Eat No Fish - Greedy for live

Virgin
VÖ: 27.09.1999
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Und die Helden suchen noch...

Eat No Fish - Als Norddeutscher bin ich doch jetzt mitelschwer beleidigt, schließlich bin ich ein Fischfan und gesund soll er auch sein. Nachdem ich zur Kenntnis nehmen mußte, daß die Truppe auch noch aus dem norddeutschen Einbeck stammen soll, war ich dem Gedanken des "Vaterlandsverrats" schon gar nicht mehr fern. Zur Ehrenrettung erklärte man mir dann, daß dieser Name ja eigentlich eine Abkürzung ist und zwar für: "Ear Adressing Trend Night Organisation For Image Searching Heroes"

Na gut, ich bin ein friedliebender Mensch und glaube daher mal diesen Blödsinn. Wahrscheinlich brauchte man einfach einen Namen, um sich in irgendeinen Bandcontest einschreiben zu können, und die Kreativität reichte diesen Abend leider nur bis zum Vaterlandsverrat, zu den Rettungsversuchen hüllen wir uns denn lächelnd in Schweigen.

Das die Übersetzung gar nicht so aus der Welt gegriffen ist, erklärt mir dann die Musik der Band. Image searching heroes - ja, so könnte man diese Band bezeichnen, denn so recht rund klingt das Erstlingswerk der Fische noch nicht - also sucht man wohl noch nach einem Image. Zu tun haben wir es mit einem Genre, das am ehesten mit Crossover zu bezeichnen ist. Wer aber jetzt an Aggressivstil à la Rage oder Clawfinger denkt, liegt erstmal nicht ganz so richtig. Alle Stücke der Fische halten sich an einem dominanten Sequencersound fest, wie man es beispielsweise von Republica her kennt. Anders als dort wird mit schweren, jedoch durchweg simplen Gitarren und Bässen begleitet - das hört sich schon eher nach Clawfinger oder den Guano Apes an. Darauf wird aber eine weibliche Gesangsstimme gelegt, deren Stärke für mich eindeutig in flüssigen Harmonien liegt. Die kommen dann wirklich auch so sauber und weich, daß man allein dafür das Album sicher öfters hören wird - eindrucksvolles Beispiel dafür ist für mich der Song "Around the world" - Pop goes Crossover.

Die charismatische Frontfrau Maria kommt eher selten an den aggressiven Stil von Sandra von den Guano Apes heran, will sie auch nicht und das ist gut so. Und so bleiben die starken Stücke des Albums auch eher die harmonielastigen. Ein echter Bringer ist dabei die erste Singleauskopplung "Holy silence" - der Sequencer trägt selbstständig fast schon melodiös und der Gesang liegt schon nah an einem schnelleren Popsong anstatt an einem Crossover Stück. Kompositorisch ist das ganze dann allerdings eher hausbacken, versteckte Details sind entweder nicht vorhanden, oder so gut versteckt, daß ich sie nicht finde. Viel Geheimnisvolles zum Verstecken ist allerdings auch nicht vorhanden, man begnügt sich meist mit zwei Sequenzen und kantigen Übergängen und provoziert damit eine gewisse Langeweile.

Das soll aber nicht in einen Veriß ausarten, denn sowohl das Programming von Drummer Ruben als auch die Sangesweise der Frontfrau sind für mich einen Besuch wert. Die Handmachinstrumente kommen halt nicht so toll und werden schlicht vom Sequencer platt gemacht. Für meinen Geschmack litt darunter auch die kürzliche Livevorstellung, denn Platz für Improvisation läßt so ein synthetischer Sklaventreiber natürlich nicht. Ein Schelm, wer dabei denkt, daß das den Fähigkeiten der Saitenjongleure vielleicht sogar entgegenkommen mag. Was soll's, Eat No Fish live ist trotzdem ok, denn Maria reißt einiges raus. Alles in allem wirkt die Platte auf mich also doch recht unausgewogen, aber sie hat gewisse Stärken, und die haben mich den Kauf zumindest nicht bereuen lassen. Neugierig bin ich schon jetzt auf den Nachfolger - wird die Band dem Diktat des Sequencers entkommen können?

(Torven Hartz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Holy silence
  • Fake
  • Honest
  • Around the world

Tracklist

  1. Holy silence
  2. Your mind
  3. Fake
  4. Don't waste me
  5. Lost in time
  6. Answer
  7. Next to me
  8. Honest
  9. He's a star
  10. Around the world
  11. Peache's fear
Gesamtspielzeit: 41:32 min

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