K.I.Z. - Und das Geheimnis der unbeglichenen Bordellrechnung

Eklat / Vertigo / Capitol
VÖ: 03.12.2020
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Sternzeichen Penis

Bis das neue reguläre K.I.Z.-Album "Rap über Hass" erscheint, sind es noch ein paar Monate. Um die Wartezeit zu verkürzen, droppte die Band bereits im Dezember 2020 das Mixtape "Und das Geheimnis der unbeglichenen Bordellrechnung". Und da wir von Plattentests.de Rezensionrechnungen begleichen müssen, gibt es nun auch eine Kritik. Fans des Trios werden mit dem Werk sicherlich viel Spaß haben, alle anderen dürfte es aber eher kalt lassen. K.I.Z haben es sich im Flachwasser gemütlich gemacht, zwar ohne Schwimmflügel, aber dafür mit jeder Menge Ideen, die wahrscheinlich fünf Minuten vor der Aufnahme das Licht der Welt erblickten. Darf man von K.I.Z. mehr erwarten?

Der alte Humor ist präsent, wenngleich so mancher Gag nicht mehr recht zünden will. Es wird natürlich gefickt und gebangt, bis der Frauenarzt kommt. Was zu Beginn der 2010er noch als Kommentar zum Zustand des Deutschrap taugte, kommt nun meist recht abgeschmackt daher. Viele der Bumstracks geraten schlaff. Penis, hihihi. Im Ernst: Immer dann, wenn die Texte wirklich ins Absurde abgleiten, steigt auch der Unterhaltungswert. "Lecken im Puff" lässt keine Fragen offen. Und auch "Nutze die Chance" ist für einen Schmunzler gut. Mehr aber auch nicht. Passé ist die neue Ernsthaftigkeit, die "Hurra die Welt geht unter" etabliert hatte. Es gilt wieder, den alten Ruf zu verteidigen. Wie es Brauch ist, sind Tarek, Maxim und Nico die Härtesten, Krassesten und Hastenichtgehört. Darf man im Jahr 2021 eigentlich noch "derbe" sagen?

Die Beats sind überall und nirgends unterwegs. Mal gibt es Trap-Zitate, mal Ausflüge in die Neunziger. Dazwischen leider auch viel Leerlauf. Natürlich sind die Erwartungen an ein Mixtape nicht so hoch wie an ein reguläres Studioalbum. Dennoch wirken etliche Tracks einfach zu hingeschludert, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben. Wie gesagt, ist das alles halb so wild, aber eben auch ein bisschen ärgerlich. Manchmal gibt es durchaus musikalische Überraschungen. "Schluss mit Faxen" gefällt beispielsweise aufgrund abstrakter Elektronik-Samples. Das Intro "Eishockey" imitiert den bekannten Anfeuerungs-Jingle aus dem US-Sport, Beschleunigung inklusive. Kann man schon bringen. Spaß macht zudem "3 Jahre in Neapel", das mit seinem pumpenden Bass frappierend an eine bestimmte Gruppierung aus Stuttgart erinnert, jedoch viel zu schnell vorbei ist. Darf man im Jahr 2021 eigentlich noch "Fanta 4" sagen?

K.I.Z. sitzen seit jeher zwischen den Stühlen, sie wollten das so. Was als provokativer Gag begann, begeisterte rasch die Massen. Insofern ist "Und das Geheimnis der unbeglichenen Bordellrechnung" konsequent, da es sich auf die alten Kernkompetenzen der Rapper beschränkt. Das Problem ist, dass das Überraschungsmoment einfach weg ist. Die Texte sind stellenweise noch immer clever, nachzuhören in "Lifehack" oder "Autobahntunnelfischmenschen", wirklich provokant ist aber fast keine Line. Provokation muss natürlich auch kein Dauerzustand sein. Ob einfach nur der Quatsch rausmusste und "Rap über Hass" den "Hurra die Welt geht unter"-Weg fortsetzt? Es bleibt zu hoffen. Man darf aber zweifeln.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Schluss mit Faxen
  • Lifehack

Tracklist

  1. Eishockey
  2. Heliumballon
  3. Berghainschlange
  4. Nutze die Chance
  5. Sodomiten
  6. Lecken im Puff
  7. Fledermausmane
  8. Liegestütze
  9. Schluss mit Faxen
  10. Mein Penis
  11. 3 Jahre in Neapel
  12. Autobahntunnelfischmenschen
  13. Lifehack
  14. FBI und Interpol
  15. Katze
  16. Fick dein Arsch während du brennst
  17. Das alles ist Urlaub
Gesamtspielzeit: 41:40 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2021-02-18 14:16:08

Da kommt sicher einiges zusammen. Man wird ja auch älter und da findet man teils Sachen einfach nicht mehr so witzig. Trotzdem hat da meiner Meinung nach auch die Qualität deutlich abgenommen.

Corristo

2021-02-18 13:46:16

Ich habe die Jungs vor einer gefühlten Ewigkeit auch mal ziemlich abgefeiert und mich über die Texte teilweise kaputtgelacht. Immer schwierig zu sagen, woran es genau liegt, dass es jetzt nicht mehr so ist. Zunächst mal sind sie mir nicht mehr so sympathisch wie früher und wahrscheinlich fehlt auch etwas die Absurdität in den Texten. Es wirkt jetzt alles ein bißchen hölzerner. Es darf geröchelt werden.

Pascal

2021-02-17 20:03:18

Ich konnte es hören, ohne, dass es mich gestört hat, aber auch ohne, dass es mich sonst irgendwie bewegt hat. Einmal musste ich lachen. Das ist eindeutig zu wenig. 5/10 hätte ich wohl schon gegeben.

Insgesamt hätte ich mehr Lust auf ein zweites Album von VSK als ein neues von K.I.Z.

Affengitarre

2021-02-16 21:26:09

Fands leider auch furchtbar. Bis "Sexismus gegen rechts" hatte ich noch viel Spaß, das Promoalbum zur "Urlaub fürs Gehirn" war super und auch "Ganz Oben" war wieder ganz nett, aber sonst nahm die Qualität da kontinuierlich ab.

Christopher

2021-02-16 21:14:33

Joa, ich mag K.I.Z. eigentlich schon, aber das Mixtape hab ich kaum ausgehalten.

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