Marteria - 5. Dimension

Four / Sony
VÖ: 15.10.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Party hard

Ein total verschwitztes Gesicht, garniert mit Blut und blauen Flecken. Dazu ein leicht irrer Blick aus Pupillen, deren Größe gerade mal das Format eines Stecknadelkopfes haben. Viel Schlaf, Ruhe und Müßiggang wird es in den Stunden (oder gar Tagen?) vor dem Foto sicherlich nicht gegeben haben. Ganz im Gegenteil. Selten passten Albumcover und Opener so gut zusammen. Mit dem famosen und bereits als Auskopplung aus dem Frühjahr bekannten "Niemand bringt Marten um" beginnt Marteria einen Longplayer zwischen Rave und Randale, wie er es selbst einmal treffend beschrieben hat. In einer Zeit, in der die Welt von einer Krise in die andere hüpft und sich von einer Ausgangssperre bis hin zum nächsten Lockdown hangelt, ist von durchzechten und eskalierenden Partynächten über weite Strecken nur zu träumen. Trotzdem oder gerade deswegen beschäftigt sich der Rostocker auf seinem fünften Marteria-Album überwiegend mit ebenjenem Thema.

"Wir bringen dich dahin, wo's am besten ist / Sind wieder mal auf der Jagd nach Happiness", lässt sich Marteria in "Love, peace & happiness" von Inéz Schaefer (ÄTNA) begleiten, besingt die schnellen und heftigen Nächte und zitiert dabei The White Stripes und Beastie Boys: "Akku immer voll, bin geladen / Bin dein Beastie Boy, bin dein Marten / Kämpf' für dein Recht auf Party / Komm mit meiner Seven Nation Army." Das dazugehörige Video warnt vor photosensitiver Epilepsie, womit die Marschroute quasi vorgegeben ist. Auch "Paradise delay" frönt zwischen breakigem House-Beat und verzerrtem Bass der unendlichen Clubnacht mit all ihren Höhen und Tiefen, den perfekten Momenten und knallharten Abstürzen. "Alle meine Freunde weg, hab'n sich verpisst / Der Einzige, der hier noch Action macht, bin ich / Den Absprung nicht schaffen, da gibt's kein' besseren als mich", zeigt sich Marteria trotzig und selbstkritisch zugleich, nur um dann im nächsten Moment alles über Bord zu werfen und weiter steil zu gehen: "303 und 808 / Rufen zum Gebet / Mein Gott, drück wieder mal auf Play / Kann jetzt noch nicht gehen / Bleib für immer hier / Häng fest im Paradise Delay."

Mit "Marilyn", "Interstellar" und "Loft & Liebe", bei dem Miss Platnum am Start ist, die seinerzeit zusammen mit Yasha für Marterias bis dato einzigen Nummer-Eins-Hit "Lila Wolken" gesorgt hat, sind noch weitere Tanznummern auf dem Album vertreten. Alle Songs haben hier und da eine gehörige Portion Melancholie parat, die unter die Melodien und Beats gemischt wird. Dass Marterias Texte schon immer gut waren und das Nordlicht einiges zu erzählen hat, zeigt sich auch auf der "5. Dimension". "Was soll ich sagen? Bin Strandkind / Haben nicht dieses Leben der and'ren / Was soll ich noch sagen? Bin Strandkind / Auch die Uhr läuft hier ab, doch is' wenigstens Sand drin", lautet es in der wunderbar chilligen Ode an die Heimat. Im Laufe der 12 Songs starken Clubnacht kocht das Adrenalin so hoch, dass man den leicht nervigen Refrain von "Zug der Erkenntnis" und das bestenfalls ein Schulterzucken hinterlassene "DMT" quasi nicht mitbekommt. Der Partymarathon nähert sich langsam dem Ende entgegen, es wird hell und an der Zeit, sich die Wunden zu lecken. Gute Nacht.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Niemand bringt Marten um
  • Paradise delay
  • Strandkind

Tracklist

  1. Niemand bringt Marten um
  2. Love, peace & happiness
  3. Paradise delay
  4. Loft & Liebe (feat. Miss Platnum & Hacki)
  5. Marilyn
  6. Traffic
  7. Zug der Erkenntnis
  8. Strandkind
  9. Neonwest
  10. Interstellar (feat. Yasha)
  11. DMT
  12. 6:30 (Good night)
Gesamtspielzeit: 41:17 min

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hideout

2024-11-15 01:22:51

ür die Ups and Downs:

1. Niemand bringt Marten um 8/10
2. Love, peace & happiness 7/10
3. Paradise delay 8/10
4. Loft & Liebe 6/10
5. Marilyn 6/10
6. Traffic 5/10
7. Zug der Erkenntnis 7/10
8. Strandkind 7/10
9. Neonwest 8/10
10. Interstellar 8/10
11. DMT 6/10
12. 6:30 (Good night) 7/10

Die Instrumentierungen sind wirklich sehr gelungen (Paradise delay oder Interstellar), die für eine recht eigenwillige Stimmung irgendwo zwischen Nachdenklichkeit und Posittivität sorgen. Im Gegensatz zu den Vorgängeralben gibt es hier keine offensichtlichen Hits aber eben auch keine Ausfälle oder Skip-Songs, was dem Hörfluss sehr angenehmen zu Gute kommt. Insgesamt wirkt das Album recht homogen, fastr wie ein Konzept und innerhalb der Diskogeafie das wohl reifeste Werk von Marteria. Sehr erwachsen das Ganze.
Viele tolle Songs; neben dem Opener, Paradise delay gefallen hier noch Interstellar oder auch die Zeitreise von Neonwest. Auch der ungewöhnliche Schlusssong hat einen guten Drive.
Für mich das schon mit Abstand beste Marteria-Album. Gerne weiter so. 7/10

darkchild1985

2021-11-05 12:03:08

Nachwievor ur-sympathischer Dude mit starken Live-Qualitäten.

Musik holt mich mittlerweile aber auch leider gar nicht mehr ab. ZidZ 2 war schont mitunter sehr poppig, hatte aber dann doch noch ein paar Ecken und Kanten.

edegeiler

2021-11-03 23:09:45

Konnte ihn nie leiden, hat sich auch hierdurch nicht geändert.

Armin

2021-11-03 21:35:16- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Kai

2021-09-17 20:09:20

Die Instrumentals der Tracks sind recht gut. Da leistet Koze ganze Arbeit.

Der Rest ist aber eher nicht so geil.

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