Sofi Tukker - Wet tennis

Ultra / Sony
VÖ: 29.04.2022
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schlechte Cocktails

Das Jugendwort des Jahres 2021 lautet "cringe". Wem bis heute nicht ganz klar ist, wie dieses definiert wird, dem helfen Sofi Tukker nun auf die Sprünge. So steht der Opener ihres Zweitwerks "Wet tennis" ganz im Zeichen der Kaki. Die portugiesischen Lyrics von "Kakee" drehen sich einerseits um die Frucht als Fortbewegungsmittel, andererseits um den sexy Saft derselben auf Sofis Kleidung und Körper. Wohl bekommt's. Schon das Debüt "Treehouse" strotzte nicht gerade vor musikalischer Ernsthaftigkeit, hatte aber als Sommer-Party-Platte wenigstens zwei, drei Hits zu bieten, die das Duo auch gleich auf die Festivalbühnen der Welt katapultierte. Dort bemühten sich die beiden um nette Nachmittagsbespaßung, die jedoch schnell Enttäuschung wich, da bis auf einige von Sofi gespielte Gitarrenakkorde und Gesänge die Auftritte größtenteils als Halbplayback stattfanden.

Zum Sommer 2022 "Wet tennis". Ein Dutzend neuer Spaßtracks, nahezu alle jedoch zum (hoffentlich) Vergessen. Gab es beim Debüt noch Anschluss an die Indie-Credibilität, ist mit diesen Songs nun endlich die Frage beantwortet worden, was Sofi Tukker nun eigentlich vom Ibiza-Strandsausenelectro eines Felix Jaehn unterscheidet: Von der Single "Original sin" erschien ein Remix Jaehns. "Wet tennis" bezeichnet im übrigens keine Nischenvariante des beliebten Reichenvorortsports, sondern steht für "when everything tries to evolve, nothing negative is safe". Passend liefern Sofi Tukker eine gechillte "Cocktail-am-Strand"-Version von "What a wonderful world", welche Angesichts der sonstigen Tiefpunkte noch zu den besseren Momenten zählt.

"Summer in New York" zitiert "Tom's Diner" von Suzanne Vega, läuft ansonsten auch zum einen Ohr rein, zum anderen wieder heraus. Durchaus spannend hingegen ist "Forgive me" in Kooperation mit Mahmut Orhan, welches eine Ballade mittels einer Violinenspur und viel Pathos etwas orientalischen Vibe verpasst. "Sun came up" ist x-beliebige Fahrstuhlmusik, die selbst touristischen Dachgeschossbars zu platt wäre und "Larry bird" eine unsägliche Ansammlung nerviger Tropengeräusche.

Den besten Beweis dafür, dass der Markt Dinge nicht regelt, liefert schon seit Jahrzehnten die fortwährende Existenz von Mon Chéri. Selbiges gilt auch für den gleichnamigen Track (nur ohne Akzent) auf diesem Machwerk. Wer auch immer auf die Idee kam, Amadou & Mariam für einen EDM-Track zu gewinnen, ab dessen Mitte ein Trötenbeat mit dem Nervfaktor eines Moskitoschwarmes zentrales Element ist: Bitte, lasst die Finger von den Drogen. Beim nachfolgenden "Freak" werden in zwei Minuten The Prodigy und Underworld zitiert, was weniger schief geht, als es könnte, aber sicherlich auch nicht zu der selbstgesteckten Entwicklung beiträgt, alles Negative aus der Welt zu bannen.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Forgive me (feat. Mahmut Orhan)
  • Freak

Tracklist

  1. Kakee
  2. Original sin
  3. Summer in New York
  4. Forgive me (feat. Mahmut Orhan)
  5. Wet tennis
  6. Interlude
  7. Sun came up (feat. John Summit)
  8. Larry bird (feat. Tuck's Dad)
  9. Hold (feat. Boii)
  10. Mon cheri (feat. Amadou & Mariam)
  11. Freak
  12. What a wonderful world
Gesamtspielzeit: 34:34 min

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Arne L.

2022-04-27 13:28:42

"Den besten Beweis dafür, dass der Markt Dinge nicht regelt, liefert schon seit Jahrzehnten die fortwährende Existenz von Mon Chéri."

Hahaha, sehr schön.

Armin

2022-04-20 21:02:47- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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