The Wombats - Fix yourself, not the world

The Wombats / AWAL / Rough Trade
VÖ: 14.01.2022
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Vor der eigenen Tür

Ja was denn nun? Vampire oder Wölfe? Gehen oder bleiben? Liverpool oder Los Angeles? Für Matthew Murphy ist zumindest letztere Frage längst beantwortet, seit der Frontmann von The Wombats bereits vor einiger Zeit seinen Wohnsitz von Großbritannien nach Kalifornien verlegte. Doch trotz der unbestrittenen Knuffigkeit, die seine Band von jeher auszeichnet, trieb Murphy zuletzt offenbar auch eine gewisse Hin- und Hergerissenheit um – siehe "Wherever I go, I want to leave", sein recht unentschlossen benanntes Solodebüt unter dem Namen Love Fame Tragedy. Immerhin mit The Wombats weiß der Mann, was er will: eine ganze Menge. Jedenfalls liegt dieser Schluss nahe, wenn "Fix yourself, not the world" gleich fünf namhafte Produzenten unterschiedlicher Couleur auffährt und das detailfreudig wuselnde Cover von einer hippen Pixel-Art-Schmiede stammt.

Ein Wille zur Vielfalt, der Murphy und seinen Mitstreitern Tord Øverland Knudsen und Dan Haggis zweifelsohne zur Ehre gereicht – dennoch hätte es als erste Single gerne etwas anderes sein dürfen als das auf einem merkwürdig unscharfen R'n'B-Beat daherhumpelnde "Method to the madness", dem erst zum Finale hin eine weit aufgerissene Stromgitarre Beine macht. Von allem ein bisschen und nichts so richtig? Eine Art The-1975-Werdung von The Wombats gar? Zum Glück hat schon der Opener "Flip me upside down" etwas dagegen: Ein kantiger Basslauf ruft ins Gedächtnis, wie gut man nach wie vor zu Joy Division tanzen kann, Britpop-Gesäßwackeln und spitz zulaufender Refrain folgen auf dem Fuße, flauschige elektronische Bridge und vorwitziges Blip-Blop zahlt das Trio aus der Bitcoin-Portokasse. Und schon ist wieder alles an seinem Platz.

Und falls The Wombats im Titel ihres fünften Longplayers dazu aufrufen wollen, als Erstes vor der eigenen Türe zu kehren, gehen sie selbst mit gutem Beispiel voran und feudeln schnell etwaige Stäubchen vom Indie-Tresen. Auch das enthusiastische "If you ever leave, I'm coming with you" macht von kleiner Keyboard-Linie in "Tokyo (Vampires & wolves)"-Tradition bis zu aufputschendem Dance-Drive nämlich alles richtig – auch wenn wir von Plattentests.de den zweiten Teil der Zeile "I'll get out of bed, stop listening to Radiohead" kaum gutheißen können. Dafür glänzt das entspannte Midtempo von "People don't change people, time does" als wunderbarer Shuffle zu versonnenem, leicht bluesigem Riff und bricht das croonige "Everything that I love is going to die" die Pandemie im locker durch die Hose atmenden Groove auf den Lockdown-Lagerkoller herunter.

Da hat es sogar eine dem Artwork entsprechende comichafte Note, wenn "Don't poke the bear" im übertragenen Sinne vor den pelzigen Gefahren des Alltags warnt und es in "Work is easy, life is hard" mit den Worten "Why don't you chop my tongue out / Then put my insides inside a jar?" gut gelaunt ans Eingemachte beziehungsweise in die Eingeweide geht, während ein rollender Rave-Beat mit den frühen Blur schunkelt. Fast schon folgerichtig, dass all das zusammen mit der übertrieben patzigen Rockigkeit von "Ready for the high" oder dem auf funky Foals-Shit getrimmten "Wildfire" mitunter etwas disparat wirkt – als hätte das prominente Mischpultpersonal The Wombats den einen oder anderen Floh ins Ohr gesetzt, der lieber draußen geblieben wäre. Will Murphy also zu viel auf einmal? Möglich, aber im Grunde egal bei so einem kurzweiligen Album.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Flip me upside down
  • If you ever leave, I'm coming with you
  • People don't change people, time does

Tracklist

  1. Flip me upside down
  2. This car drives all by itself
  3. If you ever leave, I'm coming with you
  4. Ready for the high
  5. Method to the madness
  6. People don't change people, time does
  7. Everything I love is going to die
  8. Work is easy, life is hard
  9. Wildfire
  10. Don't poke the bear
  11. Worry
  12. Fix yourself, then the world (Reach beyond your fingers)
Gesamtspielzeit: 40:35 min

Im Forum kommentieren

musie

2022-01-25 15:27:39

die muss man eh live sehen...

jo

2022-01-25 15:11:17

Echt? Finde ich gar nicht...

MH4.18.2011

2022-01-25 14:59:23

Laaaaaaaaaaaangweilig!

Man ist das ein schnarchiges Album geworden...

Armin

2022-01-12 20:25:51- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

jo

2021-11-16 21:35:00

Da hier sonst noch keine*r geschrieben hat: Freue mich aufs Album. Scheint wieder anders zu werden - vielleicht auch nach Murphs Soloausflügen? (natürlich auch nach denen der anderen beiden) -, aber durchaus noch Typisches zu enthalten.

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