet Pearl Jam kein halbherziges Probebohren wurde.

Nein, "Lost dogs" versammelt auf zwei fetten Silberlingen gleich 30 (in Worten: dreißig) Stücke, die manchmal selbst Hardcore-Fans nur dem Namen nach kennen dürften. Gut, der breitgetretenen Weihnachtssingle "Last kiss", dem famosen Live-Favoriten "Yellow ledbetter" und manch anderem Song aus der Mottenkiste werden auch Uneingeweihte schon mal über den Weg gelaufen sein. Doch gegen eine praktische Versammlung all dieser nicht ansatzweise als Ausschußware zu bezeichnenden Kleinodien ist wirklich nichts einzuwenden.

"Lost dogs" bietet nämlich beinahe im Vorbeigehen einen hervorragenden Überblick über die verschiedenen Perioden der Bandgeschichte: Vom bisweilen breitwandigen Grunge-Rock der Anfangsphase über die fingernagelschwarzen Erdungen der mittleren Phase bis hin zu den staubtrockenen Folkrock-Episoden der späten Neunziger zeugen viele feine Songs wie die garagigen "Gremmie out of control", "Leavin' here" und "Don't gimme no lip", der fast depressive Soundtrackbeitrag "Dead man", die sleazigen "Down" und "All night", der Kopfnicker "Hitchhiker" oder der Funkrock von "Dirty Frank". Selbst bei spontanen Albernheiten wie "Sweet Lew" und "Bee girl" muß sich das selten hinter den bekannten Schlagern verstecken.

Mit der zerbrechlichen Vehemenz von "Fatal", den überaus gänsehautigen "Strangest tribe" und "Footsteps" oder dem schleppenden Mantra von "Wash" haben Pearl Jam auch noch ein paar echte Hymnen im Ärmel. Und endlich können auch die vielen Downloader aus dem Schatten treten, den Kragen ihres Holzfällerhemdes nach unten klappen und all diese ehemaligen Raritäten auf legalem Tonträger erwerben.

Man könnte angesichts der schieren Fülle von "Lost dogs" beinahe von Vollbedienung sprechen. Wenn, ja wenn nicht drei der wohl brillantesten Seitensprünge der Band komplett fehlen würden. Die auf dem "Singles"-Soundtrack versammelten Großtaten "Breath" und "State of love and trust" sowie das völlig grandiose Victoria-Williams-Cover "Crazy Mary" sucht man hier vergeblich. Aber dafür dürfte es einen gar nicht mal so abwegigen Grund geben: das angesichts des ausgelaufenen Deals mit Epic wohl bald anstehende Best-Of-Album. Und dort wäre dieser Dreierpack tatsächlich sogar noch besser aufgehoben als hier.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Yellow ledbetter
  • Fatal
  • Footsteps
  • Wash
  • Strangest tribe

Tracklist

  • CD 1
    1. All night
    2. Sad
    3. Down
    4. Hitchhiker
    5. Don't gimme no lip
    6. Alone
    7. In the moonlight
    8. Education
    9. Black, red, yellow
    10. "U"
    11. Leavin' here
    12. Gremmie out of control
    13. Whale song
    14. Undone
    15. Hold on
    16. Yellow ledbetter
  • CD 2
    1. Fatal
    2. Other side
    3. Hard to imagine
    4. Footsteps
    5. Wash
    6. Dead man
    7. Strangest tribe
    8. Drifting
    9. Let me sleep
    10. Last kiss
    11. Sweet lew
    12. Dirty Frank
    13. Brother
    14. Bee girl
Gesamtspielzeit: 104:57 min

Im Forum kommentieren

Castorp (seit kurzem gesperrt)

2016-04-07 11:06:19

Höre gerade wieder rein...das B-Seiten-Material ist schön kurzweilig. "In the moonlight" finde ich am coolsten.

@Sammy:
Krasse Geschichte. :D

AUFGEMERKT

2012-07-10 03:58:52

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toolshed

2010-06-25 00:04:49

"Binaural" ist ein unterschätztes Meisterwerk.

Nicht wenn es nach mir geht! Ich halte es für ihr zweitbestes Album nach "Ten". Oder zumindest gleichwertig mit "Vs." (ohne beide Platten mit einander zu vergleichen, versteht sich).

"Binaural" = 10/10!

Erwinator

2010-06-24 16:32:21

Die auch, beide 9/10.

Aussortieren könnte man Quark wie "Gremmie out of control" (ouch, Stone...), wenn das ganze Zeug nicht schon aussortiert wäre.

2010-06-24 15:19:56

unterschätzt: die avocado

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