Cass McCombs - Heartmind

Anti / Indigo
VÖ: 19.08.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Windschiefe Neubauten

Cass McCombs ist ein formidabler Baumeister. Also keiner, der Kirchen und Kathedralen, Häuser und Hütten aus Stein und Holz und Lehm baut, sondern vielmehr ein Architekt, der sich auf, nun ja, Songs spezialisiert hat. Songs, die sich insbesondere dadurch auszeichnen, dass sie verwinkelt und dennoch lichtdurchflutet, an manchen Stellen aber auch dunkel, weitläufig und in jedem Fall gut klimatisiert daherkommen. Sie gewähren dem Hörer eine atemberaubende Aussicht, fangen manchmal aber auch an, bedenklich zu wackeln, wenn der Wind durch die Ritzen im Gemäuer pfeift und der Regen durchs undichte Dach tropft. "Heartmind" ist nun, wir haben durchgezählt, McCombs' mittlerweile zehnte Platte und zeigt einen Musiker, der sich nicht davor scheut, auf kunstvolle Art und Weise schräge Töne und catchy Folk-Ohrwürmer ineinander zu schrauben. Ob man damit dann großen Erfolg im Sinne von Verkaufszahlen, Spotify-Streams und ausverkauften Gigs haben wird? Es wirkt mitunter fast so, als sei dem Künstler nichts egaler.

Und dennoch würde man dem aus Kalifornien stammenden Singer und Songwriter jedwede positive Aufmerksamkeit gönnen. Mit dem schwungvollen Americana-Popsong "Karaoke" präsentiert sich McCombs schon mal maximal eingängig. Der Beat erinnert entfernt an The War On Drugs, die Instrumentierung ist jedoch deutlich minimalistischer. Das Fundament der Stücke ist oftmals klassischer Folk, der sich an den amerikanischen Pop- und Rock-Traditionen abarbeitet und von Bob Dylan über Bruce Springsteen und Wilco so ziemlich alle Gangarten beherrscht. Im gefällig leise dahintröpfelnden "A blue, blue band" schimmert dann auch fröhlich fidelnder Country durch, und selbst dieser minimale Bruch fällt nicht störend auf. Im Gegenteil: Die Nummer wirkt nach dem aufregenden Indierock-Spektakel "Krakatau" wie eine wohlverdiente, schattige Ruhepause an einem warmen Tag im kargen amerikanischen Outback.

"Belong to Heaven" packt später eine lässige 80s-Melodie aus und könnte in dieser Form auch schon vor gut und gerne vierzig Jahren in den Autoradios positiv gestimmter Popper gelaufen sein, irgendwo zwischen The Police und Heaven 17. Und dennoch umgibt den Song keine staubige, neonfarbene Aura. McCombs wechselt zwar munter den Stil, bleibt sich aber treu: Seine Stimme strahlt eine Ruhe und Gelassenheit aus, die sich wie ein roter Faden durch die acht neuen Stücke zieht. Der rumpelige Garagenrock-Opener "Music is blue" schlendert betont windschief um die Ecke, während die finalen acht Minuten des Titelstücks wesentlich ruhiger, aber auch psychedelischer gestaltet sind. Im Hintergrund pinselt ein einsames Saxofon Spuren von Jazz auf die Leinwand, während die Nummer gegen Ende ziemlich freidreht und jedwede Form verweigert. Ob krummes Haus oder schräge Kathedrale – verlassen möchte man diese Klangbauten jedenfalls nicht mehr so schnell.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Karaoke
  • Unproud warrior
  • Krakatau

Tracklist

  1. Music is blue
  2. Karaoke
  3. New Earth
  4. Unproud warrior
  5. Krakatau
  6. A blue, blue band
  7. Belong to Heaven
  8. Heartmind
Gesamtspielzeit: 42:27 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2022-09-16 01:32:56

Erinnerung...

https://www.plattentests.de/forum.php?topic=100509&seite=1

Gordon Fraser

2022-09-05 22:44:05

Es gibt schon seit einem halben Jahr einen Thread zum Album...

Armin

2022-09-05 20:54:50- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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