Bear's Den - Blue hours

Communion / Universal
VÖ: 20.05.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Für Brooke

"This song and this album so far is like a warm blanket in sound form." Kommentare unter YouTube-Videos sind oftmals das Durchscrollen nicht wert. Unter "Blue hours", dem Titeltrack des gleichnamigen neuen Albums von Bear's Den, fand eine gewisse Brooke Chapman jedoch Worte, die passender nicht hätten gewählt werden können und es deshalb auch in diese Rezension geschafft haben. Streng genommen könnte man an dieser Stelle auch einfach aufhören zu schreiben und sich die weitere Lobhudelei sparen, aber damit würde man Bear's Den nicht vollends gerecht werden. Es ist in der Tat frappierend, wie schnell es Andrew Davie und Kevin Jones jedes Mal schaffen, in ihren Bann zu ziehen. Beim gediegenen und sich langsam steigernden Opener "New ways" dauert es bis zum ersten Refrain, bis das bekannte, wohlige Gefühl von Vertrautheit einsetzt. Dabei unterscheiden sich die musikalischen Zutaten nicht wirklich von denen anderer Indie-Folk-Bands. Bear's Den haben es einfach drauf und das richtige Gespür dafür, was ein guter Song enthalten muss.

Das von Brooke Chapmans so geliebte "Blue hours" geht beschwingt, ja beinahe hymnenhaft voran und wirkt trotz teilweise bedrückender Zeilen wie "I can't go on, I can't go on, I can't go on / I can't keep pretending that I'm okay / Watching you slip away" oder "Trying to hold these two truths in my head / Both the darkness and the light / Please don't expect them to play nice" recht optimistisch. Dabei servieren die beiden Londoner auf Studioalbum Nummer vier inhaltlich durchaus tiefgründigere und nicht immer leicht verdauliche Kost. In ihren Songs verarbeiten sie als Unterstützer der englischen Wohltätigkeitsorganisation CALM (Campaign Against Living Miserably) Themen wie Selbstreflektion und psychische Gesundheit, mit denen sie in den vergangenen Jahren teilweise selbst stark zu kämpfen hatten. Passenderweise ordnen Davie und Jones das Album "somewhere between a hotel, a mental health hospital, a bar that stays open later than anywhere else, a paradise, a dream, a nightmare and an endless sea of corridors and staircases leading you to rooms that represent memories – good, bad, happy or difficult" ein. Das sagt eine Menge aus.

Trotz allem überwiegen Hoffnung und Zuversicht. Und so zaubert das Duo mit spielerischer Leichtigkeit kleine Hymnen wie die Vorabauskopplung "Spiders" hervor, die sich mal zurücklehnt und mal treibend aus ihrer poppig-elektronischen Einbettung herauswagt. Nach wie vor typisch für Bear's Den ist ein sicheres Gespür dafür, einen Song nicht zu überladen, aber gleichzeitig auch nicht karg oder zu sehr reduziert wirken zu lassen. Der emotionale Fünfminüter "Shadows" wird beispielsweise von dezent, aber wirkungsvoll eingesetzten Pianoklängen und Streich(el)einheiten begleitet, ohne dabei auch nur ansatzweise opulent zu wirken. In Kombination mit dem unverkennbaren Gesang von Davie wird daraus ein wunderschönes Kleinod. "Frightened whispers" und "Gratitude" spielen mit wunderschönen Melodien, "On your side" und "All the wrong places" mit tiefen Emotionen. Songs, die einen umarmen und warmhalten. Wie eine Decke eben. Danke, Brooke.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • New ways
  • Blue hours
  • Frightened whispers
  • Spiders

Tracklist

  1. New ways
  2. Blue hours
  3. Frightened whispers
  4. Gratitude
  5. Shadows
  6. All that you are
  7. Spiders
  8. Selective memories
  9. On your side
  10. All the wrong places
Gesamtspielzeit: 43:07 min

Im Forum kommentieren

Kalle

2023-04-13 08:06:46

Neuer Song raus - Evelyn. Sehr gelungen. EP folgt.

jo

2022-05-20 20:00:47

Wenn der Seichtpop gut gemacht ist, warum nicht?

Genau das.

Riskiere ruhig noch zwei oder ein paar mehr - ich finde, es lohnt sich wieder.

BVBe

2022-05-20 17:53:59

Wenn der Seichtpop gut gemacht ist, warum nicht?

Werde noch zwei Ohren riskieren, allerdings hat mich der Plastikbeat der Drums beim Opener etwas verschreckt.

jo

2022-05-20 13:31:41

Schon hart an der Grenze zu seichtestem Seichtpop teilweise.

Gilt für die Band aber ja generell...

cargo

2022-05-20 11:00:51

Schon hart an der Grenze zu seichtestem Seichtpop teilweise. Aber berührt mich trotzdem in den richtigen Momenten.

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