Adult Mom - Driver

Epitaph / Indigo
VÖ: 05.03.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Bedroom with a view

Es wäre übertrieben, von einem Durchbruch zu sprechen, aber zumindest eine eingeschworene Runde glühender Fans konnten Adult Mom bereits vor vier Jahren mit ihrem Zweitwerk "Soft spots" für sich gewinnen. Auch, wenn das Feld von Künstlerinnen zwischen Bedroom- und Twee-Pop seit einigen Jahren gut bestellt ist, hat Stevie Knipe eine eigene kleine Nische für sich bewirtschaften können. Und das nicht zuletzt durch ihre Lyrics, welche die staubigen Pfade der Twentysomething-Verstimmung hin und wieder ordentlich aufwirbeln: "Do you full screen your porn / Do you think about me as you watch her crawl across the floor?“ So geht Herzschmerz eben auch.

Auf "Driver", dem dritten Album ihres zur Band gewachsenen Projekts und dem ersten, das sie co-produziert hat, beleuchtet Knipe ihre Coming-Of-Age-Geschichten mit einem erhöhten Maß an Distanz und Reife, bemerkbar sowohl in den Texten, als auch im Soundgewand der zehn neuen Stücke. "Passenger" eröffnet das Album mit dickem Kloß im Hals, sehnsuchtsvoll schluchzender Pedal Steel-Guitar und reumütig klagenden Zeilen so, wie andere Singer-Songwriter ihre Platten beenden. "I was a passenger in your car / And now I'm a ghost who won’t answer your call." Da kann es ja nur noch bergauf gehen.

Mit vollem Bandeinsatz, treibendem Rhythmus und lieblich säuselnden Hintergrundvocals evoziert "Wisconsin" die weniger schlecht gelaunten Klassiker der Weakerthans und klingt wie die goldene Eintrittskarte, die Adult Mom der legendären Punk-Institution Epitaph Records für einen Platz in deren Roster vorgelegt haben müssen. Die volle Breitseite Lo-Fi-Ästhetik bietet das umwerfende Kleinod "Breathing" mit seinen Strophen aus Plastik-Keyboardsounds, die an Owen Ashworth aka Casiotone For The Painfully Alone, den heimlichen Bruce Springsteen der 2000er-Jahre, erinnern. Das Wechselspiel aus rudimentärer und glasklarer Produktion geht hier voll und ganz auf. Überhaupt überzeugt "Driver" durch ein Maß an Professionalität und Dynamik, das im Bedroom-Pop zwangsläufig eher selten, aber absolut nicht unerwünscht ist.

Auch "Sober" wagt sich an die tragischerweise größtenteils vergessenen Casio-Presets, um eine entzückende Melodie unter die Geschichte zweier Menschen im Chaos einer gescheiterten Beziehung zu legen. Der Rest der Band kommt zu Hilfe, bevor es zu trostlos wird. In der zweiten Hälfte dieser mit 30 Minuten ohnehin recht kurzen Platte gehen Adult Mom leider etwas die Ideen aus, wodurch "Driver" letztlich etwas länger wirkt, als es tatsächlich ist. Das fällt allerdings kaum ins Gewicht, zumal mit "Frost" der Abschied deutlich versöhnlicher ausfällt, als "Passenger" es zu Anfang vermuten ließ: Zur Überraschung aller lässt jener Closer sogar noch ein knackiges Gitarrensolo da. Für die Zukunft gern mehr davon. Und bloß das alte Casio nicht vergessen!

(Lars-Thorge Oje)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Passenger
  • Breathing
  • Sober
  • Frost

Tracklist

  1. Passenger
  2. Wisconsin
  3. Breathing
  4. Berlin
  5. Sober
  6. Dancing
  7. Adam
  8. Regret it
  9. Checking up
  10. Frost
Gesamtspielzeit: 30:13 min

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Armin

2021-03-03 23:02:07- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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