Liam Gallagher - Down by the river Thames (Live)
WarnerVÖ: 27.05.2022
Stadt, Liam, Fluss
In künftigen Popmusiklexika wird das Streaming-Konzert als ebenso populäres, wie vorübergehendes (?) Phänomen der Pandemiejahre beschrieben werden. Doch während solche Auftritte in vielen Fällen kaum mehr als leicht verpixelte Webcam-Übertragungen per Zoom aus dem heimischen Wohnzimmer waren, zog Liam Gallagher seinen Corona-Gig etwas größer auf: Wie einst die Sex Pistols schipperte der ehemalige Oasis-Frontmann im Dezember 2020 mit seiner Band die Themse entlang durch London und performte an Bord ein abwechslungsreiches Set, das seinerzeit kostenpflichtig gestreamt werden konnte und das nun zeitgleich mit der neuen Platte "C'mon you know" als Livealbum erscheint. Angesichts der hervorragenden Kamera und dem spektakulären Setting mit der wunderschön eingefangenen Kulisse Londons vom Wasser aus, mutet es kurz befremdlich an, dass Gallagher "Down by the river Thames (Live)" ausschließlich als Audioversion veröffentlicht, jedoch gibt es vom ersten Ton an so fulminant etwas auf die Ohren, dass die fehlende visuelle Komponente nicht mehr ins Gewicht fällt.
Die paritätisch zwischen alten Gassenhauern von Oasis und den immer wieder überraschend gut mithaltenden Solo-Songs aufgeteilte Setlist beginnt mit dem erstmals seit der Oasis-Trennung performten, mitreißenden "Hello" samt der im Kontext der Entbehrungen des Lockdowns natürlich besonders programmatischen Zeile "It's good to be back." Auch im weiteren Verlauf des Konzerts setzt Gallagher bei den alten Songs nicht immer auf die offensichtlichsten Hits, sondern spielt das, was am meisten fetzt: "Live forever" oder gar "Wonderwall" glänzen ebenso wie schon beim "MTV Unplugged (Live at Hull City Hall)" durch Abwesenheit, dafür stürmt die Band fulminant und schon fast mit Punk-Attitüde durch die Oasis-B-Seiten "Fade away" und "Headshrinker", beides ebenfalls Live-Premieren für Liam Gallagher solo. Zum hervorragenden Instrumentalsound bei den Tracks der Ex-Band trägt auch Oasis-Alumnus Bonehead an der Gitarre bei, und in Kombination mit Gallaghers seit einigen Jahren wieder erstarkter, beindruckender Stimmkraft, fühlt es sich beim Wall of Sound von "Columbia" oder bei "Supersonic" so an, als wäre 1994 erst vorgestern gewesen.
Doch auch Gallaghers Solomaterial zeigt sich hier im Sound äußerst druckvoll und vor allem der Pianorocker "Halo" und das brodelnde "The river" sind den dumpferen Studioversionen auf "Why me? Why not." deutlich überlegen. Auch die drei balladesken Momente des Albums wissen jeweils zu überzeugen. "Once" etabliert sich spätestens in dieser Version als der triumphale, hymnische Höhepunkt von Gallaghers bisheriger Solokarriere. "Champagne supernova", in einem typischen Gallagherismus gewidmet der Themse "and all the people who swam in it", kommt reduziert und gekürzt, aber dennoch charmant als Klavierstück daher, und beim sehr weihnachtlich anmutenden, hart auf der Kitschgrenze schunkelnden Rausschmeißer "All you're dreaming of", der hier zum allerersten Mal live zum Besten gegeben wird, bleiben nur die Augen der schlimmsten Scrooges trocken. Wer war eigentlich noch einmal dieser Noel?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Halo
- Columbia
- Once
- Headshrinker
Tracklist
- Hello
- Wall of glass
- Halo
- Shockwave
- Columbia
- Fade away
- Why me? Why not.
- Greedy soul
- The river
- Once
- Morning glory
- Cigarettes & alcohol
- Headshrinker
- Supersonic
- Champagne supernova
- All you're dreaming of
Im Forum kommentieren
Kojiro
2023-08-17 22:21:54
Ich will endlich den Video-Mitschnitt auf Bluray!
Rote Arme Fraktion
2023-08-16 22:11:30
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Peacetrail
2022-06-16 12:42:40
„Mit Abstand das beste Album vom Liam. Sehr schöne Platte.“
Gestern zum ersten Mal gehört. Echt gutes Album.
jo
2022-06-16 09:37:02
Ich weiß nicht, ich find's super. Finde auch nicht, dass er "lustlos" durch die Songs "knödelt". Schöne Aufnahmen und ne schöne Zusammenstellung.
oldschool
2022-06-08 18:12:17
Holt mich nicht wirklich ab. Liam knödelt sich mehr oder weniger lustlos durch die Songs. Seine Solosachen finde ich bis auf Ausnahmen sowieso nur durchschnittlich, von den Oasis Songs gibt es bessere (und längere) Live-Versionen. Manche sagen vielleicht, die Songs kommen hier eher auf den Punkt. Ich finden, sie klingen etwas "gehetzt"
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