Descendents - 9th & Walnut

Epitaph / Indigo
VÖ: 23.07.2021
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Und was machst Du so?

Seien wir mal ehrlich: Mit Descendents verhält es sich wie mit den meisten alten Schulfreunden. In der Jugend verbringt man gemeinsam neben dem leidigen Drücken der Schulbank vermutlich einige der coolsten Jahre seines Lebens und verliert sich nach dem Abschluss dann irgendwann aus den Augen. Auf Ehemaligentreffen oder bei zufälligen Begegnungen lässt man die tollsten Stories der Vergangenheit zum x-ten Mal noch besser Revue passieren und verspricht sich gegenseitig, sich von nun an aber wirklich mal wieder öfter zu sehen. Das passiert natürlich nicht, weil man in der Gegenwart doch kaum noch etwas gemeinsam hat. Es reicht ja, wenn man sich in ein paar Jahren mal wieder über den Weg läuft. So löste die Ankündigung eines neuen Descendents-Albums nach langer Zeit eher ein Schulterzucken aus. Braucht es das wirklich noch? Die Punk-Veteranen werden doch ohnehin nicht besser klingen als auf den Genre-Meilensteinen "Milo goes to college" oder "Everything sucks" zu ihren jeweiligen Zeiten. Oder doch?

Nein, natürlich nicht. Dabei haben die Songs ein paar Jahrzehnte zu viel auf dem Buckel, wurden sie doch zwischen 1977 und 1980 geschrieben, also noch kurz vorm Durchbruch, in zwei Sessions 2002 und 2020 aufgenommen, aber erst jetzt veröffentlicht. Zweifelsohne geht es von Beginn an in die gewohnten Vollen. Schließlich gilt es, 18 Stücke in 25 Minuten abzuarbeiten. So rattern "Sailor's choice" und die folgenden drei Stücke in bewährter Manier im rotzig-rockigen Minutentakt an einem vorbei, bevor die Kalifornier mit "Nightage" und seinen 2 Minuten und 23 Sekunden einen Song von nahezu epischer Länge raushauen. Mehr Zeit bedeutet in diesem Fall auch mehr Platz für einen melodischen und fast schon poppigen Refrain. Da bleibt die Zeile "She is playing with my heart" doch zumindest kurzzeitig im Ohr. Ähnlich catchy gehen die Herren bei "Mohicans" zur Sache, was beiden Songs einen gewissen Wiedererkennungswert verleiht.

Das gilt gewissermaßen auch für "Glad all over", eine beschwingte Coverversion des 1964er-Klassikers von The Dave Clark Five. Über weite Strecken von "9th & Walnut", das Stevenson und seine Mitstreiter übrigens nach der Adresse ihres ersten Proberaumes benannt haben, dominiert dann aber doch das bekannte Muster aus Punkrock und 80s-Hardcore. Handwerklich einwandfrei, aber irgendwie nicht mehr so fesselnd wie damals. Vielleicht ist es aber auch nur ein leicht verklärter Blick in die Vergangenheit. Viele Parties mit den damaligen Schulfreunden wurden komischerweise auch mit jeder nachträglichen Erzählung besser und legendärer. Man weiß es nicht. Alles zu seiner Zeit. Besten Dank für die schönen Erinnerungen, Milo & Co! Bis irgendwann dann mal wieder.

(Jochen Gedwien)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nightage
  • Mohicans
  • Glad all over

Tracklist

  1. Sailor's choice
  2. Crepe Suzette
  3. You make me sick
  4. Lullaby
  5. Nightage
  6. Baby doncha know
  7. Tired of being tired
  8. I'm shaky
  9. Grudge
  10. Mohicans
  11. Like the way I know
  12. It's a hectic world
  13. To remember
  14. Yore disgusting
  15. It's my hair
  16. I need some
  17. Ride the wild
  18. Glad all over
Gesamtspielzeit: 25:24 min

Im Forum kommentieren

fakeboy

2021-08-12 13:46:38

Das neue Album ist am Entstehen - Songs von Milo und Stephen wurden bereits aufgenommen. Es fehlen noch welche von Bill und Karl. Die Rede war mal von einem Release in 2022.

Zu 9th & Walnut kann ich kaum noch was sagen, was ich nicht schon gesagt hätte. Tolle Platte. Der Rezensent soll bitte niemals mehr etwas zum Thema Punkrock schreiben.

Dagon

2021-08-11 19:56:40

Nach mehreren Hördurchgängen bleibe ich bei (ziemlich guten) 8/10 Punkten.
Die meisten Songs machen wahnsinnig viel Spaß und strahlen eine jugendliche Unbekümmertheit aus, während die typischen Descendents-Trademarks - großartige Melodien, vertrackte Songparts, das wirbelnde Schlagzeugspiel von Bill, melodische Bassläufe, ... - vorhanden sind. Erstaunlich, dass die Descendents schon ganz zu Beginn ihrer Karriere so großartige Songs hatten. Die tolle Produktion trägt zum Gesamtbild bei und wertet die zwei mir vorher bekannten Songs (It'a a hectic World, Ride The wild) gegenüber der Fat-Ep deutlich auf.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein neues Album mit neuen Songs!

fakeboy

2021-08-02 09:38:14

Bei Nightage, I'm Shaky und Yore Disgusting tendiere ich übrigens zu 8/10. Und Grudge fand ich zunächst den schwächsten Song - der gefällt mir aber immer besser, vor allem der Gesangspart von Frank Navetta (der an dieser Stelle ein bisschen wie Frank Black klingt).

fuzzmyass

2021-08-02 00:57:15

"nicht besser als die letzten 2 Alben mit Egerton und Alvarez sondern einfach anders."


Anders UND besser ;)
Mir gefällt der Stil so einfach mehr, aber Geschmäcker halt...

fakeboy

2021-08-02 00:15:16

Poster hab ich auch erhalten, Sticker nicht...

Navettas Gitarre ist herrlich schrammelig. Zusammen mit den melodischen Bassläufen von Tony Lombardo wunderbar treibend. Ich hör die Platte ununterbrochen seit einer Woche. Bin nicht mit Fuzzymass einverstanden - nicht besser als die letzten 2 Alben mit Egerton und Alvarez sondern einfach anders.

Sailor's Choice 8/10
Crepe Suzette 7/10
You Make Me Sick 8/10
Lullaby 7/10
Nightage 7/10
Baby Doncha Know 8/10
Tired Of Being Tired 9/10
I'm Shaky 7/10
Grudge 7/10
Mohicans 9/10
Like The Way I Know 8/10
It's a Hectic World 8/10
To Remember 9/10
Yore Disgusting 7/10
It's My Hair 8/10
I Need Some 7/10
Ride The Wild 8/10
Glad All Over 7/10

Alles in allem bleibe ich bei 8/10. Die Rezi ist einfach Müll.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum