The Lumineers - Brightside
Decca / UniversalVÖ: 14.01.2022
Leuchttürmchen
Was will man über The Lumineers noch Erhellendes sagen? Im Windschatten von Mumford & Sons im Folk-Rock-Revival zu Weltruhm, Platinauszeichnungen und Grammy-Nominierungen gekommen, muss man dem geneigten Gitarrenfan nicht mehr erklären, warum die Mischung aus großer Rockgeste und gerade genug Feingefühl für die Karo-Hemden so gut funktioniert. Die US-Amerikaner machen Musik für Menschen, die sich den Mainstream nicht eingestehen wollen, aber eigentlich voll drauf stehen. Und das soll nicht mal Kritik sein, sind Wesley Schultz und Jeremiah Fraites – die einzigen konstanten Mitglieder seit der Gründung 2005 – sicher nicht der schlechteste Ton auf der Farbpalette zwischen Mumford & Sons und Coldplay.
Für ihr viertes Album "Brightside" nehmen sich The Lumineers deshalb gar nicht mehr zurück. Kein leises Folk-Lagerfeuer, kein verkopftes Konzeptalbum, einfach rein mit der Optimismusschelle. Der Opener drückt schon nach anderthalb Minuten den Singalong-Knopf und verschleppt sein Tempo so, dass niemand Probleme haben sollte, das Feuerzeug in der richtigen Geschwindigkeit hin und herzuschwenken, ohne dass die Flamme erlischt. "A.M. radio" mischt Gitarre und blitzblankes Klavier und schunkelt im Refrain versöhnlich. In "Where we are" leitet erneut das Klavier an, stellt sich beschwipst Fragen, um dann doch festzustellen, dass am Ende alles gut wird. Das ist Plattitüde, aber so empfindsam präsentiert, dass man es glauben möchte.
Es wird aber nicht alles gut, nur weil The Lumineers sich das wünschen. "Birthday" steht mit seinem repetitiven Geburtstagsgruß auf der falschen Seite der Banalitätsgrenze. "Never really mine" will den Bruce-Springsteen-Moment ein bisschen zu sehr und seiert mit seiner berechenbaren Steigerung so dahin. Und allgemein geht dem normalerweise überraschend vielschichtigen Songwriting hintenraus die Luft aus — was bei nur neun Songs und einer Spielzeit von 30 Minuten enttäuschend ist. Daran ändern auch ein halbes Dutzend Gastmusiker*innen für zusätzliche Vocals oder kaum hörbare Spielereien (Cello, Maracas) nichts. Wie bei den letzten beiden Alben sorgt unter anderem Producer Simon Felice für klaren Klang und klebt Ecken und Kanten ab, als würde er seine Wohnung kindersicher machen. Das passt zwar zur Identität von "Brightside", Überraschungen gibt es dafür nicht.
"Reprise" presst zum Schluss noch mal das letzte bisschen Limonade aus den Zitronen des Lebens und schließt damit ein grundoptimistisches Album ab, das sicher der ein oder anderen Person durch die dunklen Wintermonate helfen wird. Musikalisch waren The Lumineers aber nie langweiliger als auf Album Nummer vier. Live sollen sie ja eine ganz schöne Präsenz haben, und dafür haben sie sich ein paar Lieder mehr auf den Leib geschneidert. Funktionieren tut das natürlich alles trotzdem irgendwie, aber wirklich Erhellendes gibt es über The Lumineers nicht mehr zu sagen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Brightside
- Where we are
Tracklist
- Brightside
- A.M. radio
- Where we are
- Birthday
- Big shot
- Never really mine
- Rollercoaster
- Remington
- Reprise
Im Forum kommentieren
Otto Lenk
2022-01-13 23:58:48
Ist schon sehr geile Mucke! 8/10
Sheesh
2022-01-12 20:33:33
Hey ho. Ho hey. 10/10
Armin
2022-01-12 20:24:05- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
musie
2021-12-03 09:31:39
…und gerade die neue Single ist richtig gut.
Armin
2021-11-30 21:48:16
Ich mag die sehr gerne.
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