
The Go! Team - Get up sequences part one
Memphis Industries / IndigoVÖ: 02.07.2021
Halb hingehört
Dass The Go! Team aus Brighton zu den großen Spaßmachern im alternativen Musikzirkus gehören, sollte dem ein oder anderem bekannt sein. So passte es wunderbar für das Sextett, das letzte Album "Semicircle" mit dem amateurhaften bis chaotischen Flair einer Schul-Big Band zu veredeln. Mit großer Freude wurde das Unperfekte, der schiefe Ton gefeiert. Ehrensache für die Briten, dass dabei trotzdem kunterbunte Stimmungsaufheller zustande kamen, die von großer Vitalität und Lebensfreude kündeten. Im Prozess der Aufnahmen zu "Get up sequences part one" trübte sich jedoch der Himmel merklich ein: Chefdompteur Ian Parton litt unter Gehörverlust auf einem Ohr, bekannte Songs hörten sich für ihn auf einmal ganz anders und ungewohnt an. Vielleicht ist es dieser Malaise geschuldet, dass Album Nummer sechs etwas geordneter und strukturierter daherkommt. Der Wunsch nach etwas Orientierung mag dazu geführt haben, dass es dieses Mal trotz eines erneut großen Spaßfaktors nicht ganz so kunterbunt zugeht.
"Let the seasons work" bietet natürlich direkt wieder die Trademark-Fanfaren der Bläser-Sektion, Flöten-Töne in Spielzeug-Haptik und einen munteren Rhythmus. Doch gerade der Gesang gefällt sich in einer harmonischen Milde, die eben nicht die grellen Grafittis an die Wand sprüht – ein fröhlich aufgelegter Sommer-Song, der jedoch nicht übersprudelnd ins Zimmer platzt. "Cookie scene" mit den von der Band bekannten Raps zelebriert den HipHop in seiner friedlichen, dezent bunten Form. Das ist wieder fröhlich, aber eben nicht überdreht, im Gegenteil, die Rhymes und auch die Flöten kommen sehr strukturiert daher.
Es gibt natürlich auch auf dieser Platte Ungewohntes bis Schräges. Mit einer Folk-Mundharmonika würde man selbst bei The Go! Team nicht unbedingt rechnen, dass sie dann trotzdem vorkommt, sollte aber eben auch nicht groß überraschen. "We do it but never know why" zeigt dann erneut auf, dass sich The Go! Team auf diesem Album auch in edler Anmutung präsentieren wollen. Der Groove ist lässig, fast zurückgelehnt und auch der Gesang drängelt nicht ungeordnet nach vorne. Ein bisschen was aus der Rumpelkammer darf es dann mit "Freedom now" aber doch sein, hier fetzen alarmierende Klangerzeuger auch mal etwas ruppiger durcheinander.
Auch "Pow" mit seinem etwas verqueren, asiatischen Flair und seinen aufwieglerischen Raps geht schön nach vorne, beheimatet aber auch eine harmonieselige Orgel in seinen Eingeweiden. Auch "I loved you better" verbindet den klanglichen Schrottplatz mit weichen Melodien. Das Chaos wird auf "Get up sequences part one" eben gerne in Harmonisches eingemeindet. Und so ist auch "A bee without its sting" geschmeidig fließendes Pop-Gold, mit lebensbejahendem Refrain, gutmütigen Bläsern und einem Beat, der schlechte Laune nur vom Hörensagen kennt. Diese einfachen, klaren Songs sind dieses Mal die Höhepunkte einer Platte, die nicht zu viel ins Kraut schießen lässt, sondern des öfteren einer einfachen Melodie den Vorzug gibt. Muss ja auch mit einem Ohr funktionieren.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Let the seasons work
- We do it but never know why
- A bee without its sting
Tracklist
- Let the seasons work
- Cookie scene
- A memo for Maceo
- We do it but never know why
- Freedom now
- Pow
- I loved you better
- A bee without its sting
- Tame the Great Plains
- World remember me now
Im Forum kommentieren
Armin
2021-07-06 10:37:30- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
XTRMNTR
2021-07-03 08:13:56
Die flummiballmäßige Energie ist genau mein Problem mit der Band.
Auf Albumlänge wird es dann doch etwas anstrengend. Für einzelne Songs aber immer mal gerne.
Gordon Fraser
2021-07-03 01:36:06
Kommt noch 'ne Rezi? Unfassbar, dass es die schon mehr als 20 Jahre gibt. So eine flummiballmäßige Energie will ich auch haben.
Armin
2021-06-15 17:10:03- Newsbeitrag
Armin
2021-05-12 19:30:37- Newsbeitrag
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