Shinedown - Planet zero
Atlantic / WarnerVÖ: 01.07.2022
Mit Zero zum Hero
Legt man das stets durchstöbernswerte Archiv von Plattentests.de zugrunde, haben Shinedown bisher nicht viel Vorzeigbares zustandegebracht. 2/10, 3/10 und 4/10 lautet die magere Ausbeute. Immerhin: die höchste Wertung gab es für das bisher letzte besprochene Album "Amaryllis" von 2012. Und seitdem sind schließlich zehn Jahre ins Land und zwei weitere Alben aufgezogen, womit sich die Frage stellt, wie sehr sich eine dem Anschein nach maximal mittelmäßige Band steigern kann.
Am einfachsten ist diese Frage wahrscheinlich mit Blick auf diejenigen zu beantworten, die in völliger Unkenntnis an das aktuelle, ursprünglich bereits für April vorgesehene Album der US-Amerikaner herantreten. Das ist hierzulande relativ einfach, weil Shinedown bislang vor allem in Übersee von sich reden machten. Und Erwartungslose dürften angesichts dessen, was "Planet zero" zu bieten hat, vermutlich einigermaßen erstaunt darüber sein, dass diese Band jemals schlecht gewesen sein soll. Vielleicht ist sie es aber auch immer noch, jedenfalls dann wenn dieses Attribut grundsätzlich für chartstürmenden Alternative Rock von besonders selbstbewusster US-amerikanischer Machart reserviert ist.
Allerdings: Die globale Ausnahmesituation der letzten Jahre hat auch bei Shinedown Spuren hinterlassen, was sich nicht nur im lyrischen Konzept des Albums niederschlägt, sondern auch in einer merklichen Zurücknahme des oft monierten mäßig verpackten Pathos, allerdings ohne dass melodische Eingängigkeit und lustvolle Refrains auf der Strecke geblieben sind – ganz im Gegenteil. Das Schöne dabei: Die zeitgeistgetriebene Nachdenklichkeit durchzieht das Album mit einem melancholischen Unterton, der zahlreiche Momente besonders nachhallen lässt.
Das gilt selbst für viele jener Stücke, die vordergründig eigentlich einfach nur zum Ausrasten gedacht sind, so zum Beispiel das eröffnende "No sleep tonight", der als Single ausgekoppelte Titeltrack, "America burning" oder "Army of the underappreciated". Starke Songs, die aber doch im Schatten balladesker Stücke und Midtempo-Nummern wie "Dysfunctional you", "A symptom of being human", "Hope" und "Daylight" stehen, die den größten bleibenden Eindruck hinterlassen. Gerahmt wird das durchweg überzeugende Songmaterial mit kurzen Einsprengseln, in denen eine künstliche Intelligenz namens Cyren und entsprechend futuristische Klänge das thematische Konzept vorantreiben.
Inhaltliche Substanz, stilistische Vielfalt und vor allem eine Menge begeisterungsfähiger Songs machen "Planet zero" somit zu einem so spannenden wie kurzweiligen Erlebnis, wodurch das Album vielleicht eine ganz neue Phase für die Band einläutet, mit der sich auch naserümpfende Pathos-Rock-Verächter zufrieden geben. Denn nicht zuletzt weckt die Platte mit ihrem im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen differenzierteren Zugang angenehme "American idiot"-Vibes, auch wenn dessen Brillanz hier nicht ganz erreicht wird. Und schließlich mussten sich auch dessen Macher einst mit eher mäßigen Bewertungen zufrieden geben, bevor sie sich für höhere Weihen qualifizierten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- No sleep tonight
- Dysfunctional you
- Hope
Tracklist
- 2184
- No sleep tonight
- Planet zero
- Welcome
- Dysfunctional you
- Dead don't die
- Standardized experiences
- America burning
- Do not panic
- A symptom of being human
- Hope
- A more utopian future
- Clueless and dramatic
- Sure is fun
- Daylight
- This is a warning
- The saints of violence and innuendo
- Army of the underappreciated
- Delete
- What you wanted
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Armin
2022-07-04 19:34:18- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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