Lizzo - Special
Nice Life / Atlantic / WarnerVÖ: 15.07.2022
Hundertundein Prozent
"Hi motherfucker, did you miss me? I've been home since 2020!" Frecher wird dieses Jahr wohl kein Pop-Album aufmachen. Lizzo ist zurück! Wie sie ihre Zeit verbracht hat? "I've been twerkin' and makin' smoothies / It's called healing." Melissa Viviane Jefferson, wie die Grammy-Preisträgerin mit bürgerlichem Namen heißt, lässt schon im Opener "The sign" keinen Zweifel daran, dass sie nach dem weltweiten Durchbruch nicht plötzlich über den roten Teppich gestolpert und auf den Mund gefallen ist. Sie hat auf Album Nummer vier auch als Neu-Ikone moderne Hymnen mitgebracht, fährt große Geschütze auf und ein Blick auf die Uhr offenbart: "It's bad bitch o'clock, yeah, it's thick-thirty!"
Das größte Thema bei Lizzo ist weiterhin (Selbst-)Affirmation. Alle sind wunderbar so, wie sie sind und jeder ist auf der Party der US-Amerikanerin willkommen und bekommt einen Safe Space. Es braucht keine gestelzte Sprache, um diese wichtige Nachricht zu vermitteln. Im Gegenteil tragen die frechen Catchphrases zum universellen Verständnis bei und sind nebenbei noch ganz wertungsfrei perfekte Snippets für die Social-Media-Plattformen, die Lizzo zu Weltruhm verholfen haben. Die allgegenwärtige Nonchalance verleiht den abwechslungsreichen Songs Profil, sie tanzen mit Siebziger-Disco, knutschen mit Achtziger-Synth-Pop und gehen mit Millennial-Referenzen ins Bett.
Und auch neben markigen Sprüchen gibt es für Pop-Nerds eine ganze Menge zu dechiffrieren. Da wird der Evergreen "Doo-wop (That thing)" von Lauryn Hill genauso gesamplet wie Beastie Boys für das feministische "Grrrls". Der Titelsong "Special" ist quasi eine 2022er-Variante von Christina Aguileras "Beautiful" und an anderer Stelle erinnert Lizzo an 50 Cents "In da club", wenn sie fragt: "Is it your birthday girl, cause you're looking like a present?" Der absolute Pop-Brainfuck ist dann die dick auftragende Abschlussballade "Coldplay", in der Chris Martin hochgepitcht seinen Senf dazugeben darf und die dazu mit dem Schwarm tanzt, als gäbe es kein Morgen.
Dass das alles einen Heidenspaß macht, liegt aber nicht nur an der perfekten Snackabilty der 12 kurzen Stücke. Lizzos stimmliche Palette gehört zum Besten, das man in der populären Musik im Jahre 2022 bekommen kann. Und auch hinter den Kulissen sorgen prominente Namen wie Max Martin, ILYA, Benny Blanco oder Ricky Reed für den nötigen Bumms in den Kicks, Glam in den Gitarren und allem, was sonst noch in den Songs glitzert. In dem Pulk von potenziellen Bangern eine Übersingle zu identifizieren, ist dementsprechend eine Kunst für sich – und wie schon Kollege Heinecker richtig anmerkte, weiß man bei Lizzo nie, was nun wann und wie am meisten durch die Decke geht. Irgendetwas wird es aber garantiert genauso in den TikTok-Feed wie zur Grammy-Verleihung schaffen. Frech kommt weiter!
Highlights & Tracklist
Highlights
- The sign
- I love you bitch
- Coldplay
Tracklist
- The sign
- About damn time
- Grrrls
- 2 be loved (am I ready)
- I love you bitch
- Special
- Break up twice
- Everybody’s gay
- Naked
- Birthday girl
- If you love me
- Coldplay
Im Forum kommentieren
Brrrr003
2023-08-04 20:09:29
Lol die blade lizzo disst ihre mitarbeiterinnen. Das nennt man doch psychologische umkehr, oder?
ijb
2023-08-04 17:20:00
Ich kaufe ein s
ijb
2023-08-04 17:19:47
Es gilt natürlich die Unchuldsvermutung.
nagolny
2023-08-04 16:24:01
Leute, die "We CEOs and dancing like a C-E-Hoe" empowernd fanden, fanden auch empowernd: Kapitalismus, Koabhängigkeit, Koks, Krokodil, Patriarchat, Identifikation mit dem Aggressor.
Kojiro
2023-08-04 13:24:09
Dito.
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