Red Hot Chili Peppers - Return of the dream canteen

Warner
VÖ: 14.10.2022
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Some hot minutes

Was bleibt uns von den Red Hot Chili Peppers aus 2022? Die Rückkehr von John Frusciante, eine erfolgreiche Tour mit viel Spielfreude. Und natürlich über 30 Songs mit rund zweieinhalb Stunden Laufzeit. "Stadium arcadium" hat als Paradebeispiel für die Hybris der Kalifornier ausgedient. Nachdem man bei "Unlimited love" bereits munkeln konnte, dass man von den 17 Stücken nicht unbedingt alle gebraucht hätte, bringt der überraschende Nachfolger "Return of the dream canteen" noch einmal genauso viele Kompositionen auf den Tisch. Hätte man da nicht ein einzelnes, wirklich tolles Album draus machen können? Oder wenigstens zwei kürzere? Die Nachhut bietet durchaus Überraschungen – allerdings nicht in dieser Hinsicht. Ja, 34 Songs (plus Import-Bonustracks) sind eine Nummer zu groß für das Quartett gewesen. Und doch ist "Return of the dream canteen" nicht (nur) die Ausschussware zum Vorläufer, sondern traut sich stellenweise durchaus einiges.

Die Single "Tippa my tongue" wagt zwar noch keine Experimente, tänzelt aber galant um die Trademarks des Quartetts herum. Zu denen gehören Fleas wieder sehr markant abgemischter Bass sowie Frusciantes Künste an der Gitarre. Und natürlich Anthony Kiedis, der die Platte so eröffnet: "Well, I'm an animal / Something like a cannibal." Hier also keine Weiterentwicklung. Der sehr launige Song wirkt weniger wie ein standesgemäßer Opener, sondern wie eine nahtlose Fortführung mittendrin – was ja letztlich auch zur Veröffentlichungsweise passt. Energiebündel wie "Fake as fuck" waren auf "Unlimited love" ebenfalls eher selten und sind willkommen, vor allem wenn sie so schlagfertig Haken schlagen und sogar am Ende ins Düstere kippen. Kurz zuvor durfte man der Hommage an den verstorbenen Eddie van Halen lauschen, der mit einem ausladenden Gitarrensolo verabschiedet wird, welches gar nicht aufhören mag. "They say I'm from Amsterdam, does that make me Dutch?", fragt Kiedis noch. Okay.

Mehr aus der Komfortzone wagt sich "Return of the dream canteen" gegen Ende. "Bag of grins" lässt mit knisternder Spannung aufhorchen und enttäuscht nicht, wenn sich der dissonante Refrain nur widerwillig der melodiösen Auflösung hingibt. Ähnlich diesem Prinzip lässt sich "Copperbelly" zwischen sanftem Intro und Outro von einem völlig zerschossenen Solo traktieren, während "Carry me home" die instrumentale Begleitung erst fast komplett rausfallen lässt, nur um sie dann umso mächtiger zurückzubringen. Dazwischen warten die größten Ausreißer. Einen sentimentalen Bruch wie "La la la la la la la la" mit verhalltem Klavier und sanft tutendem Saxofon hätte man so nicht erwartet. Der Closer "In the snow" bringt eine bis dahin undenkbare Drummachine unter, während Kiedis zwischen Spoken Word und Gesang wechselt. Beide Songs schaffen vor allem eine unerwartete Komponente: Atmosphäre.

Anfang und Ende des Albums machen aufgrund des guten Songwritings und gelungener Experimente sogar einen besseren Eindruck als "Unlimited love" im Gesamten. Leider sammeln sich dazwischen ein paar Standard-Tracks zu viel an. Klar, "Bella" oder "Shoot me a smile" sind hübsch, das sirenige Solo aus "Afterlife" hat was. Das Problem ist die Masse an Songs, die nach recht ähnlichem Prinzip funktionieren und zu denen es wirklich wenig Interessantes zu berichten gibt – außer dass Kiedis mit seinem "My-my-my-my-my-my-my-my cigarette" einmal den Nervbogen wirklich überspannt und "I want her so badly / Hello, my name ain't Bradley" eine selbst für seine Verhältnisse gruselige Zeile ist. Bis ansonsten die Wucht von "Bag of grins" wieder wachrüttelt, hat sich die Gefälligkeit wie eine müde machende Decke um die Ohren gewickelt. Vielleicht hätte ein ausgewogeneres Sequencing die Entwicklung der Band und die Stärken dieser Platte hervorheben können. Oder halt doch der Rotstift.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tippa my tongue
  • Fake as fuck
  • Bag of grins
  • La la la la la la la la
  • In the snow

Tracklist

  1. Tippa my tongue
  2. Peace and love
  3. Reach out
  4. Eddie
  5. Fake as fuck
  6. Bella
  7. Roulette
  8. My cigarette
  9. Afterlife
  10. Shoot me a smile
  11. Handful
  12. The drummer
  13. Bag of grins
  14. La la la la la la la la
  15. Copperbelly
  16. Carry me home
  17. In the snow
Gesamtspielzeit: 75:05 min

Im Forum kommentieren

fuzzmyass

2022-11-06 14:01:41

Finds mittlerweile auf dem gleichen Niveau wie der Vorgänger - kein Megameisterwerk, aber es macht einfach Spaß und abwechslungsreich ist es auch...
Ich gebe beiden eine gute 7/10... objektiv nüchtern gesehen 6/10, aber Spaßfaktor und Lust zu hören liegen bei 8-8,5/10 und das ist das wichtigste. . macht in Summe gute 7/10 für beide Alben.. ich höre sie gerne, passt für mich....

kenny23

2022-11-06 12:37:18

Bella ist so cool! Generell macht das Album viel Spaß auch wenn es Füller gibt...

Mitschi

2022-10-30 18:03:52

Die beoden letzten alben sind bis auf wenigevausnahmen so zahnlos, öde, vorhersehbar und langweilig. Wahnsinn...so enttäuschend...unfassbar

Blanket_Skies

2022-10-27 18:48:08

It's only natural ist so schön atmosphärisch und unaufgeregt, außerdem hat er diese sehr schöne instrumentale Bridge. Die melancholischen Strophen gleicht dann der Refrain wieder aus, besonders durch den Hintergrundgesang von John.

Huhn vom Hof

2022-10-27 13:42:33

Bei "It's Only Natural" gefällt mir vor allem das Intro (das Echo auf der Gitarre). Chilliger Song.

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