Spoon - Lucifer on the moon

Headz / Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 25.11.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Das gute Besteck

Der Autor dieser Zeilen ist bei Remix-Alben naturgemäß skeptisch. Das hat verschiedene Gründe, vor allem aber diesen: Meist wirkt eine komplett neu gedachte Platte nur wie ein müder Abklatsch des Originals, der dem ursprünglichen Produkt nur wenige neue interessante oder skurrile Facetten hinzuzufügen weiß. Oder aber der Charakter der Songs wird vollkommen verfälscht. Entsprechend durfte man auch im Vorfeld der Veröffentlichung von "Lucifer on the moon" gewisse Bedenken haben. Weil: Das Ausgangsmaterial der texanischen Arschcool-Rocker von Spoon, "Lucifer on the sofa", ist nichts anderes als eine der besten Platten des aktuellen Jahrgangs. Extrem präzise und hittig ballern Britt Daniel und Co. uns da die Hymnen um die Ohren, dass selbst der liebe Beelzebub nicht widerstehen kann und sich der Band komplett hingibt. Kann ein Remix-Elaborat der im Original so schneidigen G'schicht denn nun etwas Sinnvolles hinzufügen oder bringt es nur lähmend-langatmigen Nonsens zu Tage?

Beruhigende Information vorweg: Die Remixe kommen alle aus einer Hand, sodass kein quatschiger Genre-Eklektizismus, der hier ohnedies nur störend wäre, den Grundgeist der Stücke verwässert. Verantwortlich für "Lucifer on the moon" ist Adrian Sherwood, einigermaßen legendärer Musikproduzent aus dem Vereinigten Königreich, der als einer der maßgeblichen Wegbereiter des Dub gilt und in dieser Funktion bereits Songs von Depeche Mode, Nine Inch Nails und, lustig, Simply Red tiefergelegt hat. Für die Bearbeitung von "Lucifer on the sofa" hat er sich dann auch den einen oder anderen kleinen Plot-Twist ausgedacht. So wird das in der Ursprungsversion von Soul und R'n'B durchtränkte "My babe" zu einer windschief verschraubten Angelegenheit, die sich hingebungsvoll dem Hall und dem Rausch verschreibt. Sherwood gelingt es, die Perspektive auf diesen wunderbaren Rocksong zu verändern, ohne ihn komplett zu entkernen. "On the radio" hingegen entwickelt sich im vorliegenden Dub-Remix zu einem zähflüssigen Stück Lava-Pop, der catchy Refrain bleibt derweil unangetastet und darf weiterhin nach Belieben im Hirn herumspuken. So muss das!

Der Titelsong erhält im neuen Gewand jene spacigen Momente, die er sich redlich verdient hat: Die Nummer klingt ohnehin schon wie das schönste Schlaflied, das man nachts unter freiem Himmel hören möchte. In der neuen Fassung treiben dezente Beats und Bläser das Stück noch ein bisschen weiter ins Uferlose. Sherwood kitzelt aus den Stücken immer wieder besondere Facetten heraus, wenngleich die frische Knackigkeit des Ursprungsmaterials nicht immer beibehalten werden kann. Das liegt aber natürlich daran, dass die zehn Songs von Haus aus einfach minimalistisch arrangierte, auf den Punkt fokussierte Rock-Destillate sind, denen jedes Gramm Extrafett fehlt. Apropos Extrafett: "The devil & Mister Jones" bekommt in der Neufassung besonders viel Unterstützung von dubbigen Beats und verlockenden Percussions. Die Nummer wirkt dadurch zwar weniger dynamisch, erhält aber ein schwereloses Korsett, mit dem sie atemlos durch den Äther schwebt. Die Lyrics und die Statik der Komposition geraten dabei herrlich durcheinander, wenn Sherwood erst einmal herumzustückeln anfängt. Und so bleibt der Brite der Gunther von Hagens der Remix-Kultur. In geschmackvoll, versteht sich.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • On the radio (Adrian Sherwood reconstruction)
  • The devil & Mister Jones (Adrian Sherwood reconstruction)
  • Lucifer on the sofa (Adrian Sherwood reconstruction)

Tracklist

  1. My babe (Adrian Sherwood reconstruction)
  2. On the radio (Adrian Sherwood reconstruction)
  3. Held (Adrian Sherwood reconstruction)
  4. The devil & Mister Jones (Adrian Sherwood reconstruction)
  5. Lucifer on the sofa (Adrian Sherwood reconstruction)
  6. Astral jacket (Adrian Sherwood reconstruction)
  7. Feels alright (Adrian Sherwood reconstruction)
  8. Wild (Adrian Sherwood reconstruction)
  9. The hardest cut (Adrian Sherwood reconstruction)
  10. Satellite (Adrian Sherwood reconstruction)
Gesamtspielzeit: 35:41 min

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Armin

2022-12-21 20:11:38- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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