Tigerbeat - 13 songs

Buback / EFA
VÖ: 28.11.2003
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

The Deutschlanders

Vor einem guten Jahr überraschte eine kleine Band aus Hamburg die deutsche Musikwelt jenseits der sogenannten Superstars. Die Infos erzählten von Dressmen und Models für Anzugmode, die in ihrer kargen Freizeit ein wenig und zum Spaß musizierten. Das Tigerbeat-Debüt "No. 1" klang glücklicherweise überhaupt nicht nach dieser Konstellation. Stattdessen wurde man erstaunter Zeuge einer furiosen Fusion von Jon Spencer und Ideal. Die neue deutsche Blues Explosion. Oder so.

Nach dieser Vorgeschichte sind die Erwartungen an das nun vorliegende zweite Album der Hamburger naturgemäß recht hoch. Tigerbeat wissen sehr gut, daß ein lauwarmer Aufguß des einmal gut angekommenen Rezepts einem kommerziellem Desaster gleichkäme. Und so haben die vier Gutgekleideten ihre Musik behutsam weiterentwickelt. Die NDW-Anleihen sind nur noch als ein paar leise Synthesizerspürchen ganz hinten im Klangbild zu vernehmen. Vorne stehen die Gitarren, denen man einigen Rotz genommen hat, der okaye, aber nicht besonders mitreißende Gesang sowie ein ob seiner Einfallslosigkeit ab und an etwas nervendes Schlagzeug. Und beinahe die ganze Zeit glaubt man ganz sicher, daß die Umbenennung in "The Tigerbeat" unmittelbar bevorsteht.

Viel mehr als ein bedächtiges Kopfnicken, Fußwippen oder Schulterzucken rufen die "13 Songs", die uns offensichtlich eigentlich zum Schwitzen bringen sollen, als Hörerreaktion aber nicht hervor. Lediglich "...if for one time we don't fight..." bringt etwas Feuchtigkeit ins Spiel. Statt trockenem Knarzsound präsentieren Tigerbeat hier eine ranzig triefende Schmalzschicht auf einer wirklich schlechten Heavy-Ballade. Passend dazu tritt dem Zuhörer erstmals Schweiß auf die Stirn. Hier allerdings ziemlich kalter.

Doch dann, ganz zum Schluß, versöhnen die die Anzugträger aus dem hohen Norden ihr Publikum doch noch. Zum einen mit einer gelungenen Überraschung, vor allem aber mit Qualität. "Alright" mäandert träge, aber spursicher vor sich hin, mild psychedelisch und viel mehr kalifornische Wüste als Catwalk. Mit dem Rest des Albums hat dieser Titel zwar kaum etwas zu tun, aber er zaubert ein Grinsen ins Gesicht des Rezensenten. Und er hält die Hoffnung am Leben, daß von Tigerbeat doch noch was zu erwarten ist. Beim nächsten Mal dann.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lowdown
  • Alright

Tracklist

  1. Doin' time
  2. Intro 2
  3. Heartbreak kid
  4. What cha gonna do
  5. Beat me 'till I understand
  6. ...If for one time we don't fight...
  7. All that glitter's not gold
  8. Yours sincerely
  9. Come on
  10. Lowdown
  11. Re-release
  12. Lookin' good
  13. Alright
Gesamtspielzeit: 54:00 min

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  • Tigerbeat (19 Beiträge / Letzter am 20.07.2007 - 19:25 Uhr)