Sting - The bridge

Interscope / Universal
VÖ: 19.11.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Voller Liebe

Es muss ein Irrtum sein. Ein Fehler in der Geburtsurkunde? Falsche Angaben in den Quellen? Gordon Matthew Thomas Sumner, deutlich besser bekannt als Sting, soll 70 Jahre alt sein. Dieser Musiker, der einst bei The Police eine Menge an Klassikern intonierte und auch auf Solopfaden oft begeisterte, klingt auf seinem neuen Werk "The bridge" frisch und unverbraucht und wie einer, der noch Dekaden des kreativen Schaffens vor sich haben dürfte. Dass er zu Beginn seines achten Lebensjahrzehnts aber tatsächlich über ganz viel Erfahrung verfügt und lässig die großen Themen reflektiert, kommt seiner Kunst zugute. Und überhaupt: 70 Jahre, das ist doch heutzutage noch lange kein Alter, in dem man milde gestimmt im Sessel hockt und nur noch gemütlich vor sich hindöst.

Nun also "The bridge", das 15. Studioalbum des Engländers. Sting legt es an wie eine Reise durch seine musikalische Sozialisation. Da sind Momente wie im starken Auftaktstück "Rushing water", die einen direkt in die Zeit zurückversetzen, als The Police auf Streife in den Clubs dieser Welt gingen. Da klopfen dann gleich mal die großen Geschichten an: "I remember the story of Jonah / He was trapped in the belly of a whale." Um nur einen Titel später den Gefühlen freien Lauf zu lassen: "Jumped out of bed this morning / With a smile upon my face", singt Sting und fährt fort: "If it’s love, it has no season / If it’s love, there is no cure." Dabei flötet er zwischendrin munter vor sich hin, was ja immer auch schnell ins Peinliche abgleiten kann. Sting aber nimmt man das einfach ab – frisch verliebte Jugendliche klingen nicht authentischer. Der Musiker liefert über das gesamte Album große Klasse: Ein knackiges "The book of numbers" mit feinem Basslauf, später das ruhige "Loving you" oder auch das wunderbare "For her love", in dem die Gitarre lässig den Flow des Klassikers "Shape of my heart" aufnimmt und souverän fortführt. Nach gut 36 Minuten endet mit dem Titelstück ein Spätwerk ohne Schwäche.

Der Brite hat mit "The bridge" ein wirklich sehr gutes Album eingespielt und mit den vielen musikalischen Gästen in Zeiten der sozialen Distanz größtmögliche Nähe erzielt. Er lädt gleichzeitig herzlich dazu ein, eine ganze Weile mit den zehn Stücken zu verbringen. Denn es sind gar nicht so sehr einzelne Songs, die dauerhaft im Ohr bleiben, sondern es ist ein Werk entstanden, das inhaltlich einem großen Thema, dem Brückenbauen in vielfältiger Form, folgt und durchaus in Ruhe und mit Muße erkundet werden möchte. 70 Jahre, und das zeigt Sting hier eindrucksvoll, sind kein Alter für ein gemütliches Ausklingenlassen einer Karriere. Ganz im Gegenteil: Gordon Matthew Thomas Sumner trägt weiterhin viele Geschichten in sich. Möge der Zahn der Zeit doch bitte noch eine ganze Weile an ihm vorübergehen.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rushing water
  • For her love
  • Captain Bateman

Tracklist

  1. Rushing water
  2. If it‘s love
  3. The book of numbers
  4. Loving you
  5. Harmony road
  6. For her love
  7. The hills on the border
  8. Captain Bateman
  9. The bells of St. Thomas
  10. The bridge
Gesamtspielzeit: 36:25 min

Im Forum kommentieren

köttbullar

2021-12-03 20:51:19

Mal wieder oder noch mal eine gute Sting-Platte. Die Rezi passt. Jedoch muss aus meiner Sicht unbedingt Harmony Road mit dem wunderbaren Branford Marsalis in den Mittelpunkt gestellt werden. Da werden Nothing like the sun Gefühle wach.

Superhelge

2021-12-03 20:07:27

Wenn eure Rezi stimmt, käms einem Stingback gleich, Nach dem ganzen Geschwurbel der letzten Jahre... Höre jetzt mal rein...

Perfect Day

2021-12-01 08:46:15

Besser als erwartet… das erste Sting-Album, das mir nach langer Zeit mal wieder gefällt. Kein großer Wurf, aber durchaus ein paar Durchläufe wert!

Armin

2021-11-30 23:01:24- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Luc

2021-10-01 13:33:47

Dann gebt ihm die Chance so weiter zu machen, der dritte Song wird dann schon super und der vierte dann gar außergalaktisch.
Also, zumidnest wenn er sich so weitersteigert.

Aber Sting muss neue Platten rausbringen, hat doch Tim Kono große Teile seines Vermögens verspekuliert :-)

Bei all den Platten, die er gemacht hat sind es bei mir heute nur zwei, die ich immer noch gerne höre:

… Nothing Like the Sun
und
Ten Summoner’s Tales

Und die sind bereits 34 und 28 Jahre alt.

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