
Kylie Minogue - Disco
BMG / WarnerVÖ: 06.11.2020
Late to the party
Es gibt Sachen, über die spricht man normalerweise einfach nicht. Bei Plattentests.de sind es neben diversen schreiberischen Jugendsünden auch die konsequenten Unterbewertungen der Kylie-Minogue-Alben. Zumindest alles, was bis einschließlich "Aphrodite" so über den Redaktionstisch lief. Hey, wenn selbst die Indie-Nerds bei Rate Your Music es erkannt haben, muss es stimmen: Seit ihrem selbstbetitelten Album aus 1994 bis hin zur erwähnten 2010er-Werk machte Kylie Minogue einfach tolle, eingängige und abwechslungsreiche Popmusik. Egal, ob sie – leider erfolglos – die Indie-Welt als "Impossible princess" besuchte oder sich zeitgemäß per Studio-Tricksereien hinter einem mysteriösen "X" versteckte. Klar, die letzten regulären Werke waren nicht doll und ein Weihnachtsalbum macht man auch nur, wenn's unbedingt nötig ist. Der Country-Kram von "Golden" ist jetzt jedoch vergessen. Ihre 15. Platte "Disco" lamentiert nicht lange herum, sondern trägt den Inhalt im Titel. Das ruft Erinnerungen an das Karrierehighlight "Fever" wach. Und dass man eigentlich gern mal wieder tanzen würde.
Worüber man außerdem nicht spricht: den tiefergehenden Wert dieses Dutzend Songs. Den gibt es schlichtweg nicht. Lyrischer Gehalt? "Do you believe in magic?" Jene Magie entsteht nicht durch komplexe Befindlichkeitspoesie. "Disco" kann als Konzeptalbum verstanden werden und das Konzept ist hedonistischer Exzess, bei dem Lyrics, die tiefschürfender als "All I need is just a little bit of your starlight" wären, nur stören würden. Stattdessen tänzelt man sich zu jenem aggressiv-grellen "Supernova" einen mittelschweren Ast ab und hat ohnehin immer so ungefähr die Hälfte des Albums im Ohr parat. So ein Choreinsatz wie im ohnehin schon kitschigen "Say something" dürfte eigentlich nicht funktionieren. Auch nicht die zentrale Message: "'Cause love is love, it never ends / Can we all be as one again?" Aber was kann man gegen diese Melodie ausrichten? Diese auf den Punkt gebrachte Produktion? Bei "Disco" geht es nicht um Inhalte. Nicht mal wirklich um einzelne Songs, es klingt eh alles recht ähnlich. Man lässt sich einfach fallen.
Dann schwebt man vorbei an den zackigen Streichern von "Miss a thing", erkennt "Magic" als gelungene Einführung in die Welt dieser kompakten Platte und merkt nicht mal, dass keine einzige Alibi-Ballade auf das Album geschmuggelt wurde. Selbst wenn es die Intros von "Where does the DJ go?" oder "Celebrate you" antäuschen mögen. Das ist oberflächlich, klar. Aber das gehört zum Plan dazu. Jessie Wares "What's your pleasure?" bediente die etwas sinnlichere Seite der Tanzfläche, Minogue geht dagegen meist in die Vollen. "I love it" bringt die feisteste Bläserfraktion mittendrin unter. Das lebhafte, mit den Vocoderstimmen an Daft Punks Seventies-Ausflüge erinnernde "Dance floor darling" erhöht einfach mal mittendrin das Tempo und lässt den Synthesizer wie eine Gitarre reinschreddern. Danach funktionieren die beiden schwächeren Stücke am Ende eher als willkommener Comedown und enttäuschen nicht mal. "I didn't get all dressed up here for nothing", schmettert Minogue. Sicher nicht. "Disco" schließt nahtlos an ihren guten Lauf an. Den wir hiermit nachträglich anerkennen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Miss a thing
- Supernova
- Say something
- Dance floor darling
Tracklist
- Magic
- Miss a thing
- Real groove
- Monday blues
- Supernova
- Say something
- Last chance
- I love it
- Where does the DJ go?
- Dance floor darling
- Unstoppable
- Celebrate you
Im Forum kommentieren
The MACHINA of God
2020-11-16 17:25:51
Liest sich wie ne gut bezahlte Auftragsarbeit.
Wenn schon ne 7/10 gutbezahlt ist, was kostet dann ne 9/10?
MopedTobias (Marvin)
2020-11-16 16:12:05
"Impossible princess" ist grandios. Auch für Pop-Hörer :)
Corristo
2020-11-16 16:00:31
Armin postet doch zu JEDER Band emsig Werbetexte, Veröffentlichungsdaten, Infos, Songs usw. :)
Spricht nicht grade für mich, aber ich muss gestehen, ich habe Kylie Minogue irgendwie bisher nicht richtig ernst- oder wahrgenommen, bis sie in der Nick Cave-Doku "20,000 Days on Earth" aufgetaucht ist. Klar, die hat nicht das geringste Problem damit, so eine Nummer wie "Where The Wild Roses Grow" zu bringen.
Das Album "Impossible Princess" scheint ganz vielversprechend zu wirken für jemanden, der normalerweise eher keinen Pop hört.
Jennifer
2020-11-16 15:03:41
Mist, wir sind aufgeflogen!
Weiter mit Plan B: Kohle von Mark Zuckerberg erhalten, weil wir für ihn immer so viele Daten über die wöchentlichen FB-Umfragen sammeln.
Hier stand Ihre Werbung
2020-11-16 14:52:16
Na klar, Armin macht Millionen mit plattentests.de, weil sich Sony und co. hier mit illegalen Finanzierungen Bewertungen von 7 Punkten erkaufen. Deshalb auch so viele Siebener! Das Rätsel ist endlich gelüftet.
Weiter mit der Bundeslade...
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