Two Door Cinema Club - Keep on smiling

Lower Third / PIAS / Rough Trade
VÖ: 02.09.2022
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Die immer lachen

"Heeeey! Ihr macht seit zehn Jahren immer denselben Song!", dröhnt es von der Seite. Einfach lächeln und weiterlaufen. "Als Ihr cool wart, hatte ich noch das iPhone 4, haha", prasselt es gehässig. Aber egal, alles kann weggelächelt werden. Wenn die Welt Dir Zitronen gibt, mach Synthesizer-Melodien draus und tanz. So oder so ähnlich muss es im Kopf der Iren von Two Door Cinema Club seit Jahren zugehen. Die zelebrieren nämlich auch auf Album Nummer fünf den Indietronic-Sound, der sie 2010 mit ihrem Debütalbum "Tourist history" bekannt gemacht hat. Nur sind wir halt nicht mehr in den Zehnerjahren, die Indie-Disco kriecht auf dem gebrochenen Tanzbein Richtung Abgesang und überbordender Optimismus hat einen fast schon ignoranten und anachronistischen Beigeschmack.

Dabei ist es wie immer bei Two Door Cinema Club: Die dudelnden Melodien der tanzbaren Indie-Schoten sind mal mehr, mal weniger interessant und halten vor allem ganz viel Abstand zu allen Ecken und Kanten, als hätten sie ein tapsiges Kleinkind dabei. Erfrischend windschief wird es in "Blue light", der Falsettgesang in "Little piggy" klingt fast so laissez-faire wie Julian Casablancas und "Lucky" ist so schamlos druff, dass es mit den Füßen sogar ein bisschen vom Boden abhebt. Nur herrscht zwischen den wenigen Highlights die meiste Zeit Langeweile, die man trotz mehrfachen Bemühens der selbst induzierten Gute-Laune-Spritze nicht überwindet.

Das Trio aus Bangor geht nun seit über einem Jahrzehnt aus Gewohnheit in den immer selben imaginären Club, weil er fußläufig zu erreichen ist, wirklich alle willkommen sind und auch jeder reinkommt, denn "Everybody’s cool". Und am Ende des zähen Abends geht man dann mit dem Gefühl nach Hause, dass da eine große Leere im Bauch ist, die sich mit den immer selben Getränken und Phrasen nicht füllen lässt und die trotz Selbstaffirmation des ach so "Wonderful life" nicht befriedigt wird. Vielleicht ist die Jeansjacke mit den Patches mittlerweile vielleicht doch ein bisschen zu klein geworden.

Und auch wenn wir hier bei Plattentests.de die ein oder andere Tradition selbst schätzen und manchmal ordentlich überstrapazieren – Grüße gehen an dieser Stelle raus an Kollege Spremberg, Kollege Heinecker und Kollege Conrads – muss man manches auch mal gut sein lassen, seinen Frieden damit machen, es als Memorabilia in den Schrank stellen und vergessen. Alle paar Jahre kann man es dann wieder hervorholen und sich darüber freuen, wie es damals war. Indietronic und tanzende Großstadthipster. Gitarren und Synthies. MGMT, I Heart Sharks und die frühen Chvrches. Der absolute Überhit "I can talk" auf dem FIFA-Soundtrack. Kein Wunder eigentlich, dass sich Two Door Cinema Club von dieser Zeit einfach nicht trennen können.

(Arne Lehrke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Blue light
  • Lucky
  • Little piggy

Tracklist

  1. Messenger AD (intro)
  2. Blue light
  3. Everybody's cool
  4. Lucky
  5. Little piggy
  6. Millionaire
  7. High
  8. Wonderful life
  9. Feeling strange
  10. Won't do nothing
  11. Messenger HD
  12. Disappearer
Gesamtspielzeit: 47:04 min

Im Forum kommentieren

cherrypicker

2022-09-09 10:52:58

Armin sollte mit Arne Lehrke im Quartalsgespräch seine Performance ausdiskutieren

lars.fm

2022-09-09 09:54:27

Die Platte ist ein einziger Totalausfall und vermutlich die schlimmste Enttäuschung des Jahres für mich als Fan der die ersten zwei Alben sehr gemocht hat. Aber schon bei "Gameshow" wusste man nicht so recht anzuknüpfen und gleichzeitig zu reifen. Das haben Bands wie The Wombats wesentlich besser hinbekommen. Hier geht es mit jedem Album weiter Bergab. Habe hier außer den okay'schen Single-Auskopplungen nichts gefunden. Das Album ertrinkt alleine an den ganzen Skits und Intros und kommt überhaupt nicht in Gang.

jo

2022-09-07 11:15:06

Bei der Rezension war ja auch das hier nicht wirklich richtig:

Der absolute Überhit "I can talk" auf dem FIFA-Soundtrack.

Die hatten ja schon nicht nur den einen "Überhit" - "Undercover Martyn" war, soweit mir bekannt, sogar "hittiger".

Leider wirklich eine ziemlich oberflächliche Rezension von einem Rezensenten, der die Band anscheinend nicht wirklich kennt oder das Genre missinterpretiert.

Natürlich kann man das Album gerne schlecht finden, aber dass die Argumentation unpassend ist, fällt doch auf.

Jaggy Snake

2022-09-06 18:49:10

Wirklich merkwürdige Rezension. Die Band klingt spätestens seit Album 3 nicht mehr nach „Indiedisco der Nullerjahre“. Die ganze Argumentation ist komplett hinfällig.

cherrypicker

2022-09-06 13:30:22

Konsul hat recht! Das Einzigste, was an der Rezension passt, ist "das Album ist nicht gut!". Wieso es nicht gut ist, ist schlicht und einfach eine Falschaussage.
Von mir aus könnte die Band gerne wie damals zu 2010 klingen, wenn Sie immer zu dem Sound die richtigen Songs schreiben würde. Mit Qualität haben es auch Bands wie Dinosaur Jr geschafft, Ihren Sound über 30 Jahre am Leben zu halten. Das Problem ist nur, dass weder Songs, noch Sound des Album etwas taugen. Das Album ist fast so schlecht wie die Rezension, die nebenbei den Kollegen Heinecker und Co noch eine reindrückt.Aber egal, alles Aber egal, alles kann weggelächelt werden. Gel, Herr Lehrke?

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