Rufus Wainwright - Rufus Wainwright & Amsterdam Sinfonietta (Live)
Modern / BMGVÖ: 26.11.2021
Winterreise
Rufus Wainwright hatte schon immer einen gewissen Hang zu einer dekadenten Opulenz. Auf dem Cover seines wohl besten Albums, dem schwelgerisch orchestrierten "Want one", stilisierte er sich einst als Ritter, später verkörperte er quasi die wiedergeborene Judy Garland, als er setlistgetreu deren Show in der Carnegie Hall nachspielte, und zwei vollständige Opern hat Wainwright ja auch noch komponiert. Da ist es nur passend, dass in einem für Live-Konzerte nicht eben optimalen Jahr wie diesem nicht nur eines, sondern sogar zwei Live-Alben von Rufus Wainwright erscheinen.
Das im September veröffentlichte "Unfollow the rules – the Paramour session" mit vornehmlich zurückhaltender instrumentierten Versionen der Tracks vom letzten Studioalbum war quasi Wainwrights Lockdown-Platte, wenn auch etwas glamouröser gemeinsam mit sechs Musiker*innen im Ballsaal des legendären Paramour-Anwesens in Hollywood aufgenommen – immerhin trugen alle ganz leger Kimono.
Die spannendere der beiden Veröffentlichungen – deswegen bei der "Welche rezensieren wir nun?"-Frage die Entscheidung hierfür – ist jedoch "Rufus Wainwright & Amsterdam Sinfonietta (Live)", dessen Songauswahl einen ganz weiten Bogen von der barocken Oper über das Kunstlied und Klassiker des 20. Jahrhunderts bis hin zu Kompositionen von Wainwrights Eltern und seinen eigenen Stücken spannt. Aufgenommen wurden alle Songs bereits im Januar 2017 an verschiedenen Abenden einer kleinen Tournee durch die Niederlande, die Wainwright gemeinsam mit dem renommierten 22-köpfigen Streicherensemble Amsterdam Sinfonietta unternahm, das sich für alle Arrangements auf dem Album verantwortlich zeigt.
Der Opener "How deep is the ocean" aus der Feder von Irving Berlin ist ein Evergreen aus dem Great American Songbook, der die ganz große Liebe beschwört. Augenzwinkernd einen Bezug zwischen den Stücken herstellend, folgt in der Tracklist der schon im Original mit Orchestersatz versehene Song "Foolish love", von Wainwrights Debütalbum, in dem es darum geht, den Wahnsinn der Liebe möglichst zu vermeiden. Ein erstes, mitreißend beschwingtes Highlight samt Chorbegleitung ist "Excursion à Venice", ursprünglich eine Nummer vom aus Rufus' Mutter und Tante bestehenden kanadischen Folkduo Kate & Anna McGarrigle. Von diesen beiden stammt auch "Go leave", der traurigste Popsong über eine Trennung diesseits von "The winner takes it all", der mit Pizzicato und Wainwrights hier fast brüchiger Stimme eine atemberaubende Atmosphäre entstehen lässt.
Anders als Wainwrights etwas zu beiläufiges Cover von "Hallelujah" seinerzeit für den "Shrek"-Soundtrack erhält "Who by fire" hier fast noch mehr gebührende Gravitas als bei Leonard Cohen selbst. Mit "Argentina" kommt ein schon seit vielen Jahren immer wieder in Wainwrights Setlists auftauchendes, elegantes Liebeslied endlich zu einer offiziellen Veröffentlichung und der passend gewählte Titel "Amsterdam" von Jaques Brel bildet mit seiner sich langsam aufbauenden Energie den triumphalen Abschluss einer trotz der Genrevielfalt wie aus einem Guss daherkommenden, sehr gelungenen Zusammenstellung von Orchesterliedern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Excursion à Venise
- Go leave
- Who by fire
Tracklist
- How deep is the ocean
- Foolish love
- Excursion à Venise
- Tristes apprêts
- Go leave
- Gay messiah
- Who by fire
- All I want
- Argentina
- I'm going in
- L'île inconnu
- Arachne
- Amsterdam
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Armin
2021-12-10 23:17:46- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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