Claptone - Closer
Different / PIAS / Rough TradeVÖ: 12.11.2021
Maskenpflicht und Schuldigkeit
Wer hätte das gedacht: Ist Claptone etwa zu zweit? Unbestätigten Gerüchten oder vielmehr englischem Wikipedia-Eintrag zufolge soll es sich beim Berliner Dance-Act mit der goldenen Schnabelmaske nämlich um ein Duo handeln. Fragen über Fragen: Wenn dem so ist, warum sind beide nicht auch zusammen auf Fotos zu sehen? Treibt Claptone so etwas wie die eigene Kraftwerk-Werdung voran, da er beziehungsweise sie so an zwei Orten gleichzeitig auftreten könnten? Oder fungiert das Ganze eher als künstlerische Lebensversicherung, weil man dann im Interview sagen kann "Der gestern das DJ-Set verkackt hat, war der andere"? Vielleicht kommt es bei einem Album wie diesem auf eine Person mehr oder weniger aber auch einfach nicht an, denn gefühlt ist auf "Closer" sogar noch mehr los als auf "Fantast": 14 Stücke mit ebenso vielen Features, dazu ein Titel, der nach dem herbeigesehnten Ende allgegenwärtiger Pandemie-Beschränkungen ein Wiederzusammenrücken suggeriert. Bis es so weit ist, bitte mit Abstand zucken.
Denn bei Claptone landet früher oder später jeder auf der Tanzfläche – egal, ob die Beteiligten aus dem Indie-Schuppen, aus den Charts oder vom Folk-Lagerfeuer in diese meist bewegliche Dreiviertelstunde einschweben. So markiert "Closer" mehr denn je die Schnittstelle, bis zu der man dem darbenden Clubvolk mit Popmusik und Freunden traditionellen Songwritings mit rigiden Beatmustern kommen kann. Was sicher auch an Co-Produzent Stuart Price liegt, der Ähnliches mit The Killers, New Order oder Pet Shop Boys bereits seit geraumer Zeit durchexerziert – und der Zoot-Woman-Mann dürfte Bauklötze gestaunt haben angesichts der teils übergroßen Namen, die dieses Album bevölkern. Wer Seal lediglich für Heidi Klums Ex-Mann und nicht für einen versierten Soul-Sänger hält, sollte sich vom kuscheligen Uptempo-Spuk "Just a ghost" eines Besseren belehren lassen, und Barry Manilow gibt im versöhnlich groovenden Disco-Finale "Nobody" kein Lovers-Rock-Fossil, sondern einen Crooner mit Sinn für gediegenes Drama.
Zwei stimmige Eckpunkte, die diesem dritten Longplayer umso besser stehen, da Claptone sonst kaum nennenswerte Ausschläge eingeplant hat: Die sehnsüchtige Halbballade "Queen of ice" zusammen mit Katie Munshaw von Dizzy ist neben dem betulich schlurfenden Opener "Golden" eins der wenigen Stücke, die über funktionale Stilübungen in Deep House hinausgehen. Diese machen auf "Closer" freilich immer mal wieder einen schlanken Fuß, wenn "Zero" oder der Mayer-Hawthorne-Track "Feel this way" die Piano-Sequenzen besonders steif schlagen oder die alten Bekannten Peter Bjorn & John das verspielte "Satellite" in einen knallbunten Bubblegum-Modus überführen. The Boxer Rebellions Nathan Nicholson hingegen darf wenig Substanzielleres als die Zeile "Make love not war and lose yourself on the dancefloor" beisteuern und guckt beim seichten "Is this love" genauso in die Röhre wie einige andere Vocal-Kollegen, die weniger brillieren denn ihre Schuldigkeit tun. Immerhin: Es gab schon schlechtere Masken-Deals.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Feel this way (feat. Mayer Hawthorne)
- Just a ghost (feat. Seal)
- Zero (feat. Shelley Wale)
Tracklist
- Golden (feat. Two Another)
- Feel this way (feat. Mayer Hawthorne)
- My night (feat. Apre)
- Fade away (feat. Spelles)
- Just a ghost (feat. Seal)
- Queen of ice (feat. Dizzy)
- Right into you (feat. Like Mike & Mansionair)
- Make love not war (feat. Nathan Nicholson)
- Wake up (feat. James Vincent McMorrow)
- Zero (feat. Shelley Wale)
- Is this love (feat. Nathan Nicholson)
- Beautiful (feat. Lau.ra)
- Satellite (feat. Peter Bjorn & John)
- Nobody (feat. Barry Manilow)
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MM13
2021-11-20 14:31:44
wieder super album,funktioniert auf dancefloor und zuhause,und seal wie zu besten adamski zeiten,ich mag den claptonesound.
Armin
2021-11-17 22:15:31- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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