Motorpsycho - Kingdom of oblivion

Stickman / Soulfood
VÖ: 16.04.2021
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Weniger Umwege

Vor einem schier unüberwindbaren Berg steht der geneigte Musikbegeisterte, der den Erstkontakt mit Motorpsycho wagt. Die Menge an Studioalben, Live-Veröffentlichungen, EPs und dergleichen mehr überfordert selbst den eingefleischten Fan und wirkt auf Neueinsteiger entsprechend einschüchternd. Dass dem Erscheinen eines neuen Albums aus dem Hause der fleißigen Norweger indes auch immer gleichzeitig die Vorfreude auf die nächste Platte innewohnt, hat schlicht mit der unglaublichen Qualität zu tun. Und so heißt es auch im Falle von "Kingdom of oblivion": Da sind sie (schon) wieder!

Nur wenige Monate nach dem Abschluss einer ungemein spannenden Trilogie, die aus "The tower", "The crucible" und schließlich "The all is one" bestand, präsentiert das skandinavische Trio das nächste Großwerk. Rund 70 Minuten lang liefern Bent Sæther, Hans Magnus "Snah" Ryan und Tomas Järmyr eine stimmige Fahrt durch den ganz besonderen, höchst eigenständigen Klangkosmos. Was dabei alleine in den beiden Auftaktstücken "The waning pt. 1 & 2" und "Kingdom of oblivion" passiert, dafür benötigen andere ganze Alben. Erfrischend: Die entschlossen rockige Note überzeugt in vollem Umfang, wenngleich die für Motorpsycho typischen leisen Augenblicke selbstredend nicht zu kurz kommen. Nach einem stillen Zwischenpart holt die Band in "The united debased" zum nächsten Epos aus und beweist: Motorpsycho bleiben sich treu, ohne neue Ideen zu vergessen.

Ihrer anerkannt hohen Kunst geschuldet ist, dass auch eine Strecke von drei zurückhaltenden Songs statt Langeweile eben doch Spannung erzeugt und überleitet zum nächsten überlangen Titel "At empire's end". Auf ein an frühere Zeiten erinnerndes "The hunt" und das ganz reduzierte "After the fair" folgt schließlich einer der Höhepunkte von "Kingdom of oblivion". Der Ideenreichtum von "The transmutation of cosmoctopus lurker" ist schier überwältigend, die Gitarrenparts sind hinreißend. "Cormorant" führt das ganze Spektakel zum stillen Finale.

Wie sie das wohl alles hinbekommen? Wie sie einerseits modern klingen und andererseits famose Reisen in die Sechziger- und Siebzigerjahre unternehmen? Motorpsycho bleiben eine der besten Formationen aus dem weitverzweigten Reich der Rockmusik. Dass sie auf "Kingdom of oblivion" ein paar Abzweigungen weniger einschlagen als zuletzt, beim Songwriting bewusst direkter das Ziel ansteuern und gleichzeitig ihrem prägenden Wechselspiel aus laut und leise treu bleiben, macht die Hauptqualität aus. Kurz gefasst: mehr Rock, mehr Metal, mehr Direktheit, etwas weniger Jazz. Ein Mix, den in Gänze zu erschließen, wieder einige Zeit benötigen wird. Stets in dem Bewusstsein, dass die schrittweise Erarbeitung des Albums wohl wieder ganz rasch vom nächsten Streich eingeholt werden dürfte. Aus diesem prinzipiell wundervollen Dilemma kommt nicht heraus, wer Motorpsycho liebt oder neu für sich entdeckt.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The waning pt. 1 & 2
  • At empire's end
  • The transmutation of cosmic lurker

Tracklist

  1. The waning pt. 1 & 2
  2. Kingdom of oblivion
  3. Lady may 1
  4. The united debased
  5. The watcher (featuring The Crimson Eye)
  6. Dreamkiller
  7. Atet
  8. At empire's end
  9. The hunt
  10. After the fair
  11. The transmutation of cosmic lurker
  12. Cormorant
Gesamtspielzeit: 70:25 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2024-07-19 20:44:09

Höre das Album gern einfach ab Track 5. Da ist das dann ne ziemliche Einheit und ein richtig interessantes Album.

dreckskerl

2023-01-04 11:09:08

Bin, wie bei deinen bisherigen Wertungen der MP Alben ziemlich bei dir.
Sehe auch die Highlights genauso.

Ich finde, dass Album ist schlicht aufgefüllt mit zum Teil nicht besonders gutem Material. B-Ware halt.

Das schwächste MP Album neben der "Eggplant".

Mayakhedive

2023-01-04 11:02:08

Ein komisches Album irgendwie, das in meinem Ranking vermutlich ziemlich weit unten landen würde.
Klar, ich finde hier einige Highlights ("The Waning", "United Debased", "Transmutation..."!!!), "Dreamkiller" und "The Hunt" mag ich, wie auch den Ausklang mit "Cormorant".
Manches allerdings klingt nach B-Seite oder als wären noch ein paar Einsprengselskizzen vom Einhorn übrig ("The Watcher", "Atet", "After the Fair"). Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, aber hier entsteht für mich wirklich so gar kein Fluss und es wirkt irgendwie zerfahren.

Jetzt wo ich MACHINAs Post überfliege, spielt das Angesprochene vielleicht in mein Problem mit rein. Es fängt an wie ein "klassisches" Motorpsycho-Album, nimmt dann einen recht anderen Weg aber den auch eben nicht so in letzter Konsequenz.

VelvetCell

2021-12-30 23:30:02

Ich habe es neulich auch noch mal aufgelegt. Und es bleibt dabei: Zündet nicht so recht. Großartige Momente, klar. Aber insgesamt werde ich nicht so recht warm. Aber solche Phasen hatte ich immer mal mit den Jungs. Das vergeht.

The MACHINA of God

2021-12-30 17:14:31

Jahresendbetrachtung

Echt bisschen vergessen hatte ich das Album. Denn für ein Motorpsycho-Album fand ich das sehr unterwältigend. Und vielleicht war/ist meine Motorpsycho-Phase auch grad vorbei (kommt sicher wieder). THat being said, habe ich mich gerade mit allem nach dem ersten Drittel sehr angefreundet. Die ersten 4 Songs sind mir fast zu trocken und sehr Malen-nach-Zahlen, aber ab Track 5 schaffen es Motorpsycho eine Atmosphäre aufzubauen, wie sie auf den düstersten Phasen des Einhorns zu hören war. Quasi: zum ersten mal mag ich die ruhigen Stellen mehr auf einem MP-Album als die härteren. Das ist komisch. Am Ende gibt es dann aber das Über-Gitarren-Highlight "The Transmutation of CosmoctopusLorkus", was dann einfach alles wieder vereint. Mega. Trotzdem als gesamtes etwas zwiespältig und sicher nicht in der oberen Diskographie-Hälfte anzusiedeln. Was gesamt aber immer noch irgendwie ne 7,5-8/10 macht. :D

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