Celeste - Not your muse

Polydor / Universal
VÖ: 29.01.2021
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Fluch und Segen

Zuverlässig wie immer hat sie mal wieder zugeschlagen: Die britische Hype-Maschine. Kaum ein Release im noch jungen Jahr geht mit so vielen Vorschusslorbeeren an den Start wie das Debüt "Not your muse" der Engländerin Celeste. Kurze historische Abhandlung? Schon 2020 gab es bei den Brit Awards die Auszeichnung als "Rising Star" und einen gefeierten Auftritt mit dem Song "Strange". Das festliche "A little love" durfte gar die prestigeträchtige Weihnachtswerbung von John Lewis und Waitrose untermalen. Allerhand Mainstream-Wirbel, der so gänzlich ohne LP in der Hinterhand erstmal befremdlich wirken kann – wenn da nicht "Stop this flame" wäre. Ebendieser Song hat der Karriere der 26-Jährigen die Initialzündung verliehen – und das völlig zu Recht, stellt er doch auch auf "Not your muse“ das kristallklare Highlight dar. Wenn das frenetische Piano an Nina Simones "Sinnerman" erinnert und die Drums nach vorne galoppieren, ist der Weg geebnet für einen waschechten Hit. Mit einem Refrain zum Niederknien und auf den Punkt arrangierter Instrumentierung, die den nötigen Pomp auffährt, dabei aber nie der markanten Stimme von Celeste die Show stiehlt, strotzt der Song nur so vor Selbstbewusstsein und Kraft. "Tell me to stop but I keep on going."

Wer nun von "Not your muse" ein treibendes Hit-Feuerwerk erwartet, sollte die Erwartungshaltung allerdings drastisch anpassen. Denn auf dem Großteil der insgesamt zwölf Songs lässt es die in Brighton aufgewachsene Sängerin deutlich gesetzer angehen. Funktionieren tut das an einigen Stellen wunderbar. Zum Beispiel im eingangs erwähnten "Strange", das die ernüchternde Chronik einer Beziehung beschreibt. "From strangers to friends / Friends to lovers / To strangers again", sinniert Celeste, während sie mit ihrer markanten Stimme den Song ohne Probleme trägt. Auch "Ideal woman“ als entschleunigter Opener überzeugt mit einem schummrigen Arrangement, das mit kleinen Details glänzt und sich allmählich in ein sachtes Finale steigert. "I may not be your ideal woman / The one that’s gonna save you / Please don’t mistake me for somebody who cares." Charmant, weil ehrlich.

Leider hält "Not your muse" dieses hohe Niveau nicht durchgängig. Songs wie "A kiss" und "The promise" lassen im letzten Albumdrittel Intensität vermissen, wissen dies aber auch nicht mit musikalischer Raffinesse wettzumachen, wie sie beispielsweise von Kollegin Lianne La Havas an den Tag gelegt wird. Ein Übersong wie "Stop this flame" erweist sich auch dann gewissermaßen als Fluch, wenn die weiteren Uptempo-Nummern "Tonight tonight", "Tell me something I don't know" und "Love is back" im direkten Vergleich verblassen und zahm wirken. Letzteres gefällt immerhin mit einem schmucken, bluesigen R'n'B-Vibe. Der Weihnachtssong "A little love" wirkt im Albumkontext zudem äußerst deplatziert – hier hätte man es auch beim Single-Release belassen können. Es scheint, als wäre Celeste in eine gängige Falle getappt: Natürlich soll ein Debtütalbum das gesamte bisherige Schaffen abbilden. Auf "Not your muse" sorgt das allerdings für eine starke Schere zwischen tollen Vorab-Songs und Albummaterial, die einem geschlossenen Gesamtwerk im Weg steht.

(Hendrik Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ideal woman
  • Strange
  • Stop this flame

Tracklist

  1. Ideal woman
  2. Strange
  3. Tonight tonight
  4. Stop this flame
  5. Tell me something I don't know
  6. Not your muse
  7. Beloved
  8. Love is back
  9. A kiss
  10. The promise
  11. A little love
  12. Some goodbyes come with hellos
Gesamtspielzeit: 44:40 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2021-02-03 23:05:26

Haha, habe mich aber auch vorhin gewundert. 5/10 für das neue Album? Haben doch bisher immer ganz gut gemetert. :D

Eurodance Commando

2021-02-03 22:25:01

Na dann geh doch

Clown_im_OP

2021-02-03 22:09:18

Not my Celeste

Eurodance Commando

2021-02-03 21:55:12

Ähm...

chillblue

2021-02-03 20:32:06

Das Album finde ich deutlich besser als die 5/10 ... auch im Vergleich zu Arlo Parks, die ne 8/10 bekommen hat

Ich selbst würde es mit 7/10 einstufen.

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