Eyehategod - A history of nomadic behavior

Century Media / Sony
VÖ: 12.03.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Im Morast

Harte Kost im doppelten Sinne servieren Eyehategod ihren Fans mit kurzen Unterbrechungen seit mehr als drei Jahrzehnten: Hart im Stil und oft ebenso hart zu verdauen. Dass sich die US-Amerikaner dabei trotz ihrer konsequenten Sperrigkeit immer wieder tief in die Gehörgänge eingraben, liegt an ihrer unumstrittenen Klasse im Kosmos des Slugde-Metal. Mit "A history of nomadic behavior" schleudern sie sieben Jahre nach ihrer letzten regulären Veröffentlichung jetzt wieder einen veritablen Wutbrocken in Richtung Anhängerschaft.

Vom ersten Ton, von der ersten Zeile, vom ersten Riff an berserkert sich das Quartett um Sänger Mike Williams durch sein Repertoire der rohen Entschlossenheit. In "Built beneath the lies" spuckt Williams gleich zu Beginn seinen gewohnt kaum zu verstehenden Text heraus, dazu sägen Gitarre und Bass unerbittlich und zerlegen konsequent alles, was nach allgemeinem Verständnis an musikalische Schönheit erinnert. Dass Eyehategod sich bei aller Rohheit auch auf das feine Wechselspiel im Tempo verstehen, beweist das anschließende "The outer banks", das sich zunächst tieftönend und mit Wonne vor sich hinschleppt, bevor es zum furiosen Ausbruch kommt.

Ohnehin steckt im tiefen Morast des Gesamtgebildes eine Menge Abwechslung, die Schicht um Schicht freigelegt werden möchte. Die bewegte Geschichte der Band inklusiver herber Schicksalsschläge hat unüberhörbare Spuren hinterlassen, dazu gesellt sich eine greifbare Wut. Als politische Band verstehen sich Williams und seine Mitstreiter nach eigenem Bekunden nicht, streiten aber nicht ab, dass sich die Ereignisse der letzten Zeit rund um die US-Wahlen und die Pandemie unterschwellig auf den Entstehungsprozess ausgewirkt haben. "A history of nomadic behavior" ist wohl das Ventil, um das Angestaute loszuwerden. Fast beängstigend authentisch wirkt das beim Zuhören. Wie Williams zum Beispiel in "Current situation" die Zeilen herausbrüllt, sie dabei nahezu zerbeißt, schreiend leidet und sich musikalisch häutet, ist so irritierend und verstörend, dass man fast geneigt ist, kurz zu prüfen, ob alle Türen und Fenster verschlossen sind.

Die Könnerschaft, mit der Williams und Kollegen das Grobe, Hässliche und schwer Verdauliche hier wieder einmal zu einem überzeugenden Parforceritt vermengen, ist anhaltend beeindruckend. Vielleicht ist es sogar gut, dass sich die Herren zwischen ihren Veröffentlichungen gerne eine Menge Zeit lassen – die Erarbeitung ihrer Kunst erfordert schließlich eine enorme Portion Aufmerksamkeit. Und nicht zuletzt die Bereitschaft, sich überhaupt darauf einzulassen. Denn: Es tut weh. Immer und immer wieder.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Built beneath the lies
  • The outer banks
  • Every thing, every day

Tracklist

  1. Built beneath the lies
  2. The outer banks
  3. Fake what's yours
  4. Three black eyes
  5. Current situation
  6. High risk trigger
  7. Anemic robotic
  8. The day felt wrong
  9. The trial of Johnny Cancer
  10. Smoker's piece
  11. Circle of nerves
  12. Every thing, every day
Gesamtspielzeit: 41:47 min

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Klaus

2021-03-30 16:11:30

Vielleicht mal Corrections House checken.

MasterOfDisaster69

2021-03-30 16:01:07

Der Sound ist nicht das Problem, die Songs sind ueberwiegend ziemlich lahm und die Stimme nervt.

Dagegen die zweite Haelfte von "The Outer Banks" geht aber richtig gut, gibts in der Richtung noch was von der Band? Sonst doch echt etwas mau…

kiste

2021-03-14 14:22:09

Ich war nie ein Fan der Kapelle, werde es auch jetzt nicht. Der Gesang und die Musik sind mir zu anstrengend. Ich finde aber den Einwand über den Sound sehr interessant und bin gespannt, wie dieser von anderen Hörern empfunden wird. Ich habe mal einige alte Sachen angehört und mit der neuen Platte verglichen. Gut produziert war die Musik scheinbar schon immer. Bei der aktuellen Platte finde ich die Gitarre etwas zu präsent, der Rest geht schon. Da gibt es schlimmere Ausfälle in der jüngeren Vergangenheit, ich erinnere mich da an Baroness.

SammyJankis

2021-03-14 10:55:29

Soll man ja eben nicht. Der Sound ist dafür gemacht, dass es rough klingt und nicht wie aus der Dose. Hier hat man es übertrieben.

Galakthorroe

2021-03-14 10:04:31

Vinyl gleich bestellt und schon mal in den Amazon Audio Rip reingehört, finde die Produktion absolut okay und keinesfalls "glattproduziert" wie soll man diesen abartig geilen Sound der Band auch nur annährend verschönern.

08/10 Punkte bis jetzt.

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