Noel Gallagher's High Flying Birds - Back the way we came: Vol. 1 (2011-2021)

Sour Mash / Indigo
VÖ: 11.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Why he? Why not.

"You know we can't go back", hieß es mal bei Noel Gallagher. Jetzt aber doch: "Back the way we came: Vol. 1 (2011-2021)", eine Rückschau nach runden zehn Jahren in seiner Band mit dem umständlichen Namen Noel Gallagher's High Flying Birds. Natürlich ist es anachronistisch im Streaming-Zeitalter, bereits nach drei regulären Alben und quasi einem weiteren, das sich 2019 und 2020 auf drei EPs verteilte, eine solche Bilanz zu ziehen. Aber der Zeitgeist kratzt Gallagher schon lang nicht mehr, auch wenn er sich auf den letzten Releases mit Psychedelia und Tanzbeats verhältnismäßig experimentierfreudig zeigte. Die reguläre Werkschau bestückt die ersten beiden Discs. Nummer eins kümmert sich um das selbstbetitelte Debüt und "Chasing yesterday", die Nachfolgerin enthält Songs von "Who built the moon?" und der EP-Trilogie aus "Black star dancing", "This is the place" und "Blue moon rising". Dazu ist jeweils ein neuer Song am Ende enthalten.

Insbesondere die Singles der ersten beiden Alben föhnen mit einigen der besten Gallagher-Melodien förmlich platt. "Everybody's on the run" und "Ballad of the mighty I" geben sich majestätisch und buchstabieren immer noch "H.Y.M.N.E." in jeder Sekunde. Die beschwingten "The death of you and me" und "In the heat of the moment" erreichen zwar nicht ganz diese Höhen, aber zeigen doch, warum sie damals zurecht jeweils die Vorboten waren. Dieses fantastische Programm darf natürlich nicht durch eine schwache Zugabe runtergezogen werden – Ehrensache, dass mit "We're on our way" der bessere Neuzugang die Scheibe beschließt. So melancholisch hat man den Briten selten gehört, wenn er "Stood on top of the world / And when the cold wind blows / You say the chill don't matter" singt und im Anschluss noch "Good luck in the afterlife" wünscht. Wundervoll.

Im Anschluss werden auf "Back the way we came" die Stücke von "Who built the moon?" und den folgenden EPs bunt gemischt. Unklar bleibt, warum die tollen "She taught me how to fly" und "If love is the law" mit Abwesenheit glänzen, obwohl sie Singles waren. "Holy mountain" ist derweil immer noch ein herrlich flötendes Gerumpel und das live nur mit akustischer Gitarre und Klavier aufgenommene "Dead in the water" ein wahrlich ergreifendes Stück. Die beatlastigen Gehversuche in den hooklosen "Black star dancing" und "Blue moon rising", nach denen Billy Corgan später sein "Cyr" modellierte, können da nicht mithalten. "This is the place" wälzt sich jedoch angenehm in Erinnerungen an Gallaghers Kollaborationen mit The Chemical Brothers. Das neue "Flying on the ground" ist ein ansprechender Song, der frei nach dem Albumtitel in den Lyrics mit "rolling stone[s]" und "setting sun[s]" um sich wirft sowie mit Backgroundchor und Bläsern gewohnte Gewässer beschwimmt.

Als Gimmick wartet auf einem dritten physischen oder digitalen Silberling eine Sammlung von zum Großteil bisher unveröffentlichten Remixes, akustischen Versionen und Instrumentals – leider weitgehend lieblos ohne Blick auf einen guten Fluss zusammengestellt. Wer braucht beispielsweise das ohnehin schon schwache "Black star dancing" in drei weiteren Versionen, teils mit zehn Minuten Rumgenudel? Warum nicht ein paar tolle B-Seiten wie "The good rebel", "Alone on the rope" oder das als Closer prädestinierte "A simple game of genius" mitnehmen? Die hübschen akustischen Versionen entschädigen etwas, zumal "The man who built the moon" sowieso eine Single und im Hauptprogramm hätte sein sollen. Die Demo "International magic", der einzige hier unbekannte Songtitel, ist eine Art zahmer Bruder von "Fort Knox", ein Instrumental im Dreivierteltakt – launig, aber auch kein Anreiz, diese Disc durchzuhören. Die anderen beiden reichen ja allerdings als Visitenkarte. Jetzt bitte: Material für "Vol. 2".

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Everybody's on the run
  • If I had a gun...
  • Riverman
  • Ballad of the mighty I
  • We're on our way now
  • Holy mountain
  • Dead in the water (Live at RTÉ 2FM Studios, Dublin)

Tracklist

  • CD 1
    1. Everybody's on the run
    2. The death of you and me
    3. AKA... what a life!
    4. If I had a gun...
    5. In the heat of the moment
    6. Riverman
    7. Lock all the doors
    8. The dying of the light
    9. Ballad of the mighty I
    10. We're on our way now
  • CD 2
    1. Black star dancing
    2. Holy mountain
    3. A dream is all I need to get by
    4. This is the place
    5. It's a beautiful world
    6. Blue moon rising
    7. Dead in the water (Live at RTÉ 2FM Studios, Dublin)
    8. Flying on the ground
  • CD 3
    1. It's a beautiful world (Instrumental)
    2. If I had a gun... (Acoustic version)
    3. Black star dancing (Skeleton Key remix)
    4. Black star dancing (12'' mix instrumental)
    5. The man who built the moon (Acoustic version)
    6. International magic (Demo)
    7. Blue moon rising (Sons Of The Desert remix)
    8. The dying of the light (Acoustic version)
    9. This is the place (Skeleton Key remix)
    10. This is the place (Instrumental)
    11. Black star dancing (The reflex revision)
    12. Be careful what you wish for (Instrumental)
Gesamtspielzeit: 142:49 min

Im Forum kommentieren

Huhn vom Hof

2023-11-12 14:09:36

Danke für eure Tipps :) Die 2015er Songs kenne ich von der Bonus-CD von "Chasing Yesterday", die 2011er Songs packe ich mir gleich mal auf den mp3-Player.

Pluspuls

2023-11-12 12:00:30

@Huhn: Ich hätte da noch folgende Nonalbumsongs zu empfehlen:

2011er-Phase

A Simple Game Of Genius
Alone On The Rope
Let The Lord Shine A Light On Me
Shoot A Hole Into The Sun
AKA... What a Life! [The Amorphous Androgynous Remix]

2015er-Phase

Do The Damage
Freaky Teeth
Revolution Song


Hoschi

2023-11-10 22:14:06

Auf jeden Fall " death to the water".

Huhn vom Hof

2023-11-10 21:54:35

Gibt es gute Noel-B-Seiten, die man kennen muss?

Kojiro

2021-06-21 16:30:07

Joah, mit Gem und Chris hat man eben wieder zwei absolute Profis in der Band. Kein Vergleich zu der Kirmestruppe, die Noel anfangs am Start hatte. Jetzt müsste sich nur Liam auch mal n paar vernünftige Musiker suchen oder Bonehead dauerhaft einbinden.

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