Slash featuring Myles Kennedy And The Conspirators - 4

Gibson / BMG / Warner
VÖ: 11.02.2022
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Let's work together

Du kannst der Gitarrist einer der größten Rockbands dieses Planeten sein, mit den größten Künstlern der Welt zusammengearbeitet haben – doch ein bisschen Romantik bleibt immer. Es hat schon fast etwas Anrührendes, wenn Slash vom Aufnahmeprozess für das simpel "4" betitelte Album seiner gemeinsamen Band mit Alter-Bridge-Sänger Myles Kennedy berichtet. Denn nicht etwa die Chance, neben der Gigantomanie von Guns N'Roses leidlich bodenständigen Hardrock zu spielen, hat es dem Gitarristen so angetan, sondern der Umstand, dass die Platte komplett live im Studio eingespielt wurde – als Band und nicht in Einzel-Sessions. Auf Tape. Analog. Und das in Zeiten, in denen üblicherweise Soundschnipsel durch die Gegend geschickt und dann passgenau zusammengeklickt werden. Und das, so der gebürtige Brite, dem man unter dem Zylinder seine 56 Jahre nicht ein Stück ansieht, solle man tatsächlich heraushören können.

Und ja, das kann man. Herrlich organisch bollert "The river is rising" los, keine Kinkerlitzchen, kein Chichi, nur erdiger Rock. Tatsächlich wird die Energie der Band deutlich, das wechselseitige Anstacheln zu noch mehr Spielfreude. Und wenn Kennedy bei diesem Opener etwas gepresst neben der Spur klingt, dann sind das tatsächlich die Nachwirkungen seiner COVID-19-Infektion, die der Frontmann ansonsten gottlob leidlich unbeschadet überstanden hat. Man mag Slash in der Vergangenheit oft zu Recht übermäßiges Kalkül vorgeworfen haben, aber hier spielt keine zusammengewürfelte Supergroup, sondern eine gewachsene Band, und gerade der Beginn des Albums entschädigt für so manchen früheren Langweiler.

Natürlich hat der Aufnahmeprozess, der früher völlig normal war und heute wie aus der Zeit gefallen wirkt, seine Vor- und Nachteile. Da ist zum einen der Umstand, dass die Songs kompakter, simpler gestrickt sind, um den Jam-Charakter zu wahren. Nun ist der Vierer nicht eben als Ansammlung frickelverliebter Prog-Jünger berüchtigt, sodass es nicht allzu schwer gewesen sein dürfte, sich beim Songwriting darauf einzulassen. Auf der anderen Seite ist die Technik hier besonders gnadenlos, will man ewige Tape-Schnippeleien vermeiden. Und es spricht für die Band, dass sie die kleinen Unzulänglichkeiten beibehalten hat. Da singt Kennedy mal hier ein winziges Bisschen neben der Kappe, mal hört man dort etwas Studiohall, die kleinen Geräusche beim Umgreifen der Akkorde oder auch einmal ein leicht windschiefes Lead.

Ganz klar – ein Innovationsfeuerwerk wird man weder von Slash noch vom grundsoliden Frontmann Myles Kennedy mehr erwarten können. Und so stark manche Grooves auch sein mögen, ein bisschen mehr Variation als der Ausbruchsversuch in Form des rasanten "Call off the dogs" wäre gern genommen gewesen. Doch "4" zeichnet sich durch etwas ganz anderes aus: Endlich spürt man eine Band, die mehr macht als ihren Job, sondern die mittlerweile organisch zusammengewachsen ist. Und dabei das liefert, was auf den letzten Alben entweder komplett fehlte oder nicht ausreichend transportiert wurde, auch wenn Slash das vermutlich komplett anders sieht – nämlich Ehrlichkeit. Als Typ mag er immer noch einen übergroßen Ruf haben, doch diese neue Authentizität steht ihm verdammt gut.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The river is rising
  • Actions speak louder than words
  • Call off the dogs

Tracklist

  1. The river is rising
  2. Whatever gets you by
  3. C'est la vie
  4. The path less followed
  5. Actions speak louder than words
  6. Spirit love
  7. Fill my world
  8. April fool
  9. Call off the dogs
  10. Fall back to Earth
Gesamtspielzeit: 43:39 min

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Armin

2022-02-02 21:05:53- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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