Foo Fighters - Dee Gees – Hail Satin / Foo Fighters – Live

Roswell / RCA / Sony
VÖ: 19.07.2021
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

How deep is your joke?

Ein sogenanntes Vanity Project muss man sich leisten können. Dave Grohl hat genug in seiner Vita stehen, um sich einiges erlauben zu können. Zum Beispiel sich dank einer Verletzung einen Thron für Livekonzerte bauen zu lassen, um damit sitzend Gigs zu bestreiten. Oder sich famose Drum-Offs mit dem Tier aus der Muppet Show oder einem 10-jährigen Jungen zu liefern. Natürlich darf er auch seine Foo Fighters seit nun gut zwei Jahrzehnten immer mehr zum Inbegriff der Alternative-Rock-Mittelmäßigkeit werden lassen – größere Lichtblicke wie "Wasting light" oder kleinere wie jüngst das etwas frischere "Medicine at midnight" mal ausgenommen. Wenn dieser Dave Grohl also nun entscheidet, sich und seine Mitstreiter in bunte Klamotten zu kleiden und in Anlehnung an die seligen Gebrüder Gibb als Disco-Kapelle Dee Gees das Land unsicher zu machen, dann hat man das eben zu akzeptieren. Ob man es gut finden muss, steht auf einem anderen Blatt.

Die Karriere der Bee Gees war lang und wendig, die Foo Fighters konzentrieren sich allerdings auf die Ära Ende der Siebzigerjahre, als die drei Australier vor allem mit dem Soundtrack zu "Saturday night fever" die Welt eroberten. Fünf Titel enthält "Hail Satin" – zum Appendix kommen wir später – und zumindest der Titel beantwortet die Frage nach Homage oder Persiflage deutlich in zweitere Richtung. Von der erwähnten Filmuntermalung stammen "Night fever" und "More than a woman" sowie das bereits zuvor veröffentlichte "You should be dancing", damals im Jahr 1976 der erste Disco-Feger des Trios. Mit "Shadow dancing" gibt es sogar einen Hit des jüngeren Bruders Andy Gibb, der zeigte, dass inmitten der Bee-Gee-Mania quasi auch alle Verwandten an die Chartspitze schießen konnten. Passenderweise darf hier Drummer Taylor Hawkins ans Mikro. Ein Wunder, dass Grohl & Co. mit "Stayin' alive" die offensichtlichste Wahl umschiffen.

Denn ansonsten ist "Hail Satin" durchschaubar und konfus zugleich. Die Originale werden mit etwas mehr Gitarrengesummse eins zu eins kopiert, Grohls eigentlich markantes Organ erkennt man unter dem immerhin gekonnten Falsett gar nicht wieder. Es klingt, als ob die Foo Fighters Spaß an diesem Maskenball haben, und doch bleibt der Wert fraglich. Für eine Verarschung ist die Umsetzung zu unlustig, für eine aufrichtige Verbeugung ist die Beschäftigung mit diesen Kompositionen zu oberflächlich, der Mehrwert zu gering. Um diesen wenigstens quantitativ zu pushen, streckt die Band das Paket mit fünf Livetracks der Songs des letzten Albums "Medicine at midnight" von EP- auf Albumlänge. Und öffnet so der Wahllosigkeit noch mehr Türen.

Prinzipiell lässt sich gegen diese ohne Publikum, aber mit Laune runtergespielten Versionen nichts sagen. Aber eben auch fast nichts dafür. Die Backingvocals in "Making a fire" haben vielleicht noch etwas mehr Charme als im Original, aber sonst regt sich da nicht mehr als ein Achselzucken für weitere fast identische Fassungen bereits bekannter Songs – diesmal eben von den Foo Fighters selbst. "Hail Satin" und sein Live-Anhängsel sind genau eins: ein Vanity Project von Dave Grohl, wie es im Buche steht. Dass die Truppe kürzlich beim Gig in Kansas City einmal mehr die hasserfüllten, protestierenden Mitglieder der Westboro Baptist Church im Disco-Fummel trollte, macht die Sache natürlich wieder deutlich sympathischer. Da verzeiht man Grohl sogar dieses absolut überflüssige Souvenir.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Night fever
  • Making a fire (Live)

Tracklist

  • Part 1
    1. You should be dancing
    2. Night fever
    3. Tragedy
    4. Shadow dancing
    5. More than a woman
  • Part 2
    1. Making a fire (Live)
    2. Shame shame (Live)
    3. Waiting on a war (Live)
    4. No son of mine (Live)
    5. Cloudspotter (Live)
Gesamtspielzeit: 39:07 min

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