Dashboard Confessional - All the truth that I can tell

Hidden Note / AWAL / Rough Trade
VÖ: 25.02.2022
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Traurige Wahrheit

"Here's to fighting less / Here's to living more / Here's to feeling alive again / Here's to picking yourself off the floor", schmachtet Chris Carrabba in "Here's to moving on", der ersten Auskopplung aus Dashboard Confessionals neuem Longplayer. Wäre der Song nicht wie alle Stücke des gesamten Albums aussagegemäß bereits vor der Corona-Pandemie entstanden, hätte er auch gut als Reaktion auf Carrabbas schweren Motorradunfall im Sommer 2020 durchgehen können. Was wird der gute Mann sich nach dem beinahe fatalen Schicksalsschlag und mehreren Operationen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus lebendig gefühlt haben! Das kommt vermutlich einem neuen Geburtstag nahe. Inhaltlich erzählt die Single dann tatsächlich über das eigenverantwortliche Aufstehen, wenn man mal auf dem Boden liegt, was in gewisser Weise auch auf Dashboard Confessional zutrifft. Über 20 Jahre sind mittlerweile seit der Gründung ins Land gezogen. Emo-Teeniestar, MTV-Unplugged, insbesondere in den Vereinigten Staaten zur Jahrtausendwende wahnsinnig populär usw. Die Geschichten rund um den Sunnyboy-Rockstar wurden dermaßen rauf und runter erzählt, dass Carrabba sie vermutlich selbst schon nicht mehr hören konnte.

Da kann dann schon einmal die Frage aufkommen, ob man es nicht einfach gut sein lassen sollte. Kräfte sammeln, durchpusten und weitermachen lautete die Antwort des Mittvierzigers aus Florida. Herausgekommen ist das insgesamt elfte Album, bei dem sich Erwartung und Realität größtenteils decken. Niemand wird wohl wirklich geglaubt haben, dass Dashboard Confessional anno 2022 anders klingen als damals. Einerseits hat das auch seine schönen Momente. Gleich der Opener "Burning heart" ist wie eine wohlige Reise in die Vergangenheit vor 20 Jahren. Carrabba hat immer noch das unverkennbare Timbre, das schmachtende Etwas. Die Akustik-Klampfe beherrscht er wie kein Zweiter und zaubert aus den wenigen Zutaten ein melodiöses Kleinod zwischen Lagerfeuerromantik und trostloser Kneipenatmosphäre. Bei "The better of me" wird das Tempo angezogen, die Stimme gehoben und der Song mit Schlagzeugunterstützung insbesondere zum Ende hin in eine veritable Rocknummer verwandelt. Klingt genauso wie das ebenfalls knackigere "Pain free in three chords" seltsam vertraut.

Andererseits muss man allerdings auch konstatieren, dass die Halbwertszeit von "All the truth that I can tell" äußerst kurz ist und die in einigen Fällen durch Flashbacks hervorgerufene Begeisterung zügig wieder abnimmt. Ein Kracher, etwas Unerwartetes, ein Dauerohrwurm oder dergleichen wäre angebracht beziehungsweise wünschenswert gewesen. Aber stattdessen droht man beim reduziert und fast flüsternd vorgetragenen "Sleep in" tatsächlich einzunicken, nimmt die fünfeinhalb Minuten von "Me and mine" schulterzuckend zur Kenntnis und hat die tollen Momente des Albums noch während des abschließenden Titeltracks fast schon wieder vergessen. Da wäre mehr drin gewesen, lieber Chris. Aber schön, dass es Dir wieder gut geht.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Burning heart
  • Here's to moving on
  • The better of me

Tracklist

  1. Burning heart
  2. Everyone else is just noise
  3. Here's to moving on
  4. The better of me
  5. Southbound and sinking
  6. Sleep in
  7. Me and mine
  8. Sunshine state
  9. Pain free in three chords
  10. Young
  11. All the truth that I can tell
Gesamtspielzeit: 41:48 min

Im Forum kommentieren

jo

2022-10-20 20:31:05

Ja, da stimme ich komplett zu.

Deinwelle

2022-10-20 20:00:35

Ich finde, die Platte hat endlich wieder Potenzial. Chris besinnt sich seiner Stärken.

Mr Oh so

2022-05-11 17:28:03

Ich höre das Ding tatsächlich sehr gerne.

Obrac

2022-03-02 16:54:04

Ich bewahr's mir für den Frühling auf. Ich glaube tatsächlich fest daran, dass Chris Carrabba nochmal ein gutes Album macht. "The Places..." lege ich immer wieder gerne auf.

Sneaky Johnson

2022-03-02 16:35:18

Absolut.

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