Calvin Harris - Funk wav bounces vol. 2

Sony
VÖ: 05.08.2022
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Hat es gefunkt?

Funktioniert der Spruch "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert" eigentlich auch umgekehrt? Wurden im Laufe einer Musikkarriere bereits große Erfolge erzielt, scheinen die Künstler einen Freifahrtschein zu haben. So ist Madonnas fragwürdiger Auftritt beim Eurovision Song Contest längst wieder in Vergessenheit geraten, und auch, was Ringo Starr heute musikalisch so treibt, ist gar nicht mehr so wichtig. Nutzt Calvin Harris jetzt genau dieses Erfolgsschlupfloch? Beweisen muss er schließlich niemanden mehr etwas – der Producer dürfte finanziell ausgesorgt haben und kann sich auf seinen Hits wie "Summer" oder "This is what you came for" ausruhen. Oder zumindest das machen, worauf er Bock hat.

Das 2017 erschienene Album "Funk wav bounces vol. 1" war vermutlich genau so ein Schritt. Dort hat Harris sich eindeutig von dem eingängigen Elektro-Pop entfernt und, wie der Name schon verrät, sich Funk-Sounds angenähert. Kommerziell dürfte ihm dieser Schritt kaum geschadet haben, haben sich damals etwa extrem namhafte Künstler wie Pharrell Williams, Katy Perry und Snoop Dogg auf der Tracklist getummelt. Vor mehreren Songs wie dem dudeligen "Feels" gab es außerdem gefühlt wochenlang kein Entkommen.

Fünf Jahre später reicht Harris nun das wohl sehnsüchtig erwartete "Funk wav bounces vol. 2" nach. Auch diesmal lässt er sich nicht lumpen, was prominente Gäste angeht. So sind Snoop Dogg und Pharrell Williams abermals dabei. Dua Lipa ist genau wie Rapper Young Thug bei der Vorabsingle "Potion" an Bord. Einen eindeutig hörbaren Unterschied zum direkten Vorgänger bietet die zweite Ausgabe aber doch. Harris scheint noch gelassener an die Songs heranzugehen, und der Namenshinweis auf "Funk" wird noch weniger nötig. "Potion" ist hierfür ein gutes Beispiel: Während sich Dua Lipa und Young Thug extrem unaufgeregt mit ihren Parts abwechseln, schwingen nur lässige Funk-Beats und die typischen Bass-Sounds mit. Ein musikalisches Ausreißen oder der besondere Moment, in dem der Song klassischerweise zum Hit wird, bleiben aus.

Deutlich mehr Aufwand betreibt Harris dagegen bei "New to you" mit Normani, Tinashe und Offset. Der Song startet eher soulig und trumpft ordentlich mit Streichinstrumenten auf. Hier schwebt ein Hauch Filmmusik mit, wobei die Sängerinnen und die plötzlich einsetzenden Beats etwas mehr Coolness beisteuern. Und genau darauf scheint es Harris auf "Funk wav bounces vol. 2" auch anzukommen. Denn emotionale Ausreißer oder ekstatische Tanzmomente bleiben auf dem Album aus. Stattdessen wird eine gewisse Lässigkeit in den 14 Songs aufrechterhalten, ohne eine homogene Masse zu produzieren. Nur selten legt Harris es offenbar darauf an, unbedingt einen Hit zu landen. Am ehesten trifft das aber auf "Stay with me" zu, in dem Justin Timberlake sich beste Mühe gibt, jugendliche Frische zu transportieren – was man allerdings schon seit den letzten zehn Jahren von ihm gewohnt ist.

Die große Vorzeige-Single gibt es aber überraschenderweise so nicht. Ob sie das Album aufwerten würde, bleibt auch fraglich. Denn es braucht ohnehin insgesamt eine Grundaffinität zu Funk, um "Funk wav bounces vol. 2" wirklich genießen zu können. Und einen Hit liefern muss Calvin Harris ja eh schon lange nicht mehr.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Potion (feat. Dua Lipa, Young Thug)

Tracklist

  1. Intro
  2. New money (feat. 21 Savage)
  3. Potion (feat. Dua Lipa, Young Thug)
  4. Woman of the year (feat. Stefflon Don, Chlöe, Coi Leray)
  5. Obsessed (feat. Charlie Puth, Shenseea)
  6. New to you (feat. Normani, Tinashe, Offset)
  7. Ready or not (feat. Busta Rhymes)
  8. Stay with me (feat. Justin Timberlake, Halsey, Pharrell Williams)
  9. Stay with me (Part 2) (feat. Justin Timberlake, Halsey, Pharrell Williams)
  10. Somebody else (feat. Jorja Smith, Lil Duck)
  11. Nothing more to say (feat. 6Lack, Donae'o)
  12. Live my best life (feat. Snoop Dogg, Latto)
  13. Lean on me feat. Swae Lee)
  14. Day one (feat. Pharrell Williams, Pusha T)
Gesamtspielzeit: 42:51 min

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Armin

2022-08-26 10:56:09- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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