Katatonia - Sky void of stars
Napalm / UniversalVÖ: 20.01.2023
Abgehakt
Mit diesem Erfolg konnte nun wirklich niemand rechnen. Als Katatonia 2020 das Album "City burials" veröffentlichten, stand nicht nur die Band vor einer ungewissen Zukunft. Denn bekanntermaßen litt Gitarrist und Mitgründer Anders Nyström jahrelang unter einer massiven Schreibblockade und sah sich mehr und mehr außerstande, sich am Songwriting zu beteiligen, sodass Frontmann Jonas Renkse kurzerhand Material umarrangierte, welches eigentlich für ein Soloalbum gedacht war. Und plötzlich fanden sich Katatonia in Deutschland erstmals in den Top Ten der Charts wieder, während die Platte daheim in Schweden eher ein Nischendasein fristete. Zu schade, dass die Corona-Pandemie auch in diesem Fall jegliche Live-Ambitionen zunichte machte.
Und doch scheinen Katatonia genau hieraus neue Motivation gezogen zu haben. Denn zum einen sind die Songs des neuen Albums "Sky void of stars" nicht zuletzt mit Blick auf deren Live-Fähigkeiten entstanden, zum anderen darf sich Renkse nun erst recht als alleiniger Songwriter beweisen. Was ihm bereits mit dem Opener "Austerity" auf meisterhafte Art und Weise gelingt. Denn der Song greift stilistisch durchaus auf "City burials" zurück, überlässt es aber den Hörern, ob sie sich nun mit dem opulenten Refrain treiben lassen wollen oder aber die Riffs entschlüsseln, die ihre Komplexität geschickt hinter ihrer Eingängigkeit verstecken. Dem gegenüber klingt das folgende "Colossal shade" geradezu wuchtig, indem es seine ohrwurmartigen Hooks in donnernd drohende Riffwalzen einbettet, ohne jedoch in allzu große Aggression umzuschlagen.
Wie gut diese Hooks funktionieren, zeigen vor allem der unfassbare Refrain von "Opaline" und das treibende "Birds" mit einer geradezu unverschämten Post-Metal-Schlagseite. Hier stimmt einfach alles, vom sehnsüchtigen Gesang in den Strophen bis zum eruptiven Refrain, den auch The Sisters Of Mercy nicht besser hinbekommen hätten. Und wenn der Pop-Appeal ein wenig zurück gefahren wird, kommt wieder diese großartige Musikalität zum Tragen. Dabei begeistert dabei vor allem "Impermanence" durch den Gastauftritt von Joel Ekelöf, Frontmann der schwedischen Prog-Metal-Supergroup Soen, der sich hervorragend mit Jonas Renkse ergänzt, während die Synthesizer-Teppiche in "Sclera" eine dystopische Atmosphäre erzeugen – und doch wirken diese Sounds nicht abweisend, sondern stellen sich sogar dem Anspruch, Renkses Gesang zwar immer zutiefst melancholisch, doch nie hoffnungslos klingen zu lassen.
Natürlich werden Katatonia 30 Jahre nach ihrem Debütalbum keine Stimmungskanonen mehr. Doch selten war einem Album eine derartige Live-Affinität, ja sogar eine gewisse Tanzbarkeit anzumerken wie "Sky void of stars". Melancholie und Eingängigkeit schließen sich eben nicht aus, ebenso wenig Hooks und filigrane Riffs. Diesen Zielkonflikt aufzulösen, ist allerdings die hohe Kunst. Und diese Kunst beherrscht Jonas Renkse mittlerweile ganz vorzüglich. Ohne den Einfluss von Anders Nyström auf den wahrlich nicht schlechten Alben im Backkatalog auch nur im geringsten schmälern zu wollen, haben Katatonia damit eine ganz neue Ebene erreicht – zugänglich, ohne sich anzubiedern, düster ohne Larmoyanz. Viel mehr geht nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Austerity
- Birds
- Sclera
Tracklist
- Austerity
- Colossal shade
- Opaline
- Birds
- Drab moon
- Author
- Impermanence (feat. Joel Ekelöf)
- Sclera
- Atrium
- No beacon to illuminate our fall
- Absconder (Bonus track)
Im Forum kommentieren
Marküs
2023-01-27 18:55:25
@ hostkevin: Die 9/10 ist hier save. Sowas von genial. Wie immer halt. Katatonia sind sowieso eine der besten Bands überhaupt. Für mich seit über 24 Jahren.
horstkevin
2023-01-24 16:46:41
Wow, noch ein grandioses Album!!!
Eigentlich unglaublich, was diese Herren seit Jahren abliefern; ein Highlight jagt das nächste. Allerhöchsten Respekt.
Hätte m.E. sogar eine 9/10 verdient sowie den Titel "Album der Woche".
Armin
2023-01-23 21:02:29- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Kamm
2023-01-09 18:41:09
Katatonia verehre ich schon seit über 20 Jahren. Der Vorgänger hat mich leicht enttäuscht, aber das macht nichts auf dem Niveau.
Die drei Songs bisher gefallen mir ganz gut; wie gut, kann ich bei denen seit The Great Cold Distance erst nach vielen Anläufen sagen.
Affengitarre
2023-01-09 15:30:05- Newsbeitrag
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