
Fireside - Bin juice
Startracks / IndigoVÖ: 28.10.2022
Keine Sorge
Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an die Neunziger. Rückblickend eine fast schon sorglose Zeit, wenn man die Musik laut genug aufdreht. Die schwedische Band Fireside erspielte sich damals eine treue Fangemeinde, bevor sie sich 2003 in den Vorruhestand verabschiedete. Sänger Kristofer Åström machte danach als Solokünstler weiter. So weit, so typisch. Dass nun tatsächlich ein neues Fireside-Album erscheint, ist daher zunächst einmal überraschend. Von der Originalbesetzung ist neben Åström nur Pelle Gunnerfeld übrig geblieben. Die Musik klingt jedoch, als habe es nie eine Pause gegeben. "Bin juice" mag mit nur acht Songs recht kurz ausfallen, macht aber vom ersten bis zum letzten Ton großen Spaß.
Einen guten Einblick in den neuen, alten Sound von Fireside gibt die erste Single "Jungle knuckles". Zu einem treibenden Groove erklingen herrlich scheppernde Riffs und Åströms unverwechselbare Stimme. Der Sound mag Elemente des Post-Hardcore in sich tragen, das Arrangement schielt jedoch ganz klar in Richtung Pop. Und das ist völlig in Ordnung. Dass Åström sich in den letzten Jahren primär im Folk-Sektor verdingt hat, hört man vor allem "The burlyman" an, einer intimen Ballade. Doch die Akustikgitarre bleibt im Schrank. Zu sachtem E-Gitarren-Geschrammel erzählt der Sänger vom Trennungsschmerz und trifft dabei dorthin, wo es am schönsten wehtut.
Ansonsten geht es auf "Bin juice" ordentlich zur Sache. Großartig ist zum Beispiel "Lex Tokyo", das nach einem atmosphärischen Intro schnurgerade auf die Tanzfläche zusteuert. Während die Strophen düster dahingrummeln, lassen Fireside im Refrain die Sonne herein. Genau dieses Wechselspiel zwischen Disharmonie und Euphorie prägt auch Songs wie "Blinds & shades" und "Easy Andy". Vor allem letzterer weiß dank konsequenter Reduktion zu überzeugen. Ein paar Akkorde, ein simpler Rhythmus, eine eingängige Gesangsmelodie – mehr braucht es nicht. Bei genauerem Hinhören lassen sich trotzdem zahlreiche clevere Details finden.
Angenehm melancholisch wird es in "Concillana", dessen einzige Schwäche ist, dass in den letzten beiden Minuten nichts Nennenswertes mehr passiert. Besser macht es da der Closer "Wild mouth, ...", in welchem mächtige Riffs und hymnische Melodieführung kongenial zusammenfinden. Das alles klingt natürlich nicht nach dem Jahr 2022, aber warum sollte es das auch. Es ist angenehm, dass Fireside sich nicht an den Zeitgeist anbiedern, sondern sich auf ihre Stärken besinnen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Lex Tokyo
- Jungle knuckle
- Wild mouth, ...
Tracklist
- Lex Tokyo
- Blinds & shades
- The burlyman
- Jungle knuckle
- Easy Andy
- Two times ...
- Cocillana
- Wild mouth, ...
Im Forum kommentieren
fakeboy
2023-05-05 09:00:33
Ich mag das Album auch nachwievor sehr gut.
Heute haben sie mit DIE HARD einen neuen Song nachgeschoben. Der geht stärker in die Richtung des vorletzten Albums Get Shot. Ist ganz ok aber begeistert mich weniger als die Songs vom neuen Album.
Mr Oh so
2023-03-13 18:51:39
Einfach der Hammer, das Album.
fakeboy
2023-03-08 16:04:10
Auf der Platte beginnt der Song mit ca. anderthalb Minuten Gitarrengeräuschen. Eher unnötig. Finde den unvermittelten Einstieg viel besser.
Mr Oh so
2023-03-08 15:50:13
fakeboy
Oh, es ist sogar editiert! Der Opener beginnt ohne das minutenlange Gitarren-Vorgeplänkel. Kluge Entscheidung!
Kenne die Geplänkel-Version nicht, finde aber cool, wie der Opener unvermittelt reinrumpelt.
fakeboy
2023-02-13 23:34:27
Ich finde sie überhaupt nicht routiniert, sondern sehr frisch. Ich hab das Gefühl den Songs anzuhören, dass die Band sie überhaupt nicht aufnehmen musste, sondern einfach sehr Bock darauf hatte, das zu machen. Für mich fast schon mein drittliebstes Fireside-Album, nach Uomini D'Onore und Do Not Tailgate.
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