Tindersticks - Past imperfect – The best of Tindersticks '92-'21

City Slang / Rough Trade
VÖ: 25.03.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das Beste aus zwei Welten

30 Jahre Tindersticks. Dieser Fakt muss auch erst einmal verdaut werden. Was tun? Einen Moment der Nostalgie einlegen, ein tiefes Seufzen erklingen lassen, ein fast ächzendes "Kinder, wie die Zeit vergeht" ausstoßen? Dabei hat Sänger Stuart A. Staples, wie er anlässlich des Bandjubiläums in einem Interview betonte, eine unterschwellige Angst vor Nostalgie. 30 Jahre also. 15 Studioalben, hunderte Songs, aberwitzig viele Auftritte – und noch immer sind die Briten aktiv. "Past imperfect – The best of Tindersticks '92-'21" heißt nun eine Werkschau, die den Versuch unternimmt, diese bemerkenswerte Karriere auf fast 100 Minuten zusammenzufassen. Kann nur schiefgehen? Aber nein.

Staples und seine Kollegen haben den streng chronologischen Weg gewählt, um die Reise durch ihre musikalische Entwicklung anzutreten. Von "City sickness" aus dem Jahr 1993 bis hin zum einzigen neuen Titel auf der Zusammenstellung, "Both sides of the blade", reicht der Reigen. Und vom ersten bis zum letzten Ton zeigt sich die ganze Klasse der Band, deren Geschichte recht klar in zwei Hälften unterteilt ist. Bis zum 2003er-Album "Waiting for the moon" reicht das erste Kapitel, danach waren Tindersticks zunächst einmal passé. Diesen Bruch, der in der Rückschau glücklicherweise nicht das Ende markierte, nutzt die Formation auch bei der Werkschau für die Halbzeitpause. Als die Band 2008 mit "The hungry saw" wieder aus der Versenkung auftauchte, war klar: Es geht weiter. Staples und seine Kollegen David Boulter, Neil Fraser, Erl Harvin und Dan McKinna haben bei der Zusammenstellung der aus ihrer Perspektive besten oder wichtigsten Stücke jenes Comeback-Album übrigens geflissentlich ausgeblendet.

Ihre Songs seien nie an der Supermarktkasse gepfiffen worden, sagte Staples im angesprochenen Interview. Und tatsächlich erreichte seine Band nie die Popularität britischer Weggefährten wie beispielsweise Pulp. Künstlerisch hat das ihrer Entwicklung keinen Abbruch getan. Staples, der trotz gelegentliche Nähe zu Nick Cave eine ureigene Tonalität entwickelt hat, hat mit seinen Bandkollegen zu jedem Zeitpunkt der vergangenen 30 Jahre eine zeitlose Qualität erreicht. Und eben das ist eine der Erkenntnisse, die "Past imperfect" hervorbringt: Altbacken oder angestaubt klingt hier rein gar nichts. Tindersticks sind eine Formation, die seit jeher auf konstant hohem Niveau unterwegs war – und noch immer ist.

Die Kompilation ist eine wunderbare Einladung: für einige möglicherweise als Erstkontakt mit dieser beständigen Größe im Musikbusiness, für andere wiederum als Möglichkeit, die eigene Einschätzung des Tindersticks-Schaffens einzuordnen und eventuell zu korrigieren. Wohl jeder dürfte für sich selbst das eine oder andere Fragezeichen hinter die Auswahl setzen oder auch einzelne persönliche Highlights vermissen. Aber das ist ja das Spannende: Der Blick der Künstler auf das eigene Werk muss sich beileibe nicht mit dem der Hörerschaft decken. Und dass die Briten offenbar nach wie vor Gefallen am Songschreiben haben, dafür bürgt der stimmige Abschlusstrack "Both sides of the blade". Es wird ohnehin mal wieder Zeit für ein komplett eigenes Album, schließlich war der Vorgänger "Distractions" eine, wenngleich höchst geglückte, Verneigung vor anderen. Auf ins vierte Jahrzehnt, Stuart A. Staples. Wir sind bereit!

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Her ('92)
  • Travelling light (Single version)
  • Sometimes it hurts
  • This fire of autumn
  • How he entered

Tracklist

  1. City sickness
  2. Her ('92)
  3. Tiny tears
  4. Travelling light (Single version)
  5. My sister
  6. Rented rooms
  7. Can we start again?
  8. Dying slowly
  9. Sometimes it hurts
  10. My oblivion
  11. Harmony around my table
  12. Show me everything
  13. This fire of autumn
  14. Medicine
  15. What are you fighting for?
  16. How he entered
  17. Were we once lovers?
  18. Willow (Alternate version)
  19. Pinky in the daylight
  20. Both sides of the blade
Gesamtspielzeit: 98:59 min

Im Forum kommentieren

peter73

2022-04-05 16:06:49

Muss endlich mal mehr von der Band antesten, kenne leider viel zu wenig ... Für den Anfang könnte diese Best-of ja helfen.

ijb

2022-04-03 17:56:05

@ cargo
Ja. Total.

cargo

2022-03-25 11:28:08

Die Best Of ist gut dafür geeignet einem wieder in Erinnerung zu rufen, wie viele großartige Songs diese Band eigentlich in ihren 30 Jahren Bandgeschichte geschrieben hat. Natürlich fehlen da für jeden auch noch mal ganz persönliche Highlights.

Die Tindersticks hätten für ihr Werk auf jeden Fall mehr Credit verdient gehabt. Immer ihr Ding durchgezogen, eine Blaupause für göttlichen Streichereinsatz und Staples Stimme sollte eigentlich Weltkulturerbe sein.

Armin

2022-03-16 20:22:42- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Mann 50 Wampe

2022-02-04 09:16:44

Mit "Rented Rooms" nur ein Song vom besten Tindersticks Album ?

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